Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1016 - Zwischenspiel auf Karselpun

Titel: 1016 - Zwischenspiel auf Karselpun
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zumindest Cersonur um sie und Faddon kümmern.
    Dicht unter dem Plateau trieben die Karselpuner sie nach Westen, der tiefer sinkenden Sonne entgegen. Dann hatten sie es auf einmal nicht mehr so eilig wie zuvor. Der Grund wurde klar, als vor ihnen auf einer großen Lichtung Hütten auftauchten und eine Horde keulenschwingender Wilder auf sie zustürmte und die erfolgreichen Jäger mit Geheul begrüßte.
    „Es muß ein Stamm sein, der den Kranen bisher entging", vermutete Faddon. „Anders kann ich es mir nicht erklären."
    „Ruhig bleiben, nur nicht reizen!" riet Scoutie leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Und wenn sie uns abschlachten?"
    „Sie sind Vegetarier - hoffe ich."
    Einer der Eingeborenen legte ihr seine schmutzige Handfläche auf den Mund, eine eindeutige Geste. Dann sprach er zu den anderen in dem brummigen Idiom der Karselpuner. Seine Gesten ließen erraten, daß man über das Schicksal der Gefangenen beraten müsse. Allmählich trat etwas Ruhe ein. Vier mit Keulen versehene Eingeborene übernahmen die Wache, die anderen zogen sich an den Rand der Lichtung zurück.
    Die beiden Betschiden wagten es nicht zu sprechen. Sie saßen dicht nebeneinander auf dem mit Laub bedeckten Boden der Lichtung, ohne daß man sie gefesselt hätte. Immer wieder schweifte Scouties Blick zu jener Stelle des Waldrandes, an der sie die Lichtung betreten hatten. Wenn überhaupt, mußte die Rettung von dort kommen.
    Die Beratung dauerte lange, man schien sich nicht einig zu sein. Den Wächtern wurde es allmählich langweilig, und sie nahmen ihre Pflichten nicht mehr so genau. Trotzdem wäre eine Flucht sinnlos gewesen, aber zumindest wagten es die Gefangenen, wieder leise miteinander zu flüstern.
    „Es wird bald dunkel, Brether. Können die Karselpuner eigentlich nachts gut sehen?"
    „Ich habe bemerkt, daß sie nach Sonnenuntergang in ihren Hütten verschwinden. Sie sind ungern bei Nacht im Freien."
    „Könnte gut für uns sein."
    „Vielleicht. Warten wir es ab."
    Scoutie, die das Treiben in dem Hüttendorf beobachtete, sah zu ihrem Entsetzen, daß einige Karselpuner ein großes schalenförmiges Gefäß herbeibrachten und aufstellten. Ihr erster Gedanke war, daß man in ihm eine seltene und besonders schmackhafte Mahlzeit bereiten wollte, nämlich sie und Faddon.
    Sie stieß Faddon an.
    „Siehst du das? Wir sollen in den Kochtopf."
    Er schüttelte den Kopf.
    „Glaube ich nicht, Scoutie. Sie haben nicht einmal Feuer."
    Das stimmte allerdings. Ein Feuer hatten sie auch bei den befreundeten Eingeborenen unten im Dorf nicht bemerkt. Aber das beruhigte sie noch immer nicht vollends. Es gab auch andere Möglichkeiten ...
    Jetzt brachten einige Karselpuner Kräuter und Wurzeln, die in den großen Topf aus getrocknetem Lehm wanderten. Mit Holzstößeln wurde das alles zu einem Brei zerstampft. Dabei warfen die mutmaßlichen Köche den beiden Gefangenen immer wieder Blicke zu, die Scoutie allmählich nervös machten.
    „Gleich ist es dunkel, wir sollten verschwinden. Nimm du die beiden, die bei dir sitzen.
    Es gibt Steine hier."
    „Wir finden uns im Wald nicht zurecht, schon gar nicht, wenn es bald dunkel wird."
    „Willst du mit Wurzeln und Kräutern vermischt werden?" fragte sie brutal, um ihn zur Aktivität anzuregen. „Nun mach schon, Brether!"
    Er zögerte und blickte hinüber zu der immer noch tagenden Versammlung am Rand der Lichtung. Solange dort die Entscheidung nicht gefallen war, befanden sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr. Aber wenn die Beratenden auf die Lichtung zurückkehrten, war es für eine Flucht zu spät.
    Scoutie hatte recht. Die Gelegenheit war jetzt am günstigsten.
    Vorsichtig tasteten seine Hände die nähere Umgebung ab. Er fand einen faustgroßen Stein und verbarg ihn unter seinem Bein.
    „Wir warten, bis es noch dunkler geworden ist", schlug er vor.
    „Wir handeln, sobald die da drüben mit ihrem Palaver fertig sind", lautete ihr Gegenvorschlag.
    Er nickte stumm sein Einverständnis.
     
    *
     
    Obwohl es schnell dunkel wurde, hatten Cersonur und Mallagan keine Schwierigkeiten, der deutlichen Spur zu folgen. Man hätte sie selbst mit geschlossenen Augen nicht verfehlen können.
    Plötzlich hob der alte Krane den Arm.
    „Geräusche!" flüsterte er. „Ein Dorf wahrscheinlich. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät."
    Mallagan schwieg verbissen. Er ärgerte sich über den Leichtsinn seiner beiden Freunde und besonders darüber, daß Cersonur sie nicht rechtzeitig gewarnt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher