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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst
Autoren: Stefan Wolf
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wollen
also aussteigen?“
    „Will ich.“
    „Weshalb
rufen Sie mich an? Das ist Sache der Polizei.“
    „Nee, Rehm.
Ich stelle mir das anders vor. Auf die Ergreifung der Autobahn-Banditen ist
doch Geld ausgesetzt...“
    „25 000
insgesamt.“
    „Hört sich
gut an. Ich will folgendes: Sie, Rehm, gelten als unbestechlich. Und Sie haben
einen superheißen Draht zur Polizei. Deshalb sollen Sie mein Mittelsmann sein.
Über Sie will ich mit den Bullen verhandeln.“
    „Sie wollen
die Prämie?“
    „Die auch.
Aber vor allem völlige Straffreiheit. Das muß mir garantiert werden. Beides.
Ich will sozusagen mit den Bullen einen Vertrag schließen. Der muß unanfechtbar
sein. Sie machen das in meinem Namen. Natürlich ziehen Sie einen Rechtsanwalt
hinzu. Sobald die Sache in Ordnung ist — und darauf geben Sie mir Ihr Wort
komme ich aus meinem Loch raus. Ich verpfeife die andern, die sofort gefaßt
werden können, und mir selbst passiert gar nichts.“
    „Sie
stellen sich das sehr einfach vor. Ob Sie...“

    „Es muß
möglich sein. Sprechen Sie mit den Bullen, Rehm! Aber bald! Ich fühle mich
nicht mehr wohl in meiner Haut. Ich habe Schiß — ein ungutes Gefühl. Morgen
rufe ich wieder an. Ihre Privatnummer weiß ich. Ach so, damit Sie gleich
wissen, daß ich es bin, vereinbaren wir ein Codewort, ja? Äh, was... Freibier!
Das ist gut. So melde ich mich. Freibier!“
    Er legte
auf.

3. Mörder an der
Hintertür
     
    Im
Vorzimmer schnurrte Melanies Schreibmaschine. An das Panoramafenster hinter
Gunter drückte die Dämmerung ihren schneefeuchten Mantel.
    Gunter
griff nach seiner Pfeife, die im Ascher hing, besann sich aber, und ließ die
Finger vom Meerschaumkopf.
    „Interessant,
was? Ich glaube, er ist echt, der Typ. Das sagt mir mein Instinkt.“
    „Das wäre
ein Ding“, nickte Tom. „Und exklusiv (ausschließlich) fürs Tageblatt.“
    „Aber
leider wird nichts daraus. Recht und Gesetz sind unteilbar und keine Ware, um
die man feilscht. Der Kerl hat eine Menge auf dem Kerbholz. Seine rosaroten
Vorstellungen sind kindisch. Trotzdem muß ich die Kripo verständigen.“
    „Jedenfalls
scheinst du in Ganovenkreisen einen guten Leumund zu haben.“ Tom grinste.
„Nimmst du an, wenn dir die Unterwelt einen Orden verleiht?“
    Gunter
wollte antworten, daß Orden sowieso immer an die falschen Leute verteilt
werden.
    Aber Lockes
Ankunft zog alle Blicke und Gedanken auf sich.
    Sie hüpfte
herein, schwerbeladen mit Sturzhelm, Umhängetasche und einer Einkaufstüte der
Herren-Boutique HEMDEN-MATZ. Der Inhaber hieß tatsächlich Matz. Eine zweite
Tüte hielt sie mit zwei Fingern.
    Auf ihrer
langen, dunklen Mähne waren Schneeflocken geschmolzen. Jetzt glitzerten sie als
flüchtige Diamanten. Toms Freundin trug einen roten Rollkragenpullover aus
dickster Wolle. Trotzdem zeichnete sich darunter ab, wie grazil und schlank sie
ist. Der Wollrock reichte bis zu den Waden.
    „Ach, der
Conradi“, meinte sie — und blitzte Tom aus ihren Kirschaugen an. „Er wollte
pünktlich bei mir sein. Jetzt ist er unpünktlich hier. Hast du dir eine
glaubwürdige Entschuldigung ausgedacht?“
    Tom küßte
sie auf die schneekalte Wange.
    „Nicki
mußte unbedingt gassi rennen.“
    „Genehmigt.“
    Sie
schleuderte die HEMDEN-MATZ-Tasche auf Gunters Schreibtisch.
    „Ich wollte
was Poppiges für dich, damit du nicht immer wie ein Opa rumsockst. Aber sie
hatten nur Hemden in Rosa mit eingewebtem Metallfaden, in modischem Neid-Gelb
mit grünen Tupfern und ein leichenfahles mit aparten Horror-Figuren. Ich hoffe,
sie gefallen dir.“
    „Nein! Ich
will was Ausgefallenes. Nicht diese Simpelfetzen.“
    „Hör ihn
dir an!“ wandte sie sich an Tom. „Eines Tages ist er für unsere künftige
Großfamilie nicht mehr tragbar.“
    Gunter
prüfte den Einkauf.
    Locke hatte
drei schlichte Seidenhemden gekauft: weiß, hellblau und beige — exakt wie
gewünscht.
    „Meine
Tochter ist schon so selbständig“, sagte er zu Tom. „Man kann sie zum Einkaufen
schicken. Und sie geht allein ins Kino. Sogar den Schulweg findet sie jeden Tag
wieder.“
    „Und das
mit nur knapp 15 Jahren?“ staunte Tom.
    Locke
stöhnte.
    Dann
erzählten sie ihr vom Anruf des Autobahn-Banditen. Gunter taufte ihn Eddi
Freibier.
    „Mir fehlen
da ein paar Infos“, meinte Locke. „Weil ich alles, was du schreibst,
grundsätzlich nicht lese, Väterchen, habe ich den neuesten Durchbück nicht
drauf.“
    Gunter
seufzte. „Banditen sind’s. Fünf oder sechs. Ihr Arbeitsfeld ist die
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