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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron
Autoren: Vladimir Volkoff
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Tritt in die Rippen und galoppierte die Allee hinauf.
    Boudiafa eröffnete das Feuer, traf aber nicht.
    »Er wird Lionette alarmieren«, bemerkte Mick unruhig.
    »Daran kann ich nichts ändern«, gab Bourbons-Valoys zurück. »Ich benachrichtige Saint-Amarante. Soll der sich mit ihnen auseinandersetzen.«
    Lennet mußte der ganzen Szene ohnmächtig zusehen, immer drei Pistolenmündungen vor Augen. In wenigen Sekunden nahmen die Entführer ihre Plätze ein, und der Wagen fuhr ab.
    »Chef«, sagte Boudiafa, »haben Sie nicht Angst, daß Lionette uns anzeigt? Sie gehört doch nicht zur Bande.«
    »Sie steckt mit ihren Duellen selber in einer zu komischen Lage, als daß sie gefährlich werden könnte.
    Kannst du dir vorstellen, daß die Tochter des Marquis von Cresilian zusammen mit dir und Prosper vor Gericht erscheinen möchte? Nein, nein, von dieser Seite ist nichts zu befürchten.«
    Sie fuhren fast zwei Stunden. Am Anfang versuchte Lennet zu protestieren: »Ich bin der Sohn von Senator Hogan, und ich verstehe nicht…«
    Statt einer Antwort packte Prosper ihn am Schnurrbart und zog daran. Er riß die Hälfte der Haare ab und – der Klebstoff des Geheimdienstes war ausgezeichnet – einen Fetzen Haut. Lennet unterdrückte mit Mühe einen Schmerzensschrei, aber er war gewarnt. Lieber lief er einseitig herum, als daß auch noch die andere Hälfte abgerissen wurde.
    Nach einer Straßenbiegung tauchte eine hohe Mauer aus dunklem, fast schwarzem Gestein vor ihnen auf.
    »Verbindet ihm die Augen«, befahl Louis knapp.
    Ein Tuch wurde Lennet umgebunden und kurz darauf stoppte der Chrysler. Halb gezogen, halb gestoßen mußte Lennet durch endlose Gänge gehen, Treppen hinauf und andere wieder hinunter, Türangeln quietschten, Schlösser knirschten. Lennet stieß mit Absicht gegen alle möglichen Hindernisse, um dadurch vielleicht die Binde über den Augen zu verschieben. Das gelang ihm auch, und er konnte einen Blick um sich werfen.
    Er befand sich in einem Saal mit Säulen, der offenbar einmal eine Kapelle gewesen und nun als Büro eingerichtet war.
    Ich bin hier wohl im Schwarzen Schloß, dachte Lennet.
    Diese Burg, die zur Hälfte Ruine und zur Hälfte als Hotel eingerichtet war, gehörte, wie er aus den Akten wußte, dem L.A.D.S. Saint-Amarante besaß hier eine Wohnung.
    Wie in vielen mittelalterlichen Kapellen führte eine vergitterte Loge zum Kirchenschiff. Hier hatten einstmals die Adligen der Messe beigewohnt. Boudiafa stieß Lennet durch eine schmale Türöffnung mit behauenen Pfeilern in die Loge. Im Hintergrund ging eine kleine Wendeltreppe ab. Sie führte auf der einen Seite nach unten, ins Innere des Schlosses, auf der anderen Seite nach oben in den Schloßturm. Lennet wurde die Treppe hinuntergestoßen.
    An dem muffigen Geruch erkannte der Geheimagent, daß er sich unter der Erde befand. Sie passierten einen Gang zwischen groben Steinen hindurch, die von Feuchtigkeit trieften.
    Mehrmals traten sie in große Pfützen. Ein großes Gitter, ein weiterer Gang, eine Tür aus fauligem Holz. »Der Herr ist am Ziel«, sagte Boudiafa mit einem gemeinen Lachen und stieß Lennet vorwärts.

    »Der Herr ist am Ziel!« sagte Boudiafa und stieß Lennet vorwärts  
    Der Geheimagent befand sich in einer kleinen Zelle von etwa zwei auf zwei Meter, mit feuchten Wänden und gestampftem Fußboden und ohne jegliche Einrichtung. Es war fast völlig finster, nur durch ein Luftloch im Gewölbe zeichnete das Tageslicht auf dem Boden einen kleinen Lichtfleck.
    Er wurde gründlich durchsucht, und seine Habe verschwand in den Taschen Boudiafas.
    »Ich habe Saint-Amarante von Ihrer Maskerade informiert«, berichtete Louis mit einem bösartigen Lächeln.
    »Wenn er erst hier ist, haben Sie nichts mehr zu lachen.«
    Die Tür schlug zu, das Schloß knirschte. Bourbons-Valoys und seine Banditen verschwanden.
    Da sitze ich schön in der Tinte, dachte Lennet. Aber man muß allem auch eine gute Seite abgewinnen. Jetzt kann ich wenigstens diesen scheußlichen künstlichen Gaumen herausnehmen.
    Nachdem er sich diese Erleichterung verschafft hatte, setzte er sich in die trockenste Ecke und dachte nach.
    Man hatte ihn erkannt, das war klar. Jetzt würde ihn die Bande unter Saint-Amarantes Führung ausquetschen und dann erledigen. Das war auch klar. Aber wer gehörte zur Bande, und was trieb sie eigentlich? Außer Lionette und Jules gehörten wohl alle dazu, das war sicher. Gar nicht sicher war dagegen, welcher Art ihre Geschäfte eigentlich
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