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1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

Titel: 1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
Autoren: Jennifer Greene
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mindestens zweihundert Jahre alt sein, und noch heute erkannte man die einstige Schönheit. Es war ein weißes Fachwerkhaus mit dunkelgrünen Fensterläden, drei Etagen hoch und mit einem Wandelgang, der auf der obersten Etage um das ganze Haus herumführte. Von der Veranda auf der zweiten Etage hatte man einen Ausblick auf das Meer. Auf der Ostseite befand sich ein achteckiger Turm mit hohen schmalen Fenstern. Ein verwittertes Schild mit einem Hexenzeichen schlug im Wind hin und her. Nirgendwo brannte Licht. Alle Fenster waren dunkel und wirkten wie schwarze Augen.
    Gordon runzelte die Stirn. Einen Moment lang glaubte er, oben hinter einem der Fenster hätte sich etwas bewegt. Doch das war absurd. Es war niemand da. Obwohl das Haus nicht direkt heruntergekommen aussah, wirkte es verlassen, so als hätte seit Jahren niemand mehr darin gewohnt.
    Das Haus wie auch die Umgebung gefielen ihm vorzüglich.
    Er nahm die Sachen aus dem Auto, schulterte sie und stapfte den Weg hinauf. Die schwere Eichentür, die er öffnete, knarrte in den Angeln!
    Grabesstille und Spinnweben empfingen ihn. Dann erkannte er in dem Licht, das von draußen hereinfiel, eine schlossähnliche Eingangshalle mit einer breiten, offenen Treppe, die nach oben führte. Zu beiden Seiten der Halle befanden sich mehrere Türen.
    Er öffnete gleich die erste Tür auf der rechten Seite und betrat ein altmodisches Empfangszimmer - mit Ohrensessel, einem Rosshaarsofa, einem Perserteppich und einer Stehlampe mit Fransenbesetztem Schirm. Der Raum war gemütlich warm. Jemand hatte geheizt und neben dem riesigen, gemauerten Kamin Holzscheite gestapelt, was Gordon nicht sonderlich überraschte. Seine beiden Brüder hatten ihm gesagt, dass jemand nach dem Haus sehen würde. So hätte es zumindest im Testament ihres Großvaters gestanden. Er selbst hatte gar nicht richtig zugehört, als es verlesen wurde.
    Er konnte sich nicht so recht vorstellen, dass sein Großvater einmal hier gewohnt haben sollte. Er und seine Brüder hatten auch nicht damit gerechnet, solch einen feudalen Besitz von Gramps zu erben. Da die Familie sonst keine Verwandten hier in Maine hatte, nahmen Seth und Michael an, dass ihr Großvater in diesem Haus eine Geliebte unterhalten haben musste. Es hätte zu dem alten Schurken gepasst. Seine Brüder hatten sich für diese Idee begeistert, er nicht.
    Er konnte sich für überhaupt nichts mehr begeistern. Im Augen blick war er nur froh, dass er einen Ort gefunden hatte, wo ihn niemand störte.
    Er stellte seine Instrumente und den Rucksack ab, und ohne seine Lederjacke auszuziehen, hockte er sich vor den Kamin, legte Holz nach und stocherte mit einem Eisenhaken in der Glut. Das Feuer ließ sich schnell entfachen. Sofort umzüngelten die Flammen das trockene

Zedernholz, und der Duft danach breitete sich in dem Zimmer aus.
    Gordon blieb müßig vor dem Kamin sitzen und ließ sich von dem Feuer hypnotisieren, obwohl er wusste, dass es einiges zu tun gab. Als erstes sollte er sich im Haus umschauen. Nur weil in diesem Zimmer Möbel standen, bedeutete das nicht, er würde auch irgendwo ein Bett vorfinden. Außerdem brauchte er dringend etwas zu essen. Unterwegs hatte kein Geschäft geöffnet gehabt, was nicht gerade überraschend war an Thanksgiving.
    Seit gestern Abend hatte er nichts mehr gegessen, und wann er das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen hatte, konnte er sich nicht erinnern. Eigentlich hätte er hungrig sein müssen, aber er verspürte keinen Appetit. Er hätte sich um ein Bett kümmern müssen, doch er tat es nicht. Es interessierte ihn nicht. Seit Monaten interessierte ihn nichts mehr.
    Irgendwo in einem der Räume klingelte ein Telefon. Bei dem schrillen Geräusch zuckte Gordon zusammen, rührte sich aber nicht vom Fleck. Natürlich hatten seine Brüder dafür gesorgt, dass es hier ein Telefon gab. Es klingelte erneut. Und noch einmal. Dann war es schließlich still.
    Sie konnten nicht wissen, dass er schon angekommen war. Er würde sie anrufen, aber nicht eher, bis er in der Lage war, einigermaßen ruhig und normal zu reden. Seine Brüder waren nicht leicht an der Nase herumzuführen. Michael war entsetzt gewesen, als er ihn auf der Beerdigung gesehen hatte, und Seth, der nie etwas taktvoll umschrieb, hatte ihm geradeheraus gesagt, er sehe erbärmlich aus und solle keinen Raubbau mit seiner Gesundheit treiben. Und beide Brüder hatten ihn dazu überredet hierherzufahren, um die unerwartete Erbschaft näher in Augenschein zu nehmen.
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