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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst
Autoren: Stefan Wolf
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anheizen — und dann so was!“ sagte Locke. „Selbstverständlich
begleiten wir dich. Vielleicht entschließt sich Lorenz aufgrund der Ereignisse
zu einem Totalausverkauf — und ich kriege ein paar Pullis fast umsonst.“

4. Die unglaubliche
Geschichte
     
    Wieder
schwebten Schneeflocken herab. Nur sie füllten die Fußgängerzone zwischen dem
Markt und der Romanischen Kirche.
    „Vorhin“,
japste Locke, die zwischen Gunter und Tom lief, „wimmelten hier die Leute
herum. Und jetzt ist total tote Hose.“
    „Haben
Geschäftsgegenden so an sich“, erwiderte Tom.
    Sie bogen
ein in die Germanen-Gasse.
    Nr. 11 war
ein vierstöckiges Fachwerkhaus, eingezwängt in die Häuserzeile. Das Parterre
hatte man zum Geschäftslokal umgebaut.
    Der
Secondhand-Shop verfügte über drei Schaufenster. Sie waren erleuchtet, aber in
der Tiefe des Ladens herrschte Dunkelheit. Die Eingangstür stand offen. Schräg
gegenüber parkten zwei Streifenwagen. Niemand saß drin.

    Die drei
blieben stehen.
    „Kein
Lorenz, kein Mörder“, meinte Tom. „Aber hinten im Laden bewegt sich was. Locke,
du gehst hinter den Pfeiler dort. Wenn...“
    „Nicht
nötig“, sagte Gunter. „Es ist Ebert.“
    Der
Polizeireporter hatte sie entdeckt und kam aus dem Laden. Kamera und
Blitzlichtgerät baumelten ihm vor der Brust.
    „Mein Gott!“
ächzte er. „Eigentlich müßte das auf die erste Seite. Aber jetzt geht’s wohl
nicht mehr.“
    „Sprich
dich aus, Josef!“ Gunters Ungeduld war spürbar.
    „Als ich
herkam, war nichts, der Laden schon dicht. Ich konnte auch nichts
Ungewöhnliches entdecken. Dachte mir aber: Bleibst lieber hier. Vielleicht
geschieht noch was. Drüben unter den Kolonnaden bin ich rumgehangen. Und
plötzlich stürmte hier ein Mann aus dem Laden. Das war Lorenz, wie ich jetzt
weiß. Er rannte quer über den Platz, wollte wohl in die Gastwirtschaft dort
hinten. Jedenfalls lief er um sein Leben, denn hier an der Tür tauchte noch
einer auf. Ein Polizist. In Uniform.
Mit seiner Pistole in der Hand. Und der zielte auf Lorenz. Kein Anruf, kein
Warnschuß! Nanu, dachte ich. Der schießt doch nicht etwa gezielt. Denn ich
hielt den Fliehenden für einen Einbrecher — oder so. Wußte ja nicht, daß es
Lorenz persönlich war. Der Polizist schoß, traf aber nicht, schoß nochmal, mit
dem gleichen Ergebnis, und der Fliehende versteckte sich hinter dem Kiosk. In dem
Moment bin ich zu dem Polizisten gelaufen. Und was soll ich euch sagen: Kaum
sieht der mich, macht er kehrt und rennt in den Laden zurück. Ich habe das
nicht kapiert. Dachte: ein Mißverständnis. Wollte hinterher, habe aber an der
Tür gewartet und gegröhlt, daß ich der Ebert vom Tageblatt bin. Dann hörte ich,
daß hinten auf dem Hof was los ist. Und hier brausten zwei Streifenwagen an —
mit voller Besatzung. Die wußten auch nicht, worum es geht. Ich erzählte, was
ich gesehen habe. Sie sagten, Kollegen seien hinten auf dem Hof, um einem
Gewalttäter den eventuellen Rückweg abzuschneiden. Pit Mehring vom Tageblatt
hätte sie alarmiert, und drei Wagen seien in der Nähe gewesen.“
    „Und
Lorenz?“ fragte Gunter.
    „Der sah
die Streitmacht, kam zurück, sagte, wer er ist, und daß du ihn telefonisch
gewarnt hättest. Gerade noch rechtzeitig, denn der Schütze sei durch die
Hintertür eingedrungen. Mensch, Gunter, ich kapiere das nicht. Mich ruft ein
Polizeimeister Raukel an, gibt die Meldung durch — und es stellt sich als Ente
( Falschmeldung ) raus. Und kurz darauf schießt ein Uniformierter auf
Lorenz, nachdem er die Hintertür aufgebrochen hat. Wer hat denn da Durchblick?“
    Es wurde
hell im Laden.
    Drei
Polizisten sahen sich um. Einer hatte die Rangabzeichen eines Oberkommissars.
    „Da ist
Hochtürh“, wunderte sich Gunter. „Wenn er auftaucht, ist Zoff im Karton.“
    Sie gingen
hinein.
    Hochtürh
war ein großer, silberhaariger Endvierziger mit spitzen Zügen.
    Locke und
Tom, die er noch nicht kannte, wurden ihm vorgestellt.
    Nur die
Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht, dann wurde es ernst wie bei
einem Begräbnis.
    „Dein
Anruf, Gunter“, er und Rehm duzten sich, „hat dem Lorenz das Leben gerettet. Er
sitzt jetzt hinten in seinem Büro und ringt um Fassung.“
    „Es war so
eine Eingebung. Wegen der Meldung. Das muß ich dir erzählen, Klaus. Besagte
Meldung von einem gewissen Raukel...“
    „Ich weiß“,
fiel ihm Hochtürh ins Wort. „Polizeimeister Jochen Raukel wurde von seinen
Kollegen festgenommen, als er über den Hinterhof
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