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1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

Titel: 1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
Autoren: Jennifer Greene
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auch?"
    Kirstin stützte das Kinn in die Hand. „Du glaubst wohl, nur weil Thanksgiving ist, lasse ich das durchgehen?"
    „Ist Mom uns auf die Schliche gekommen?" flüsterte Mellie ihrem Großvater zu.
    „Es ist ziemlich schwer, deine Mutter auszutricksen. Ich habe dir schon mal gesagt, sie hat sogar hinten im Kopf Augen."
    „Stimmt nicht, Grandpa. Ich habe längst nachgesehen. Da hat sie nur Haare. Das hast du erfunden."
    „Ich? Ich soll etwas erfunden haben?" Paul lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, so dass Mellie ihm auf den Schoß klettern konnte. Mit sichtlichem Vergnügen erzählte er jetzt der Kleinen eine Geschichte, während Kirstin den Tisch abräumte und das Geschirr zur Spüle trug. Nachdem die beiden eine Weile vergebens auf den Nachtisch gewartet hatten, rief er seiner Tochter zu: „Du wirst uns doch wegen des kleinen Scherzes nicht den Kuchen vorenthalten, oder?"
    Kirstin schmunzelte. „Ihr bekommt ihn gleich, keine Sorge. Ehe ich alles wegstelle, wollte ich nur noch eine Platte für Mr. Connor fertig machen. Er hat bestimmt nichts zu essen drüben."
    „Du bist wie deine Mutter. Ich kann mich nicht an einen einzigen Feiertag erinnern, an dem sie nicht die Reste an Fremde verteilt hätte. Das ist ein Erbfehler, der nur an die Frauen weitergegeben wird. Also nimm dich in acht, Mellie. Aber ihr habt mir noch gar nicht erzählt, wie euch unser neuer Nachbar gefällt."
    Kirstin schnitt den Kuchen an. Sie brauchte ihrem Vater nicht zu antworten, weil Mellie das schon übernahm.
    „Er hat ein ganz tolles Auto", berichtete Mellie. „Schwarz und glänzend. Und er hat einen Bart. Der ist auch schwarz. Ich mag ihn."
    „So, tatsächlich?"
    Mellie nickte ernsthaft. „Er sieht aus wie ein großer Brummbär. Er ist noch größer als du, Grandpa."
    „So groß, ja?" Paul schaute seine Tochter an, die jetzt mit dem Kuchen gekommen war. „Hast du erfahren, wo er herkommt und was er macht?"
    „Soviel Zeit hatten wir nicht. Wir waren doch nur ein paar Minuten da." Mehr als lang genug, dachte Kirstin. Sie war noch immer beeindruckt von Gordon Connor. Aber das hätte sie ihrem Vater nie verraten.
    Nachdem der Nachtisch verspeist war, standen sie alle vom Tisch auf. Kirstin wollte noch die Küche aufräumen, ehe sie zu Gordon Connor fuhr. Während sie herumhantierte, strichen ihr Scruff und Muff, die beiden Katzen, um die Beine. Zwischen Aufräumen und Abwaschen gab sie ihnen ein paar Reste von dem Braten, doch ihr Blick glitt immer wieder zum Fenster.
    So spät war es noch nicht - erst kurz nach s echs -, aber draußen war es bereits stockfinster. Feine Schneeflocken fielen herab. Bis zum Morgen würde der Garten unter einer weißen Decke liegen. Eigentlich war der Abend wie geschaffen, um vor dem Kamin zu sitzen und sich zu entspannen.
    Statt dessen wollte sie noch hinaus in die Dunkelheit, um zu einem Mann zu fahren, der ihr deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er weder Wert auf ihr Essen noch auf ihre Gesellschaft legte.

Das war einfach verrückt von ihr. Trotzdem zog sie sich kurz darauf ihre Jacke an und nahm den Teller vom Herd, wo sie ihn warmgestellt hatte. Ehe sie ging, schaute sie noch einmal ins Wohnzimmer.
    „Ich bringe eben das Essen rüber. Bin gleich wieder da."
    „Brauchst du Begleitung?"
    Kirstin schüttelte den Kopf. Mellie saß neben ihrem Großvater, hielt ein Buch in der Hand und hatte ihr Lieblingsstofftier, einen schlappohrigen Elch, im Arm. Sie hatten bereits ein Feuer im Kamin angezündet und den Fernseher angestellt. Im Licht der Lampe fielen lange Schatten auf die getäfelten Wände. „Ihr beide habt es euch schon gemütlich gemacht. Ich schaffe das allein, Dad."
    „Willst du wirklich allein fahren?"
    „Ja sicher." Dabei war sie sich gar nicht sicher. Kaum trat sie vor die Tür, biss ihr die kalte Luft in die Haut. Nachdem vorhin der Wind nachgelassen hatte, war die Temperatur gesunken. Es war nicht nur kalt, sondern richtig bitterkalt. Wie sie es im November in Maine gewohnt waren.
    Vor Kälte zitternd, stieg sie in den Wagen, stellte den Teller auf den Nebensitz und stieß sich prompt den Ellenbogen am Lenkrad. In ihrem nächsten Leben würde sie in ihren Bewegungen so anmutig werden wie eine Ballerina, schwor sie sich. In diesem Leben al lerdings konnte sie nur noch durch ein Wunder vor den Folgen ihrer Unbeholfenheit bewahrt werden. Sie rieb sich den Ellenbogen und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Der alte Ford sprang im Winter nur an, wenn man ihm gut
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