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1008 - Endloser Schrecken

1008 - Endloser Schrecken

Titel: 1008 - Endloser Schrecken
Autoren: Jason Dark
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alter Mann, der unter Gicht leidet, stand ich auf. Mit qualvollen Bewegungen ging ich im Dunkeln auf die Tür zu. Daß ich dabei über eine Teppichkante stolperte, war mir egal.
    Für mich war immer Kleidung in meinem Elternhaus aufbewahrt worden. Ich holte mir den Morgenmantel und streifte ihn über.
    Danach verließ ich den Raum in der ersten Etage. Im Flur blieb ich stehen.
    Es war nicht düster, denn auf einem kleinen Tisch gab eine Lampe ihr weiches Licht ab.
    Von Suko hörte ich nichts. Da er seine Zimmertür verschlossen hatte, waren auch keine Atemzüge zu vernehmen. Es blieb in meiner unmittelbaren Umgebung still.
    Ich wollte meinen Freund nicht wecken. Er hatte den Schlaf verdient. Zudem war er nicht so unmittelbar von diesen schlimmen Dingen betroffen wie ich. Deshalb war es besser, wenn ich ihn nicht störte. Ich jedenfalls konnte nicht schlafen. Eigentlich hätte ich mich duschen müssen, das aber wollte ich auf später verschieben, denn zunächst brauchte ich eine Tasse Kaffee. So machte ich mich auf den Weg nach unten und ging mutterseelenallein durch das leere Haus, das meine Eltern nie wieder betreten würden.
    Der Gedanke war einfach da, auch wenn ich ihn nicht haben wollte. Und er stopfte mir auf gewisse Weise die Kehle zu, so daß mir das Atmen schwerfiel.
    Ich stieg die Treppe hinunter. Meine Hand lag auf dem Geländer.
    Ich wußte auch, daß man in London auf meinen Anruf wartete, denn ich hatte lange nichts mehr von mir hören lassen und nur erklärt, daß ich mit den Vorbereitungen für die Beerdigung beschäftigt war. Dafür hatte man natürlich Verständnis gehabt.
    Die alten Bohlen bewegten sich unter meinem Gewicht und meldeten sich mit bestimmten Geräuschen. Ich kannte sie, weil ich diesen Weg schon öfter gegangen war. Nun aber kamen mir die Geräusche so anders und so fremd vor. Richtig unheimlich, als wären die Laute nicht von ihnen abgegeben worden, sondern von irgendwelchen Geistern, die in ihrer anderen Welt keine Ruhe gefunden hatten. Dabei dachte ich auch an die Seelen meiner Eltern, obwohl dies Unsinn war.
    Ich ging in die Küche. Dort schaltete ich das Licht ein. Aber nicht das der Deckenlampe, sondern das der kleinen Leuchte über der Arbeitsplatte. Sie strahlte ihren weichen Schein bis gegen das Fenster, vor dem ein Rollo hing.
    Es war nicht ganz zugezogen. Zwischen den einzelnen Lamellen gab es noch genügend Zwischenräume, und so drang das Licht als Streifenmuster nach draußen.
    Im Büro in London kochte Glenda immer den Kaffee. Hier mußte ich mir selbst helfen. Ich wußte auch, daß mein Kaffee nicht an den einer Glenda Perkins heranreichte, die für mich die beste Kaffeeköchin der Welt war.
    Filter, Kaffeemehl, Wasser – ich befolgte die genauen Regeln. Es war mir nicht fremd, aber in diesem Zustand kam es mir schon so vor.
    Allein in der Küche. Allein mit einer zischenden Kaffeemaschine.
    Wie oft hatte ich hier mit meinen Eltern zusammengesessen. Das war nun vorbei. Ich würde nie mehr die menschliche Wärme meiner Mutter Mary spüren, ihre Sorge um mich, die nie nachgelassen hatte. Das verständnisvolle Lächeln meines Vaters würde ich ebenfalls vermissen. Es war eine der wunderschönen und auch rustikal-romantischen Küchen, in denen der Kamin besonders hervortrat, aber das alles trat jetzt in den Hintergrund. Ich sah diesen Raum nur als Mittel zum Zweck an.
    Es dauerte nicht lange, und ich konnte die braune Brühe in meine große Tasse schütten. Zucker nahm ich auch, und ich zwang mich dazu, wenigstens eine Kleinigkeit zu essen. Einige Teile eines Knabbergebäcks, das ich noch im Kühlschrank gefunden hatte.
    Dann setzte ich mich an den Tisch und rührte den Kaffee um. Ich trank einen ersten Schluck und verzog den Mund, weil der Kaffee zu heiß war. Ich stellte die Tasse ab. Schaute hinein und die dunkle Spiegelfläche, die das zurückgab, was in sie hineinschaute.
    Also mein Gesicht.
    Oder?
    Für einen Moment durchströmte mich ein völlig irrer Gedanke.
    Dieses Gesicht, das eigentlich meines hätte sei müssen, war mir fremd vorgekommen.
    Das Spiegelbild verschwand, als ich die Tasse wieder anhob und die Flüssigkeit sich bewegte, aber es zeigte sich wieder, als die Tasse ein paar Sekunden stand.
    Verrückt war das!
    Oder doch nicht?
    Einbildung? Überanstrengung der Nerven? Man machte sich selbst etwas vor. Aber ich war mißtrauisch geworden und wollte nach einer kurzen Phase der Überwindung noch einmal nachschauen. Ein verrücktes Spiel, jedoch mit
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