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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder
Autoren: Hugh Walker
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bedienen konnten. Kräfte des Bösen, gegen die wir in unseren Unglauben und in unserer Ignoranz kaum gewappnet waren.
    Ich empfand kein Mitleid mit den Toten. Aber ein Gefühl der Beklemmung bemächtigte sich meiner und wuchs, je mehr Häuser wir durchsuchten.
    Überall hingen sie, überall mit dem gleichen Ausdruck der Furcht und der Wut in den totenstarren Gesichtern.
    Kein einziger lebte mehr. Das ganze Dorf war ausgelöscht. Mochten sie Ungeheuer gewesen sein oder Besessene, sie hatten ihren Meister gefunden.
     

     

Wir blieben noch am folgenden Tag, um weitere Aussagen zu machen, denn höhere Stellen schalteten sich in den Fall ein. Wir waren sehr vorsichtig in unseren Aussagen. Es war nicht zu erwarten, daß man uns glaubte. Wir taten es Berger gleich, der nicht mehr berichtete, als er mit seinen fünf Sinnen erfaßt hatte.
    Und im Grunde wußten wir nichts.
    Vermutlich würde man keine befriedigende Erklärung für diesen Massenselbstmord finden. Wenn sie die Toten genauer untersuchten, stießen sie vielleicht auf Spuren.
    Aber was sie auch fanden, sie würden andere Schlüsse ziehen, als wir es getan hatten. Sie würden eine andere Wahrheit suchen.
    Auf Oberinspektor Bergers Anraten wurden die Gräber des Friedhofs geöffnet. Sie fanden, was ich erwartet hatte – Kinderskelette und leere Särge. Aber, dachte ich grimmig, sie würden sich nun füllen.
    Als wir Gehrdorf verließen, wimmelte der Ort von Polizei, Neugierigen und Presseleuten.
    Sie vor allem würden die dünnen Schleier der Wahrheit beiseite reißen und mit blinder Vernunft ihre Schlüsse ziehen.
    Schwaber war sehr nachdenklich geworden, aber wie Berger war er zu sehr der Realität verschrieben und erkannte nicht, wie trügerisch sie war.
    Wir nahmen Julia mit uns. Sie hatte niemanden mehr. Das geschah nicht, weil wir uns Anna Bergen verpflichtet fühlten, sondern weil Klaras neu erwachte Gefühle in ihr einen glücklichen Abnehmer fanden.
    Kinder haben zu allen Zeiten einen gewaltigen Hunger nach Liebe.
    Als wir auf die Bundesstraße abzweigten, sahen wir, wie sich dunkle Wolken über dem Tal zusammenballten. Ein neues Gewitter, dachte ich, eines das frei war von den alten dämonischen Kräften.
    Oder hatten wir uns geirrt? Waren es nicht die Menschen, die sich dieser Kraft bedienten, sondern in Wahrheit diese Mächte, die nach dem Menschen griffen und Herz und Verstand mit düsteren Lockungen erfüllten?
     
     
    ENDE
     
     
     
     
     
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