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1016 - Zwischenspiel auf Karselpun

Titel: 1016 - Zwischenspiel auf Karselpun
Autoren: Unbekannt
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sicherte er sich vorsichtshalber ab, „aber ein Mißverständnis kann ich natürlich nicht ausschließen. Ein Mißverständnis meinerseits, selbstverständlich. Ich habe vergeblich versucht, eine Verbindung nach Kran zu erhalten, um mir Gewißheit zu verschaffen. Nun bin ich auf mein eigenes Urteilsvermögen angewiesen. Eigentlich überschreitet das meine Kompetenzen ..."
    „Das Sternenreich unseres Herzogtums konnte nur errichtet werden, weil es Kommandanten, Offiziere und Mannschaften gab, die eigene Entscheidungen trafen, wenn es notwendig wurde", lockte Mallagan.
    Er will mich auf die Probe stellen, dachte Harsanfelger. Jetzt ist mir klar, daß ihn die Herzöge beauftragt haben. Aber ich darf mich nicht zu schnell entscheiden, es muß überlegt aussehen...
    „Eine Entscheidung gegen Jons wäre so gut wie unmöglich, gäbe es keine konkreten Anhaltspunkte für seinen Irrtum. Der ist insofern vorhanden, als Jons seine Meinung über euch änderte. Der Beweis für diese Meinungsänderung ist Keros, der Kommandant des 17. Nestes."
    „Und die Konsequenz?" drängte Mallagan der Entscheidung entgegen.
    „Die Konsequenz ...?" Harsanfelger zögerte mit der direkten Beantwortung der Frage.
    „Die Konsequenz dürfte sein, daß Jons bei seiner ersten Entscheidung, nämlich euch von Nest 17 abzuholen, im Auftrag des Herzogtums handelte. Die zweite Entscheidung war seine eigene und damit ohne Zustimmung Krans."
    „Eine logische und intelligente Folgerung, Harsanfelger. Jons hielt uns für etwas, das wir in Wirklichkeit nicht sind. Und gerade in dieser Hinsicht hat er sich geirrt."
    Also doch! dachte Harsanfelger. Sie sind Agenten und Ratgeber der Herzöge. Ich bin klüger als der Bote des Orakels!
    „Morgen landet das Versorgungsschiff. Es wird von hier aus mit mir unbekanntem Ziel starten." Er lächelte. „Geheimhaltung ist die Stärke des Herzogtums, nicht wahr? Wenn du es wünschst, werde ich den Kommandanten des Schiffes bitten, euch an Bord zu nehmen. Ich glaube, das verantworten zu können. Es ist meine eigene Entscheidung."
    Mallagans Gesicht verriet nicht die Spur von Genugtuung.
    „Eines Tages", prophezeite er ruhig, „wird das Oberkommando der Flotte dir eine Belobigung zustellen, aber du wirst nicht wissen, warum du sie erhältst. Und auch nicht, in wessen Auftrag."
    „Ich glaube doch", sagte Harsanfelger und erhob sich zum Zeichen, daß er die Unterredung für beendet betrachtete.
     
    *
     
    Sie verbrachten die letzte Nacht auf Karselpun in Cersonurs Höhle. Der alte Krane hatte aus seinem Wrack erlesene Leckerbissen geholt und ein Festmahl bereitet, wobei ihm Scoutie bereitwillig half.
    „Ihr habt es also geschafft", freute er sich ehrlich. „Und ich bin ein wenig stolz auf mich, dazu beigetragen zu haben. Aber wer immer ihr auch seid und was immer die Zukunft auch bringen mag, kümmert euch nicht mehr um mich. Dies hier ist die Welt, die ich entdeckt habe, und ich werde den Rest meines Lebens hier verbringen. Euer Erscheinen hier gab mir Gelegenheit, meine Theorie zu bestätigen. Und diese Theorie besagt, daß die Betschiden etwas ganz Besonderes sind."
    „Übertreibe nicht so", bat Mallagan. „Wir hatten Glück, das ist alles."
    „Willst du mich enttäuschen?" lächelte Cersonur nachsichtig.
    „Keineswegs, aber wer zuviel verlangt, wird immer enttäuscht werden."
    Cersonur lächelte noch immer, schwieg sich aber aus.
    Sie saßen an diesem Abend noch lange zusammen, und es war schon spät, als sie sich zum Schlaf niederlegten.
    Mallagan war der letzte, der einschlief.
    Er wußte nicht, wohin das Schiff fliegen würde, das morgen startete. Er war heute auf dem Raumfeld gewesen und hatte mit dem Kommandanten gesprochen, ohne konkrete Antworten zu erhalten. Auch hatte man ihm nicht erlaubt, schon heute mit seinen Freunden an Bord zu gehen.
    Diese Anordnung hatte Mallagan mißtrauisch gemacht. Der Verdacht keimte in ihm auf, daß das Versorgungsschiff morgen ohne die Betschiden starten könnte, aber Scoutie war es gewesen, die seine Bedenken zerstreute.
    Welchen Sinn sollte eine solche Aktion auch haben?
    Nein, morgen würden sie Karselpun verlassen, und zwar für immer. Es bestand kaum die Möglichkeit, daß sie jemals wieder hierher zurückkehrten.
    Unten am Rand des Dorfes aber hielten zwei Karselpuner Wache bei den Feldern und sorgten dafür, daß sie auch nachts gleichmäßig bewässert wurden. Eines Tages würden das Grün der Wurzeln aus dem Boden brechen, und von da an würde es keinen
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