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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ein“, meinte Gunter. „Immerhin haben Sie versucht,
Lorenz zu erpressen.“
    „Wie? Äh,
so war das eigentlich nicht. Ich habe nur die Fotos gemacht, und dann zum
Scherz... Das war keine richtige Erpressung. Dazu bin ich gar nicht fähig. Aber
der Herr Lorenz muß das wohl mißverstanden haben, denn dann kamen die beiden
Schläger und...“
    „Die
beiden?“ fiel ihm Gunter ins Wort. „Ich denke, es waren drei?“
    „Ja. Drei,
glaube ich. Oder waren es zwei? Mann, die Sache liegt ein Jahr zurück.“
    „Bis drei
können Sie doch zählen, oder? Und ein Jahr ist keine Ewigkeit. Wenn einem so
zugesetzt wird, vergißt man das nicht.“
    Der Typ
nickte. „Drei. Ja, drei! Jetzt erinnere ich mich. Der Herr Lorenz lebt also?
Ihm ist nichts passiert?“
    „Nichts.
Raukel wurde festgenommen. Er muß mit Mordanklage rechnen.“
    Podbilska
wischte mit dem Handrücken über seine Stirn. Er stand unter Druck. Das konnte
man riechen.
    Wovor hat
er Angst? überlegte Tom. Vor dem, was auf ihn zukommt?
    Gunter
bohrte in derselben Richtung.
    „Sind Sie
sich darüber klar, Podbilska, daß Ihr Verhalten weder gesetzesfürchtig noch
ehrlich war? Sie waren überzeugt, daß Lorenz den tödlichen Unfall verursacht
hat. Aber Sie haben sich nicht an die Polizei gewandt. Stattdessen haben Sie
Erpressung versucht, sich dann einschüchtern lassen und bis heute geschwiegen.
Dafür wird man Sie zur Verantwortung ziehen.“
    „Aber
heute... heute habe ich doch alles gesagt.“
    „Haben Sie
Raukel die Fotos gegeben?“
    Podbilska
nickte.
    „Wußten
Sie“, mischte sich Tom ein, „daß die damals tödlich Verunglückte Raukels Braut
war?“
    Der
Kfz-Mechaniker glotzte. „Sie meinen, ob ich wußte, daß diese Ev...diese Frau
seine Braut war?“
    Er lügt
ununterbrochen, dachte Tom. Aber wenn er die Wahrheit besonders malträtiert (mißhandelt), wiederholt er die Frage wie ein Schwachsinniger. Das verschafft Zeit zum
Überlegen.
    Der Typ
hatte überlegt.
    „Nein“,
sagte er, „das wußte ich nicht.“
    „Sie hieß
Eva Müller“, stellte Gunter fest, „wie Sie eben beinahe gesagt hätten.“
    „Der Name
stand in der Zeitung.“
    „Und Sie
merkten nicht, was Raukel vorhat?“
    „Nein.
Vielleicht...“, er schien seine Worte abzuwägen, „hat er was gesagt. Aber
darauf habe ich nicht geachtet.“
    „Wenn
Raukel gesagt hätte, daß er Lorenz umbringen will, hätten Sie das nicht
überhört?“ forschte Gunter.
    „Natürlich
nicht. Dann hätte ich sofort... äh... seinen Vorgesetzten verständigt.“
    „Brav!“
nickte Gunter. „So gehört es sich.“
    Wann die
Bullen zu ihm kämen, wollte Podbilska wissen. Diesmal verbesserte er sich
nicht.
    Gunter hob
die Achseln. „Vielleicht morgen. Wenn Sie dann den Dummen auch so gekonnt
spielen, wird Ihnen nicht viel passieren. Aber Sie haben Vorstrafen, nicht
wahr?“
    Der
Kfz-Mechaniker grinste. Der dümmliche Ausdruck verschwand aus seinen
schwammigen Zügen.
    „Nichts
Aufregendes, Herr Rehm. Hin und wieder wildere ich ein bißchen. Und einige Male
habe ich Motor- und Fahrräder angekauft, die geklaut waren. Natürlich wußte ich
das nicht. Leider war der Richter anderer Meinung. Aber lebenslänglich gibt’s
dafür nicht.“
    „Als Sie
von den Schlägern überfallen wurden — hat man Sie schwer verletzt?“
    Podbilska
zögerte. „Ziemlich. Ich hatte Blutergüsse im Gesicht. Und Abschürfungen.“
    „Wann war
das?“
    „Ende
November vorigen Jahres.“
    Gunter
musterte ihn. „Aber es ist alles gut verheilt.“
    Der
Kfz-Mechaniker nickte und luchste zum Tisch, von wo ihm die Schnapsflasche
zulächelte.
    Offenbar
hatte er Verlangen nach einem kräftigen Schluck. Gunter sagte, wenn ihm noch
was einfiele, würde er anrufen; dann gingen sie.

6. Gulasch und
Bratwurst
     
    Locke
kuschelte sich in den Fond und zupfte an ihrem Pullover.
    Tom hatte
sich angegurtet. Gunter lenkte den Saab auf die Dorfstraße. Sie fuhren zur
Stadt zurück.
    „Wenn ihr
mich fragt“, sagte Locke, „der Kerl lügt. Was er von sich gibt, ist ungenau,
verzerrt, Verblasen. Und er fühlt sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut. Was
meint ihr?“
    „Stimme dir
vollinhaltlich zu, Schatzi“, pflichtete ihr Tom bei. „Außerdem hatte ich den
Eindruck, daß Raukel hier nicht als ermittelnder Polizist auftrat, sondern als
rächender Privatmann. Und Podbilska wußte sehr wohl, was Raukel mit Lorenz
vorhat. Zugeben wird er das natürlich nie. Sonst wäre er dran wegen Mittäter-
oder Mitwisserschaft.“
    Gunter

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