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101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums
Autoren: Jo Zybell
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Kabeln, Kunststoff, menschlichem Gewebe und Plastinat stand im Schott: der dritte Subkommissar des Großen Peter, Dr. Nikati Rostow; der einzige zur Zeit funktionierende Encephalorobotowitsch. Aus kalten Augen blickte er auf Onopko herab.
    Die Subkommissarin ließ unterdessen die gesamte Einheit antreten: Fünfundzwanzig Männer und sieben Frauen.
    Während Onopkos Leute aus ihren Zelten und Unterständen wankten – viele konnten sich nur mit Mühe aufrecht halten und manche krochen sogar auf allen vieren –, flüsterte die Sem mit dem Encephalorobotowitsch. Onopko starrte sie an, weil der Doktor ihn anstarrte. Nur einzelne Worte verstand er, und den letzten Satz, den das Metallgestell mit dem Menschenhirn im zur Hälftedurchsichtigen Schädel sagte: »Du musst ein Exempel statuieren. Du musst ihn erschießen lassen.«
    Leo Onopko wurde ganz steif. Erschießen? Mich? Wegen eines Saufgelages? Ausgeschlossen, ich hab mich verhört… Mit offenem Mund und ungläubigem Gesichtsausdruck verfolgte er die gestelzten Schritte des Encephalorobotowitschs zurück in den Panzer. Der beachtete ihn gar nicht.
    Ein letzter giftiger Blick, dann wandte sich die zweite Subkommissarin von Onopko ab und brüllte seine verkaterte Mannschaft an. Nach der obligatorischen Degradierung hielt sie ihnen vor, den Auftrag der Bunkerliga zu missachten, die Gefahr vom Kratersee nicht Ernst zu nehmen und so die Bunker-Union Großer Peter und Perm II der Gefahr eines Überraschungsangriffs auszusetzen. Anschließend eröffnete sie ihnen, dass der Appell bis zum Mittag dauern würde und sie dem Schnellgericht gegen ihren Kommandanten und seiner anschließenden Hinrichtung beizuwohnen hätten.
    Hinrichtung…
    Sie hatte tatsächlich »Hinrichtung« gesagt!
    Leo Onopko hörte alles wie durch einen Nebel, aber er hörte es ganz deutlich.
    Langsam, sehr, sehr langsam setzte sich bei ihm die Einsieht durch, dass seine letzte Handlung als ehemaliger Offizier des Großen Peter möglicherweise die heroische Ablehnung einer schwarzen Augenbinde sein würde. Trotz seines signifikant erhöhten Alkoholblutspiegels schmerzte ihn das außerordentlich.
    Und dann ertönte wieder das Scharren, Quietschen und Klicken über ihm in der Panzerschleuse. Das Körpergestänge des Encephalorobotowitschs erschien im Rahmen der Schleusenluke. »Etwa vierzig Objekte aus südöstlicher Richtung«, schnarrte seine blecherne Stimme. »Der Bordrechner behauptet, es seien Todesrochen!«
    ***
    Er lag auf seiner Pritsche, starrte in die Dunkelheit und erwartete nichts Gutes, als sich draußen auf dem Gang die Schritte näherten. Die Scheißkerle waren imstande, ihm aus heiterem Himmel die Spritze oder einen Laserstrahl zu verpassen; nach acht Monaten Haft, einfach so. Verdammtes Pack! Dakoo zog sich den Mantel aus Taratzenpelz noch enger um die Schultern und verschränkte die Arme über der Brust.
    Irgendwie war es kalt plötzlich.
    Die Schritte wurden lauter. Sie kamen zu dritt. Was, beim Kometen, wollten sie von ihm? Vor der Zellentür blieben sie stehen, einer murmelte. Jemand schlug mit der Handfläche gegen die Außenwand, auf den Sensor wahrscheinlich. Und dann brummte eine tiefe Männerstimme einen Namen: »Major Vince Rhineguard.«
    Major Asshole also, der schwarze Wachhund des Generals.
    Warum fraß die Krätze solche Leute nicht?
    Das Licht flammte auf. Er blinzelte, wandte den Kopf zur Seite. Die Zellentür schob sich auf. Tatsächlich, es waren drei, das konnte nichts Gutes bedeuten, nicht für einen Running Man…
    »Aufstehen, Lady!«, grinste Rhineguard. Aus jeder Falte seines schwarzen Gesichts, aus jedem Mundwinkel bleckte die Arroganz ihre Zähne. »Guck ein bisschen freundlicher, Mann, das ist dein Tag heute, he!«
    Zaghaft hob Dakoo den Kopf, richtete sich langsam auf.
    Seine Rechte fuhr in die Manteltasche, umklammerte die Skulptur.
    »Komm schon, Dakoo«, sagte einer der beiden Kahlköpfe, Männer in schwarzen Overalls. »Wir haben noch ein paar andere Dinge zu erledigen!« Hieß er Larry? Keine Ahnung; Dakoo hätte ihm gern den Mittelfinger in die Augenhöhle gerammt.
    Er schwang die Beine von der Pritsche. »Was… was wollt ihr von mir?« Er setzte sich auf.
    »Dein Hinrichtungstermin könnte verschoben werden.«
    Rhineguard feixte. »Auf den Sankt Nimmerleinstag sogar. Kurz: Begnadigung möglich. Jetzt komm endlich!«
    »Wassislos?« Dakoo stand auf. Sein schwarzes Langhaar klebte strähnig und fettig an Stirn und Hals. »Begnadigung? Und die
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