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1001 - Der Alptraum beginnt

1001 - Der Alptraum beginnt

Titel: 1001 - Der Alptraum beginnt
Autoren: Jason Dark
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Garderobe gerafft.
    Sinclair leckte über seine Lippen. Sie kamen ihm plötzlich so trocken vor wie zwei alte Schläuche. Ich bin jetzt ruhig! hämmerte er sich ein. Ich bin jetzt ganz ruhig. Ich lasse mich nicht ablenken.
    Nichts kann mich von meinem Vorhaben abbringen. Nur die Ruhe kann es bringen, nur die Ruhe. Verdammt!
    Und dann schoß er.
    Sinclair hatte den Eindruck, als würde die Schrotflinte in seinen Händen explodieren. Sie ruckte, sie machte einen mörderischen Krach, aber er hatte mitbekommen, wie die Ladung aus dem linken Lauf gefetzt war.
    Volltreffer!
    Genau dort, wo er das Auge gesehen hatte, war das meiste Schrot eingeschlagen. Die Tür hatte einiges mit bekommen, die Fassung an der linken Seite ebenfalls. Aber es interessierte ihn nicht, ob das Holz zerfetzt war oder nicht. Türen ließen sich reparieren.
    Die Läufe der Flinte sanken nach unten, als sich Sinclair auf das Auge konzentrierte.
    Es war nicht mehr da!
    Der Mann saugte die Luft ein, als wollte er sie trinken. Noch wagte er nicht, sich zu freuen, und er konnte auch nicht viel sehen, obwohl das Schrot durch seine Wucht die Tür aufgestoßen hatte.
    Er konnte in das Arbeitszimmer hineinschauen. Was dort noch angeschlagen oder zerstört war, sah er nicht, denn die Dunkelheit war geblieben.
    »Horace…?«
    Sinclair drehte den Kopf. Seine Frau hatte ihn gerufen. Sie stand an der Tür. Ihre Haltung sah aus, als wollte sie jeden Augenblick auf dem Absatz kehrtmachen und fliehen.
    Aber sie blieb stehen, als ihr Mann abwinkte.
    »Was willst du denn noch?«
    »Nachschauen.«
    »Nein, Horace…«
    »Doch!« Er schüttelte den Kopf. Er wollte endlich seine Angst abschütteln, die ihn in den letzten Stunden schon genug gequält hatte.
    Er mußte vorgehen, er mußte alles tun, um aus diesem Dilemma herauszukommen. Es ging auch um ihn persönlich. Dabei wußte er, daß sie der allgemeinen Bedrohung noch nicht entwichen waren, die würde auch weiterhin bleiben, aber er war ein Mensch, der endlich die große Schwelle überwunden hatte und der Gefahr jetzt ins Auge blicken konnte.
    Hoffentlich habe ich es zerschossen, dachte er. Hoffentlich habe ich es zertrümmert.
    Die Gedanken gaben ihm den nötigen Mut, und mit einem großen Schritt ging er auf die offene Tür zu. Er betrat das Zimmer noch nicht. Zuerst schaute er sich die Zerstörungen an. Sie waren lächerlich im Vergleich zum Erfolg, den er errungen hatte.
    Sinclairs Wangen bewegten sich wie bei einem kauenden Menschen. Ein stechender Gestank kitzelte in seine Nase. Die Explosion war dafür verantwortlich.
    Im Arbeitszimmer war alles dunkel. Beim Verlassen hatte er die Schreibtischleuchte ausgeschaltet, aber es gab nicht nur diese Lampe, sondern auch die an der Decke.
    Der Schalter befand sich in Reichweite. Das Herz klopfte schon schneller, als er ihn nach unten drückte. Es wurde hell, und Sinclair hätte die Gestalt sehen müssen, wenn sie voll getroffen worden wäre.
    Er sah nichts.
    Es war nichts da.
    Sinclair lachte. Erst leise, etwas glucksend, dann lauter. Ihn störte auch nicht der an einer Stelle zerfetzte Teppich, er war einfach nur froh, daß es diese Gestalt nicht mehr gab. Der plötzliche Schwindel ließ ihn taumeln, und Sinclair war froh, sich am Türpfosten abstützen zu können. So blieb er stehen und wartete darauf, daß die Gegenstände aufhörten, sich zu drehen und er sein normales Gleichgewicht zurückgefunden hatte.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Sie gehörte Mary, die zu ihm gekommen war.
    »Was hast du, Horace?«
    »Nichts«, flüsterte er, »es geht schon wieder.«
    »Und die Gestalt?«
    »Siehst du sie?«
    »Nein…«
    »Sie ist weg, Mary«, flüsterte er. »Ich habe sie vertrieben oder erschossen. Es gibt sie nicht mehr. Das habe ich geschafft. Die Schrotladung muß sie vernichtet haben.«
    »Ja, ja«, sagte Mary, aber ihr Tonfall änderte sich, als sie fragte:
    »Wenn alles so stimmt, dann müßten wir ja eine leblose Gestalt vor uns liegen sehen.«
    »Richtig.«
    »Es ist keine da.«
    Horace schaute seine Frau an. Auch jetzt noch sah sie die Qual in seinen Augen. »Ich weiß das alles, aber ich will auch nicht darüber nachdenken. Ich habe ihn vertrieben, Mary. Können wir uns darauf einigen?«
    »Ja.«
    »Er ist weg. Wo immer er auch hergekommen sein mag, jetzt ist er verschwunden.«
    »Für immer?«
    »Frag das nicht.«
    Mary schüttelte ihren Mann durch. »Doch, Horace, das muß ich einfach fragen. Glaubst du, daß er für immer verschwunden
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