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1008 - Endloser Schrecken

1008 - Endloser Schrecken

Titel: 1008 - Endloser Schrecken
Autoren: Jason Dark
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ich angenommen hatte. Ich hatte mich wirklich geirrt. Seine Kraft aus dem Mittelalter hatte sich bis heute gehalten. Vielleicht war sie im Laufe der Jahrhunderte sogar noch stärker geworden.
    Mein eigenes Gesicht. Meine eigenen Haare. Es paßte alles, bis eben auf das verdammte Leichenhemd, in das der Körper eingewickelt worden war. Trotz allem wurde ich den Eindruck nicht los, daß ich es war, der in diesem Sarg lag.
    Als ich mich wegdrehte, um nach dem Schwert zu greifen, zitterte ich. Ich war in den letzten Sekunden zu einem regelrechten Nervenbündel geworden, doch es war niemand da, der mir diese verdammte Aufgabe hätte abnehmen können.
    Mit zwei Händen umklammerte ich den Griff. Ich wollte die Waffe hochhieven, nur kam sie mir plötzlich doppelt oder dreifach so schwer vor. Sie blieb beim ersten Versuch auf der Sitzbank liegen.
    Noch einmal!
    Jetzt klappte es. Das Schwert rutschte über das Holz hinweg, auch über die Kante und klirrte mit der Spitze auf den Boden, wo sie danach ein kratzendes Geräusch hinterließ, als ich mich wieder dem Sarg zudrehte.
    Noch immer hörte ich mein Keuchen. Es fiel mir so verdammt schwer, das in die Wege zu leiten, was getan werden mußte.
    Meine Standposition war günstig. Wenn ich die Waffe anhob und sie über den Sarg hinwegschwenkte, brauchte ich sie nur fallen zu lassen. Dann würde die Schwertspitze die Brust des Toten durchbohren und am Rücken sicherlich wieder hervortreten.
    Aber was brachte es?
    Was würde geschehen, wenn ich den Toten noch einmal vernichtete? Würde ich mein Gesicht zurückerhalten?
    Ich wußte es nicht. Ich konnte auch nicht in die Zukunft hineinschauen. Es stand alles in der Schwebe.
    Wie hatte mir Donata noch zu verstehen gegeben? Ich bin in deiner Nähe, wenn es soweit ist.
    Jetzt war es soweit.
    Aber sie war nicht da!
    Ich holte tief Luft. Vielleicht schaffte dieser Atemzug einen Teil meiner inneren Unruhe weg, aber darauf konnte ich mich auch nicht verlassen. Das Schwert hievte ich in die Höhe. Dabei hatte das Zittern in meinen Armen nicht nachgelassen. Es war so stark vorhanden, daß ich befürchtete, mein Ziel zu verfehlen.
    Ich stieg über den Sarg hinein, so daß er zwischen meinen Beinen stand. Ich selbst hielt mich ungefähr in der Mitte des Unterteils auf und fixierte den Toten mit meinem Gesicht.
    Es war noch immer unbegreiflich. Ich hätte schreien können in diesen fürchterlichen Augenblicken, aber ich tat nichts und riß mich nur zusammen, auch wenn es mir schwerfiel.
    Die Klinge zitterte ebenfalls. Ich brauchte sie nur loszulassen, dann fiel sie nach unten und durchbohrte die Brust des Toten. Es war nicht irgendein Schwert, sondern das Schwert des Salomo, und ich wußte auch nicht, ob magische Kräfte in ihm wohnten. Bisher hatte ich davon nichts erfahren.
    Ich mußte es tun!
    Aber ich würde nicht hinschauen, sondern die Augen schließen.
    Später, wenn alles vorbei war, würde ich die Augen wieder öffnen.
    Die Waffe nahm an Gewicht zu. Zumindest für mich. Sie rutschte mir langsam aus den Händen, als wäre ein Regisseur dabei, dies alles in die Wege zu leiten.
    Es fiel.
    Ich schloß die Augen!
    ***
    Genau in dem Augenblick erwischte mich wieder dieser kalte Hauch, den ich kannte. Unsichtbar hatte jemand die Leichenhalle betreten, war aber jetzt sichtbar geworden. Als ich die Augen öffnete, schaute ich gegen die feinstoffliche Gestalt der Donata, und sie hielt das Schwert des Salomo fest.
    Ich hatte meine Haltung nicht verändert. Noch immer stand ich wie eine menschliche Brücke über dem offenen Sarg. Meine Augen brannten, als ich auf Donata schaute, die mir die Klinge aus der Hand genommen hatte.
    Plötzlich war ich wieder in der Lage, Fragen zu formulieren, aber ich schaffte es nicht, sie zu stellen. Die Worte wollten mir einfach nicht aus dem Mund.
    Wie man in einer derartigen Situation lächeln konnte, verstand ich auch nicht, aber Donata tat es. Dann drang wieder ihre ferne Geisterstimme in meinen Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, John, daß ich komme und dir zur Seite stehen werde. Hast du daran gezweifelt?«
    »Weiß nicht«, flüsterte ich.
    »Du wirst mir das Schwert lassen, ja?«
    Ich nickte.
    »Das ist gut. Ich bin dir etwas schuldig, und ich werde diese Rechnung begleichen, bevor ich mich für immer von dir verabschiede und in die höchste Stufe des Geistseins übergehe. Dieses Schwert habe ich dir nicht ohne Grund zukommen lassen. Es ist nicht nur eine besondere Waffe, es ist auch die Klinge, die Lalibela
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