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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder
Autoren: Hugh Walker
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sich erhängte, hieß übrigens Stubie. Sagt Ihnen der Name etwas?“
    „Nein.“ Das war seltsam. Schwaber hatte gesagt, der Mann wäre Steinseifer gewesen.
    „Was ist Ihre Theorie, warum er sich wohl aufgehängt hat vor allen Leuten?“
    „Er wollte mein Leben“, sagte Julia. „Deshalb hat Mama ihn dazu gezwungen.“ Es klang sehr bestimmt.
    Als Berger mich fragend ansah, fügte ich hinzu: „Sie ist nicht die einzige, die davon überzeugt ist. Es gibt wohl keinen in Gerdorf, der das nicht glaubt.“
    „Keiner erwähnte derartiges“, meinte Berger.
    „Wundert Sie das?“
    „Warum fürchten sie diese Frau so, wenn wir einmal annehmen, daß Sie recht haben?“
    „Weil sie ein rächender Geist ist, und weil sie keine Macht über sie haben. Und weil sie etwas weiß. Um dieses Geheimnis nicht zu erfahren, durfte ich nicht in das Haus. Sie wußten von meiner Arbeit auf dem Gebiet der Manifestationen, der Geister, wie Sie es nennen. Dann brannten sie das Haus nieder, in der Hoffnung, auch diesen Fluch zu verbrennen. Aber er starb nicht. Er ist so lebendig wie zuvor. Und wenn Sie mir Gelegenheit geben, werden wir uns der Sache annehmen, wie es unsere Absicht war.“
    „Was wollen Sie unternehmen?“
    „Lassen Sie uns in das abgebrannte Haus. Dort werden wir eine Sitzung abhalten und versuchen, mit Anna Bergen zu sprechen.“
    Er schwieg eine Weile. „Also gut“, stimmte er dann zu, und wir atmeten auf. „Ich weiß nicht, was diese Geisterbeschwörung nützen soll, aber wenn Ihr Seelenfrieden davon abhängt. Aber Sie sollen wissen, daß ich absolut nichts von diesem Hokuspokus halte.“
    „Es genügt, wenn Sie uns die Gehrdorf er vom Leib halten.“
    „Warum erwarten Sie, daß die Sie stören?“
    „Sie werden Ihr blaues Wunder erleben“, sagte ich nachdrücklich. Er war nicht überzeugt, das war mir klar, und das hätte ich auch nicht erwartet, aber er begann sicherlich nachzudenken. Im Augenblick war er wahrscheinlich froh, daß wir nicht mehr von ihm wollten. Er machte sich noch keine Vorstellung von der Wahrheit.
    Aber auch meine war noch sehr vage. Lauter lose Enden, die sich nicht zusammenfinden wollten.
    Er wollte sich erheben, da fiel mir Schwaber ein. „Warten Sie. Es gilt noch etwas Wichtigeres zu tun als diese Sitzung.“
    Er nickte heftig. „Ich bin froh, daß Sie das einsehen.“
    Er verbeugte sich leicht. Ich ließ mich nicht beirren.
    „Der Friedhof“, sagte ich rasch. „Sie kamen eigentlich, um etwas über den Friedhof zu erfahren.“
    Er hielt inne und nickte langsam.
    „Schwaber, der Reporter, hatte da einen Gedanken, dem wir nachgehen sollten, und der Mordanschlag könnte ihm recht geben.“
    „Nämlich?“
    Ich berichtete ihm von Steinseifer und von Schwabers Vermutungen über den Inhalt der Gräber. Ich deutete auch die Lebensübertragung an. Aber ich hatte seine Phantasie schon zu sehr strapaziert.
    Er sagte: „Mein lieber Herr Feller…“ Es klang so väterlich besorgt. Wortlos deutete ich auf Julia, deren gealterte Züge er nicht ignorieren konnte.
    Er brach ab und ballte die Fäuste. „Sie sind ja verrückt!“ stieß er hervor und stapfte aus dem Raum. Wir starrten ihm resigniert nach. „Schwaber wird es allein tun müssen“, murmelte ich.
     

     
    Aber ich hatte mich geirrt.
    Der Oberinspektor kam am frühen Nachmittag wieder. Er war unsicherer, als ich ihn je zuvor gesehen hatte. Er setzte sich wortlos und schwenkte ein Blatt Papier in der Hand.
    „Sie fangen an, mir Angst zu machen“, stellte er fest und ich konnte an seiner Nervosität sehen, daß er es ernst meinte.
    „Was haben Sie herausgefunden?“
    „Mehr als ich wissen möchte“, erklärte er, ohne uns anzusehen. „Für wie alt schätzen Sie diesen Stubie?“
    „Sechzig“, meinte Ernst.
    „Mehr auf die Siebzig zu.“ korrigierte ich.
    Berger nickte. „Schwaber schwört, es sei Steinseifer. Wir haben Schwaber bereits gefunden. Er ist unverletzt. Aber Steinseifer starb letztes Jahr. Das geht aus den Gemeindeunterlagen hervor.“
    „Julia“, sagte ich, einer Eingebung folgend, „kanntest du den Mann, der dein Leben nehmen wollte?“
    „Ja“, antwortete das Mädchen. „Der Inspektor hat recht. Er heißt Steinseifer.“
    „Aber er starb voriges Jahr!“ erwiderte Berger fast wütend.
    „Davon weiß ich nichts. Aber es gab oft Begräbnisse. Der Doktor und der Pfarrer und ein paar Männer machen das immer. Meist nachts.“
    „Alle bezeugen jedoch, daß er Stubie heißt“, fuhr Berger fort.
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