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1008 - Endloser Schrecken

1008 - Endloser Schrecken

Titel: 1008 - Endloser Schrecken
Autoren: Jason Dark
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das Gespräch mit Jane Collins hatte mich verwirrt. Bill zog sich auch wieder weiter zurück, und ich betrat das Gelände des Friedhofs und befand mich in der unmittelbaren Nähe der Leichenhalle, die so wichtig geworden war.
    Diesmal konnte und durfte ich nicht kneifen. Ein Rückzieher war nicht mehr drin. Ich wäre sonst selbst ungläubig geworden. Das fremde Gesicht brannte. Hitze wallte über meine Wangen hinweg, aber die Kälte lag auf meinem Nacken.
    Lalibela fiel mir wieder ein. Der Name brannte sich in meinem Kopf fest. Er war derjenige gewesen, der die Fäden gezogen hatte, und selbst mein Vater hatte sich in seinem Netz verfangen. Allerdings in guten, positiven Absichten. Er hatte einen neuen Weg finden wollen, um ebenfalls etwas Besonderes zu sein. Das warf ich ihm nicht einmal vor. Ich war nur darüber enttäuscht gewesen, daß er mir von diesen Dingen nichts berichtet hatte.
    Wieder nahm ich denselben Weg über den Vorplatz hin zur Leichenhalle. Der Wagen, auf den die beiden Särge geladen wurden, stand schon bereit. Auf dem Dach der Halle hatten einige schwarze Vögel ihre Plätze gefunden, ein Sinnbild.
    Ich wußte, daß sich meine Freunde in der Nähe aufhielten. Mir war auch klar, daß sie mich beobachteten, und dies sicherlich aus irgendwelchen Deckungen hervor, aber ich schaute weder nach rechts und links, sondern starr nach vorn, wo sich die Tür im Mauerwerk abzeichnete.
    Und die wurde von innen her geöffnet.
    Ich war etwa noch sechs oder sieben Schritte von ihr entfernt, als sie jemand aufzog. Ein Mann erschien, ging vor und blieb dann stehen, wobei die dann hinter ihm langsam zufiel.
    Wir schauten uns an. Das Gesicht des Mannes bewegte sich nicht.
    Er trug einen dunkelgrauen Mantel und setzte jetzt wieder seinen Hut auf den Kopf.
    »Guten Morgen, John«, sagte Sir James. »Ich freue mich aufrichtig, daß wir uns sehen.«
    Wieder das Phänomen! Kein Wort hatte er über mein Aussehen verloren. Mich nicht auf mein Gesicht angesprochen, dabei mußte ihn der Anblick geschockt haben. Aber Sir James war ein Mensch, der sich auch in der Gewalt hatte, und er hatte sich auf eine Begegnung mit mir vorbereiten können.
    Ich nickte ihm zu. »Sie sind auch hier, Sir?«
    »Das war eine Selbstverständlichkeit. Schließlich habe auch ich Ihre Eltern gekannt.«
    »Natürlich, Sir. Entschuldigen Sie.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, aber ich möchte gern von Ihnen wissen, wie es Ihnen geht.«
    Ich hob die Schultern.
    »Klar, die Art von Antwort habe ich erwartet. Aber ich möchte Ihnen auch sagen, daß Sie mit unserer Unterstützung rechnen können, was immer auch geschieht. Wir stehen an Ihrer Seite und werden Sie auch in dieser schweren Stunde nicht allein lassen.«
    »Ja«, sagte ich leise. »Ich danke Ihnen allen, aber ich bin gezwungen, den Weg allein zu gehen. Es ist nett, daß Sie mir zur Seite stehen wollen, doch der Fluch hat mich getroffen, meine Familie. Ich muß mich durchkämpfen – und wieder so werden, wie ich einmal gewesen bin.«
    »Das ist verständlich«, sagte mein Chef. »Ich weiß, was in Ihnen vorgegangen sein muß. Suko hat mir einiges berichtet, aber die ganze Wahrheit werden wohl nur Sie wissen.«
    »Ich werde sie auch für mich behalten.«
    »Damit bin ich einverstanden.«
    Hinter mir hörte ich Schritte. Ich wußte, daß es meine Freunde waren, drehte mich aber nicht um, und meine Freunde sprachen mich auch nicht an.
    Sie waren pietätvoll genug, sich zurückzuhalten.
    Sir James nickte mir zu. »Ich habe Ihnen in den Jahren schon oft genug viel Glück gewünscht, John. Heute aber meine ich das besonders intensiv. Viel Glück!« Er streckte mir die Hand entgegen, und ich zögerte einen Moment. Dann wechselte ich das Schwert in die linke Hand und schlug ein.
    Sir James’ Händedruck war fest. Er schaute mir dabei in die fremden Augen und senkte seinen Blick nicht, obwohl ich ein fremder Mensch geworden war.
    »Danke, Sir!« flüsterte ich. »Es wird schon…« Meine Stimme versagte. Ich schüttelte den Kopf und zog die Hand zurück.
    Sir James wußte, was er zu tun hatte. Er trat zur Seite und ließ mich passieren. Erst als die schwere Tür der Leichenhalle wieder hinter mir zugefallen war, drehte er sich um.
    ***
    »Wir haben alles gehört, Sir«, sagte Glenda, die Mühe hatte, ihre Tränen zu unterdrücken. Einige Male wischte sie über ihre Augen, aber ein Lächeln wollte ihr nicht gelingen. Sie stand nur da und starrte zu Boden. »Können wir ihm wirklich nicht
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