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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst
Autoren: Stefan Wolf
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eingedrückt,
roter Lack abgeplatzt. Der Inhaber der Werkstatt hat damals sofort begriffen,
worum es geht. In der Zeitung las er von dem Unfall. Damit war alles klar. Was
machte der Typ? Er fotografierte Lorenzens Wagen.“
    „Um ihn zu
erpressen?“ fragte Gunter.
    „Genau. Er
hat’s auch versucht. Und siehe — Lorenz ging darauf ein, was ganz eindeutig ein
Schuldgeständnis ist. Aber dann passierte etwas, womit Heinz Podbilska, der
Kfz-Mechaniker, nie gerechnet hätte. Er wurde in seinem Haus überfallen. Drei
Typen schlugen ihn krankenhausreif. Sie suchten und fanden die Fotos und nahmen
sie mit. Außerdem schüchterten sie Podbilska ein. Ihm wurde mit noch
Schlimmerem gedroht, falls er der Polizei einen Hinweis gäbe. Das wirkte.
Podbilska getraute sich nicht. Aber er hatte noch einen zweiten Satz Fotos vom
Unfallauto — wovon Lorenz und seine Schläger nichts wußten. Ein Jahr lang hat
sich Podbilska nicht gerührt. Aber als jetzt Raukel bei ihm ermittelte, hatte
sich genügend Wut angestaut. Podbilska sah die Stunde der Vergeltung gekommen.
Er zeigte Raukel die Fotos und erzählte alles. Das war, wie gesagt, heute
mittag. Den Rest kennt ihr.“
    Für einen
Moment schwiegen alle.
    Dann sagte
Gunter, mehr zu sich als zu den andern gewandt: „Solche Geschichten schreibt
das Leben. Alles ist möglich. Nur nicht wundern.“
    „Und
jetzt?“ Ebert wippte auf den Zehenspitzen.
    „Mach ein
Foto von Lorenz! Damit wir’s in petto ( bereit ) haben. Dann hin zu
Podbilska! Von ihm ein Foto. Und die Fotos vom Unfallwagen.“
    „Kommt ihr
morgen damit raus?“ fragte Hochtürh.

    „Das ist
leider unmöglich. Aber Montag bringen wir’s groß. Was sagt Lorenz?“
    Hochtürh
lachte freudlos. „Der leugnet.“
    „Einfach
so?“ fragte Ebert.
    „Eben hielt
ich ihm alles vor. Er gibt zu, daß er den Wagen bei Podbilska reparieren ließ.
Aber der Schaden sei bei anderer Gelegenheit entstanden, nämlich als er den
Pfeiler an der Garageneinfahrt seines Grundstücks gerammt habe — im vorigen
November.“
    „Aha!“
Ebert grinste.
    „Damals
habe Podbilska zwar seltsame Andeutungen gemacht“, fuhr Hochtürh fort, „aber
von irgendeinem Erpressungsversuch wisse er — Lorenz — nichts. Und schon gar
nicht von drei Schlägern undsoweiter.“
    „Und?“
fragte Gunter. „Kommt er damit durch?“
    Hochtürh
wiegte den Kopf. „An deiner Stelle würde ich seinen Namen nicht veröffentlichen.
Er könnte gerichtlich gegen euch vorgehen. Seine Schuld ist nicht bewiesen.
Natürlich lügt er. Aber die Akte Eva Müller ist längst geschlossen. Spuren, die
uns heute noch nützen würden, fanden sich am Unfallort leider nicht. An dem Tag
regnete es heftig. Lacksplitter von Lorenzens Wagen wurden weggespült, falls
sie auf der Fahrbahn lagen. Im Gully hat damals niemand gestochert. Und ein
Jahr ist vergangen. Wir werden uns schwertun, ihm die Tat anzulasten. Zumal
Podbilska als Zeuge das letzte ist. Der Typ hat massenhaft Vorstrafen. Keine
schwere Kriminalität, aber immerhin. Lorenzens Anwalt hat Möglichkeiten. Er
kann behaupten, Podbilska hätte sich den Zusammenhang zwischen tödlichem Unfall
und Lorenzens Beteiligung aus den Fingern gesogen. Daß wir die drei Schläger
finden, glaube ich nicht. Raukel sagt, Podbilska habe sie nicht gekannt.“
    Gunter
nickte. „Wir müssen behutsam rangehen. Was anderes hatte ich ohnehin nicht vor.
Trotzdem möchte ich mir diesen Secondhand-Typ mal ansehen.“

5. Noch mehr Lügen
     
    Hinter dem
Laden führte ein kurzer Flur zum Hof.
    Die Tür war
aufgebrochen.
    Rund ums
Schloß hingen faserige Splitter.
    Vom Flur
zweigte eine Tür ab. Sie war angelehnt. Durch den Spalt sah man Licht.
    Hochtürh
und seine beiden Beamten waren vorn im Laden geblieben.
    Die andern
standen jetzt vor Lorenzens Bürotür, und Gunter klopfte.
    „Ja?“ tönte
die scharfe Stimme des Geschäftsmannes.
    Klingt
nicht, dachte Tom, als ringe er um Fassung, wie Hochtürh sich ausgedrückt hat.
    Lorenz saß
hinter seinem Schreibtisch, hatte beide Füße in der obersten Lade — rechts —
untergebracht und rauchte eine dunkle Zigarre.
    Er schien
groß zu sein und ziemlich fit, hatte ein aalglattes, aber kantiges Gesicht und
gepflegte braune Haare. Seine Miene war abweisend.
    Tom
schätzte ihn auf Ende Dreißig.
    „Rehm vom
Tageblatt“, sagte Gunter. „Ich rief Sie an. Wir kennen Raukels Aussage. Dazu
brauchen wir Ihre Stellungnahme.“
    Erstmal muß
er sich jetzt bei Gunter bedanken, dachte Tom.
    Aber das
kam dem
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