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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron
Autoren: Vladimir Volkoff
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Dickie! Reichen Sie mir Ihren Arm, wir gehen zu Tisch!«

Duell im Mondschein
    Während auf Cresilian die zukünftigen Duellanten, ihre Sekundanten und die Hausherrin gemeinsam zu Abend aßen und es dabei gegenseitig nicht an Höflichkeit fehlen ließen, gab sich Prinz de Bourbons-Valoys seiner Lieblingsbeschäftigung hin. Er zog sich in sein Zimmer zurück, schloß sich ein und setzte eine geheime Abhöranlage in Gang, dessen Mikrofon ohne Wissen der Angestellten in der Küche untergebracht war. Diese Einrichtung erlaubte es Louis, sich über die Unterhaltungen seiner Angestellten auf dem laufenden zu halten, was bei dem ein wenig besonderen Beruf, den er ausübte, recht nützlich war. Er konnte leicht die Stimmen von Jean, Pierre, Marietta und Marthe auseinanderhalten.
    An diesem Abend hörte er folgendes:
    Jean: »Jetzt ist es genug, Marietta. Ich glaube, Sie haben zuviel Kriminalromane gelesen. Ich bin auch nicht blind, und ich habe ihn nicht wiedererkannt.«
    Marthe: »Ich habe ihn nicht einmal gesehen.«
    Pierre: »Ihnen ist der Gedanke gekommen, als Sie ihn beim Essen gesehen haben?«
    Marietta: »Aber nein, lassen Sie mich doch erzählen.«
    Jean: »Jetzt beginnt das wieder.«
    Marietta: »Hören Sie zu! Sie kennen doch die Amerikaner, nicht wahr? Sie wissen, daß es welche gibt, die Kaugummi kauen und andere, die es nicht tun. Es gibt welche, die tragen Shorts mit Blumen darauf und andere nicht. Es gibt welche, die beim Essen den linken Arm auf die Knie legen und andere, die dies nicht tun. Es gibt welche, die machen beim Französisch sprechen Fehler und andere nicht. Aber haben Sie auch nur einen einzigen gesehen, seit Sie in diesem Haus sind, der seine Schuhe zum Putzen vor die Tür stellt?«
    Das eintretende Schweigen wies auf betroffenes Staunen hin. Louis, der auf dem Bett liegend zugehört hatte, richtete sich gespannt auf. Dann hörte er ein ganzes Konzert von Ausrufen:
    Marthe: »Nein, wirklich, das habe ich noch nie gesehen.«
    Pierre: »Sie putzen ihre Schuhe selber, oder sie geben sie einem direkt in die Hand.«
    Jean: »Ich habe noch nie amerikanische Schuhe im Flur gesehen. Die anderen ja, aber nicht die Amerikaner.«
    Marietta: »Aha, sehen Sie! Als ich die Mokassins im Gang sah, habe ich gedacht, da stimmt doch etwas nicht.
    Ich habe sie selber geputzt, es waren richtige amerikanische Schuhe. Aber das will noch nichts heißen.
    Also habe ich ihm an diesem Morgen sein Frühstück serviert, und ich schwöre, daß ich ihn aus nächster Nähe gesehen habe…«
    Bourbons-Valoys verlor keinen Satz. Er preßte das Ohr an den Lautsprecher, um noch besser zu hören.
    Marietta: »Es war nicht die gleiche Haarfarbe. Aber Haare kann man färben. Es waren andere Augen, aber man kann ja Linsen einsetzen, wenn man will. Sein Blick allerdings war genauso freundlich und genauso schelmisch wie der des anderen.«
    Jean: »Oho, der Blick…«
    Marietta: »Eben der Blick hat mir den Floh ins Ohr gesetzt. Doch als ich seine Hände gesehen hatte, gab es für mich überhaupt keinen Zweifel mehr. So kleine und gleichzeitig so kräftige Hände gibt es nur einmal auf der Welt. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es seien die Hände eines ganz jungen Burschen, wenn man jedoch genauer hinsieht, sehen sie aus wie aus Stahl.«
    Jean: »Romane, Romane, nichts als Romane.«
    Marietta: »Und dann habe ich auch das andere beobachtet. Er hat durch die Nase gesprochen, aber es war doch die gleiche Stimme, und er konnte noch so sehr den Amerikaner spielen, es waren die gleichen Gesten.«
    Pierre: »In drei Tagen wächst aber kein Schnurrbart.«
    Marietta: »Nein, aber man kann sich einen ankleben.«
    Pierre: »Glauben Sie, daß ich Sie nicht wiedererkennen würde, wenn Sie sich einen Schnurrbart ankleben?«
    Marietta: »Sagen Sie, was Sie wollen, ich bin ganz sicher, daß der kleine Führer Bick, der so nett war, und der Amerikaner Dickie die gleiche Person sind.«
    Bourbons-Valoys hörte nicht weiter zu. Er brachte den Apparat zum Schweigen und eilte zum Telefon. Fieberhaft wählte er die Nummer Saint-Amarantes in Paris.
    Unterdessen schwatzte man auf Schloß Cresilian nach einem guten Abendessen heiter im großen Salon. Lionette war sehr charmant zu Dickie, Jules zeigte sich eher höflich als reserviert, der Baron erzählte Geschichten, die niemand hören wollte und Mick sagte allen Schmeicheleien, ohne daß einer darauf achtete. Lennet beobachtete das ganze Theater sehr genau.
    Ich weiß nicht, welches Spiel die beiden
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