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1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

Titel: 1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
Autoren: Jennifer Greene
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erkundet so gern das Haus. Ich gucke mal eben nach, wo sie ist und was sie macht."
    Als sie in der Eingangshalle nach ihr rief, bekam sie keine Antwort. Sie ging zur Treppe und rief hinauf, doch es blieb still. Kirstin machte sich jedoch noch keine Sorgen. Mellie kletterte gern auf einen der Fenstersitze, versteckte sich hinter Vorhängen und spielte mit sich. Im Haus gab es so viele Ecken und Nischen, die ein Kind geradezu anlockten und seine Phantasie anregten. Manchmal war Mellie so vertieft, dass sie einfach nichts mehr hörte.
    Während Kirstin das Erdgeschoß absuchte, ging Gordon die Treppe hoch und schaute oben nach Mellie.
    „Das gefällt dir doch, Kleines? Alle Mädel mögen Schmuck und Spitze."
    „Das ist wirklich für mich?" Mellie betastete die lange Kette mit den vergilbten Perlen um ihren Hals.
    „Natürlich ist sie für dich. Jetzt setz dich auf meinen Schoß, und ich werde dir eine Geschichte über Piraten erzählen... und eine Prinzessin so wie du."
    „Du siehst fast so aus wie Santa Claus, und was du erzählst, gefällt mir."
    „Ah, das ist gut, weil wir eine Weile hier ausharren müssen. Du hast wahrscheinlich noch nie von den Brüdern der Küste gehört, so jung, wie du bist. Manche sagten, Blackbeard wäre der schlimmste Pirat aller Zeiten gewesen. Das stimmt nicht. Ich war das. Stell dir vor... mein Schiff hatte sechs Kanonen und eine Besatzung von siebzig Mann..."
    „Kann ich die Kette wirklich behalten? Muss ich nicht erst meine Mom fragen?"
    „Nein, Mädel. Jetzt pass auf. Ich war damals mit der ,Queen Anne's Revenge' auf hoher See, als plötzlich ein Sturm aufkam. Am Horizont sahen wir ein Dutzend britischer Schiffe, alles Kriegs schiffe, bis an den Rand besetzt... und mitten in einem Sturm, wie du ihn dir nicht vorstellen kannst, hielten sie geradewegs Kurs auf uns. Dann feuerten sie ihre Kanonen ab. Es schlug in die Takelage ein, dann auf Deck, und schon rannten die Männer in alle Richtungen. Einer fiel in eine riesige Blutlache... Ich sage dir, das war ein Durcheinander, Mädel. Wir hatten keine Chance, lebend davonzukommen, selbst mit meiner ganzen List und Tücke..."
    „Kommst du bald zu der Stelle mit der Prinzessin?"
    „Langsam, Mädel, wir wollen doch nicht den besten Teil übergehen..."
    „Der beste Teil ist, wenn die Prinzessin gerettet wird."
    „Auch wenn du mir das nicht glaubst, mein Schatz, aber genau das versuche ich gerade... deine Mutter zu retten. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei dem verfluchten Durcheinander..." „Gordon, sie wäre niemals nach draußen gegangen, ohne zu fragen. Außerdem hängt ihr Mantel noch in der Halle. Es gibt keinen Grund zur Panik. Wenn sie sehr vertieft ist in ihr Spiel, hört sie einfach nichts." Kirstin schaute auf die Küchenuhr und erschrak. „Sieh mal, wie spät es ist. Du verpasst dein Flugzeug, wenn du jetzt nicht sofort losfährst. Ich werde sie schon finden. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen..."
    „Das Flugzeug interessiert mich nicht. Glaubst du etwa, ich könnte jetzt weg, ohne zu wissen, ob alles in Ordnung ist?" Gordon zog seine Jacke an. „Das ist meine Schuld."
    „Das hat nichts mit Schuld zu tun." Kirstin holte sich ihren Wollmantel. Draußen zu

suchen war zwar Unfug, aber Gordon hörte ihr einfach nicht zu, und sie wollte ihn nicht allein gehen lassen. Seit zwanzig Minuten war er völlig außer sich und regte sich grundlos auf. „Wahrscheinlich hat sie sich irgendwo versteckt. Es wäre nicht das erste Mal. Auf jeden Fall brauchst du dich nicht verantwortlich zu fühlen."
    „Ich hätte auf sie aufpassen sollen."
    „Connor, kannst du dich jetzt mal beruhigen? Wenn sie sich weh getan hätte, glaub mir, dann wüssten wir das. Wenn Mellie sich bloß den Zeh stößt, schreit sie wie am Spieß. Ich bin schließlich die Mutter. Wenn jemand auf sie hätte achtgeben sollen, dann ich."
    „Du verstehst das nicht. Ich weiß, dass du die Mutter bist, aber sie war hier in meinem Haus. Da war es meine Pflicht, auf sie aufzupassen. Nie wieder soll ein Kind darunter leiden, nur weil ich verantwortungslos bin."
    „Nie wieder?"
    Darauf konnte Gordon ihr nicht sofort antworten. Der Gedanke, dass eine Siebenjährige so nah am Meer und im Winter allein herumlief, war zu beängstigend. Das Wasser an der Küste war zwar zur Zeit niedrig, aber eiskalt, und die Strömung konnte an manchen Stellen tückisch sein. Die Felsen waren zudem rutschig vom Salzwasser. So ein kleines Mädchen konnte leicht abrutschen und fallen,
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