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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder
Autoren: Hugh Walker
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Willie. „Das schafft er nie.“
    Dieser Ansicht schienen auch die Gehrdorfer, denn sie stellten das Feuer ein. Einen Augenblick lang hörte man nur den Motor. Dann gab es ein Krachen, und ein heller Feuerschein flammte auf. Der Wagen war gegen ein Hindernis geprallt und hatte sofort Feuer gefangen. Julia begann zu weinen, und ich konnte die Augen nicht abwenden von einer brennenden Gestalt, die aus dem Wagen zu klettern versuchte. Deutlich hörten wir ihr Schreien. Dann zerriß eine erneute Explosion den Wagen und die Gestalt mit ihm.
    „Aus“, sagte ich zähneknirschend. „Wollt ihr warten, bis sie euch wieder in die Käfige sperren?“
     

     
    Wir erkannten gleich darauf, daß es keine Möglichkeit mehr gab, das Haus zu verlassen. Oberinspektor Berger und drei Polizisten standen bleich vor dem Haustor. Einer starrte durch das Schlüsselloch hinaus.
    „Verdammt, Feller“, sagte Berger schwer atmend. „Ich hätte Ihnen früher glauben sollen.“
    „Heben Sie sich Ihre Reue für später auf“, entgegnete ich. „Jetzt brauchen wir ein paar gute Ideen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Sieht ganz so aus, als würden auch die besten nicht mehr viel nützen. Sehen Sie selbst.“
    Der Polizist am Schlüsselloch machte mir Platz. Draußen sah ich undeutlich in der Dunkelheit eine große Menschenmenge. Sie schienen zu warten. Wie damals vor dem Bergen-Haus, als sie das Feuer beobachteten. Es war ein entmutigender Anblick.
    „Da schlüpft keine Maus durch“, bestätigte ich. „Worauf warten die?“
    „Sie fürchten das hier.“ Er deutete auf seine Pistole. „Noch.“
    „Nein“, sagte ich. „Wir sind zu wenige, um das ganze Haus zu verteidigen. Sie könnten jederzeit durch die unteren Fenster einsteigen.“
    „Aber ein paar würden wir erwischen“, gab Berger zu bedenken. „Wenn sie unsterblich sind, oder auch nur fast, dann ist ihnen ihr Leben zu teuer, um es einfach auspusten zu lassen.“
    „Schon möglich“, gab ich zu, „aber unwahrscheinlich. Dann würden Sie nämlich nicht als gute Zielscheiben innerhalb der Schußweite warten. Nein, die haben etwas vor. Wir sehen besser zu, daß wir einen Ort finden, an dem wir unsere Haut teuer verkaufen können.“
    „Was schlagen Sie vor, Feller?“
    „Die Räume, wo sie ihre Zeremonien abhielten. Es kann nicht schaden, wenn wir uns dort umsehen. Wo ist Schwaber?“
    „Ich weiß es nicht. Ich habe ihn seit Einbruch der Dämmerung nicht mehr gesehen. Vermutlich ist er den Teufeln in die Hände gefallen wie der Rest meiner Männer. Haben wir überhaupt noch eine Chance?“
    „Hier nicht“, stellte ich fest.
    Wir erreichten die Kellerräume. Zwei der Polizisten hatten ihre Taschenlampen dabei. Obwohl die Luft warm war, fröstelte ich. Jemand versuchte einen Lichtschalter im Korridor, doch das Licht brannte nicht. Bevor wir die Tür der Kellerräume hinter uns schlossen, war mir, als hörte ich fernen Donner. Auch Julia hatte es gehört. Sie sah mich blaß an. „Ein Gewitter“, flüsterte sie.
    Ich nickte.
    Der große Raum war leer, der Altar verlassen. Wir hasteten durch und sahen die kleinen Räume dahinter an. Wir befanden uns zwar allein hier, aber es gab keinen Ausweg aus der Mausefalle.
    Außerdem begann es unangenehm kalt zu werden. Ich fror. Auch Klara und Julia spürten in ihren kurzärmeligen Kleidern die Kälte.
    Während sich zwei der Polizisten daran machten, die Käfige zu demontieren, damit sie nicht mehr benutzt werden konnten, bezog der dritte Posten an der Eingangstür. Er signalisierte uns, daß von außen nichts zu hören war. Wenn sich die Gehrdorfer bereits im Haus befanden, dann mußten sie sehr leise sein.
    Mehrmals glaubte ich Donner zu hören. Der Wachposten an der Tür bestätigte es. Dort war es sehr deutlich zu hören – ein anhaltendes Rollen, das kein Ende zu nehmen schien.
    Fieberhaft durchsuchten wir unser Gefängnis, aber es gab keinen unterirdischen Gang oder einen anderen geheimen Ausgang. Wir konnten nur wieder nach oben gehen oder hier warten.
    Beides war nicht sehr verlockend. Zudem verspürte ich einen vagen Schmerz im Bauch. Ich dachte erst, es wäre Hunger, denn ich hatte seit mittag nichts mehr gegessen. Aber dann wurde der Schmerz stärker, und mir war klar, daß er nicht vom Hunger herrühren konnte. Ich sah an Julias schmerzverzerrtem Gesicht, daß auch sie litt. Auch Klara krümmte sich manchmal zusammen.
    „Spüren Sie es auch?“ fragte ich Berger.
    „Verdammt, ja“, antwortete er. „Schon eine ganze
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