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1008 - Endloser Schrecken

1008 - Endloser Schrecken

Titel: 1008 - Endloser Schrecken
Autoren: Jason Dark
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ernstem Hintergrund.
    Es kam nicht mehr dazu, denn ich wurde von einem Geräusch abgelenkt. Vor dem Haus hörte ich den Motor eines Fahrzeugs. Kein Auto, sondern ein Motorrad oder ein Roller.
    Besuch?
    Wer, zum Henker, kam um diese Zeit, um meine Eltern sprechen zu wollen? Sie waren tot, das mußte sich doch herumgesprochen haben. Aber ich war mißtrauisch geblieben und erhob mich sehr schnell von der Eckbank, um die Tür zu öffnen. Daß ich unbewaffnet war, störte mich nicht. Zudem rechnete ich nicht mit einer großen Auseinandersetzung. Ich ging auf die Haustür zu. Etwas klatschte genau in diesem Augenblick auf der anderen Seite der Tür zu Boden, als ich sie bereits öffnete.
    Es war eine Zeitung, wie ich auf den ersten Blick erkannte. Der Bote hatte sie auf die Matte geworfen. Es war ein junger Mann Anfang Zwanzig, der seine Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten auf dem Kopf trug.
    Er erschrak, als ich die Tür öffnete. Damit hatte er wohl nicht gerechnet, und er trat einen Schritt zurück in die Dämmerung. Trotzdem erwischte ihn das Licht aus dem Flur wie das eines Scheinwerfers auf der Bühne.
    Der junge Mann blieb stehen. Er rührte sich nicht, und das war wörtlich gemeint.
    Er starrte mich an!
    Ich versuchte zu lächeln, und ich hatte ihm auch einen guten Morgen wünschen wollen. Das alles konnte ich vergessen, denn es gab für mich nur das Gesicht, die großen Augen darin, auch den offenstehenden Mund, und dies alles schien plötzlich eingefroren zu sein.
    Aber auch die Angst hatte ihn erwischt. Eine tiefe, bodenlose Angst, in die hinein sich noch der Schrecken mischte. Er wollte wahrscheinlich etwas sagen, doch er kriegte keinen Ton heraus. Er konnte nicht mal Luft holen. Er stand nur da und glotzte mich an.
    Ich fand als erster die Sprache wieder. »He, was ist los mit Ihnen?«
    Der Bote ächzte. Dann drangen würgende Geräusche aus seinem Mund. Ich befürchtete schon, daß er vor meinen Füßen zusammenbrechen würde, denn er bewegte sich auch. Aber er ging dabei zurück. Langsam und steif.
    »Was ist denn?«
    »Sie…!« keuchte er. »Sie sind doch …«
    »Was bin ich?«
    »Tot – oder?«
    Ich wollte lachen, aber diese Reaktion blieb mir in der Kehle stecken. Ich fragte auch nicht mehr weiter, denn der Bote wurde von dem Gefühl der Panik überflutet. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief davon. Beinahe hätte er noch sein Fahrzeug vergessen und wäre davongelaufen, aber er bückte sich im letzten Moment und zerrte den Roller an sich, dessen Motor noch lief. Dann kickte er den Ständer weg, schwang sich auf seine Maschine und raste davon.
    Ich blieb zurück und stand dabei wie eine hölzerne Figur in der Tür, ohne überhaupt etwas sagen oder denken zu können. Ich starrte einfach nur hinter ihm her und sah die Auspuffgase in der aufziehenden Morgendämmerung verwehen.
    In diesen Augenblicken fühlte ich mich wie vor den Kopf geschlagen und kam mit mir selbst nicht mehr zurecht. Ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim auf die Reaktion des Zeitungsboten machen. Okay, ich war kein Adonis, kein Schönling, aber noch nie hatte sich jemand bei meinem Anblick so erschreckt.
    Warum war er geflohen?
    Ich drehte mich wieder um, weil ich zurück ins Haus gehen wollte. Dabei dachte ich an die Szene, als ich in der Küche gesessen und meinen Kaffee getrunken hatte.
    Ich hatte in die Tasse geschaut. Ich hatte mein Gesicht gesehen. Ich hatte – Moment mal…
    Tief atmete ich ein. Etwas stimmte nicht. Etwas stimmte mit mir nicht. Nicht mit den anderen oder dem anderen.
    Ich ging wieder zurück in das Haus. Mit einem Stoß hatte ich die Haustür zugedrückt. Ich hielt den Kopf gesenkt, wie jemand, der intensiv nachdenkt, das aber schaffte ich nicht so recht, denn in meinem Kopf wirbelten die Gedanken.
    Der Schrecken hat kein Ende. Er ist endlos geworden…
    Ein schlimmer Vergleich, der plötzlich in mir hochschoß. Gegen ihn wehren konnte ich mich nicht, aber ich wollte der ganzen Wahrheit ins Gesicht sehen.
    Im Erdgeschoß des Hauses gab es ein kleines Bad und in der oberen Etage zwei Duschen.
    Ich entschied mich für das Bad, dessen Tür geschlossen war. Als ich sie öffnete, zitterten meine Hände. Von Suko hörte ich nichts. Er schlief im ersten Stock tief und fest.
    Dann zog ich die Tür auf und machte Licht.
    Der Spiegel befand sich neben der Tür. Ich mußte mich umdrehen, um hineinschauen zu können.
    Ich schaute hinein!
    Und ich schrie wie wahnsinnig auf. Wie ein Irrer. Ich hatte das
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