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0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden
Autoren: Adrian Doyle
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blauäugig.«
    »Ja, da hast du wohl recht.«
    »Auf den Bildern, die das Team noch lieferte, bevor der Kontakt endete, ist zu erkennen, dass Kerak nicht nur seiner menschlichen Einwohner ledig ist. Es scheint sich auch kein einziges Tier in den Straßen herumzutreiben. Das ist für eine Stadt dieser Prägung weit ungewöhnlicher als es für eine hiesige wäre.«
    Nicole setzte zu einer Erwiderung an. Aber in dem Moment tauchte William auf.
    »Mit Verlaub, gerade hat Pierre angerufen«, sagte er. »Er meinte, Sie sollten sich unbedingt das Schloss ansehen. Er fuhr gerade mit seinem Roller heimwärts, als er kurz hinter sich blickte und…«
    »Das Schloss ansehen?«, unterbrach ihn Nicole. »Was soll dieser Unsinn? Wir befinden uns im Schloss. So gut wie jedenfalls.«
    »Ich glaube, er meinte von außen«, erwiderte der Butler.
    Für den Moment war Kerak vergessen.
    Zamorra zeigte in Richtung der Innenmauer, wo eine Tür lag, durch die
    62 man nach draußen gelangte. »Haben Sie den Schlüssel bei sich, William?«
    Der Butler nickte, brachte einen ganzen Bund zum Vorschein, suchte den richtigen aus und reichte ihn Zamorra, der sich sofort in Bewegung setzte.
    »Wo willst du hin?«
    »Pierres Hinweis folgen. Es mir ansehen.«
    »Was?«
    »Um das zu erfahren, muss ich erst nach draußen. Es sei denn, er hat es William erzählt. - William?«
    Der Butler schüttelte den Kopf.
    »Warte. Ich komme mit.«
    Selbst Madame Claire schloss sich ihnen an.
    Wenig später standen sie jenseits der Schlossmauer, auf einem Trampelpfad, der sich rund um das Anwesen zog.
    Weit im Tal schimmerte das Wasser der Loire im hellen Sonnenschein, während an der Außenmauer etwas anderes nicht nur schimmerte, sondern schillerte - in allen Farben des Regenbogens.
    »Der Efeu! Was ist mit dem Efeu passiert?!?«
    Das Bild erinnerte nicht nur Zamorra schmerzlich an die Nacht vor ein paar Tagen, als in Carries Zimmer die Fensterscheibe zerborsten war. Und als er mit dem Amulett eine aus seiner Sicht nötige »Säuberung« vollzogen hatte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Nicole. »Glaubst du, Carrie steckt dahinter?«
    »Wer sonst?«
    »Aber wie sollte sie… Und wann…? Sie ist ja nicht mehr da!«
    Statt einer Antwort nestelte Zamorra an seinem Hemd und brachte das Amulett zum Vorschein.
    »Was hast du vor?« Nicoles Stimme wurde schrill.
    »Ich habe damals das vergleichsweise harmlose Ergebnis ihres kleinen Experiments beseitigt, und ich werde selbstredend erst recht dieses großflächige…«
    »Nein!« Sie legte ihre Hand auf seine. »Das kannst du nicht tun!«
    »Warum nicht?«
    »Weil du sie damit umbringen könntest - Carrie! Erinnere dich, wie sie schon auf die Beseitigung des winzigen Gewächses reagierte!«
    »Carrie ist nicht da.«
    »Aber sie steht in besonderer Beziehung zu allem, was sie einmal hat verschwinden und wieder auftauchen lassen! Zumindest zu dem, was lebendig ist!«
    Kopfschüttelnd fragte Zamorra: »Und wie sollen wir das hier den Leuten verkaufen? Efeu, der plötzlich in den Farben des Regenbogens leuchtet?«
    »Da wird uns etwas einfallen. Die Leute im Dorf sind nicht so fantasielos. Die wissen doch mehr oder weniger Bescheid. Und so oft kommen ja nun keine Fremden her.«
    Zamorra löste die Hand vom Amulett. »Du meinst, wir könnten es als extravagante Fassadenverschönerung durchgehen lassen?«
    »Wenn Pierre und alle anderen mitspielen…«
    Er rang mit sich.
    Die Farben des Regenbogens hatten noch nie für das Böse oder eine Bedrohung durch die Mächte der Finsternis gestanden.
    Wenn tatsächlich Carrie dahintersteckte - und wer sonst hätte so etwas vollbringen können? -, war es sicher kein Zufall, dass der Efeu ausgerechnet jetzt seine Farbenpracht entfaltete.
    »Okay«, entschied er schließlich.
    »Wir belassen es. Vorläufig zumindest. Du redest mit Pierre.«
    Madame Claire, die bislang noch gar nichts gesagt hatte, seufzte und meinte: »Eins haben Sie noch gar nicht erwähnt.«
    Zamorra und Nicole wandten sich ihr zu.
    Die Köchin lächelte in seltener Weise wie verzaubert. »Es ist wunderschön, oder? Ich habe noch nie etwas Schöneres gesehen.«
    In der Natur, erinnerte sich Zamorra, sind die schillerndsten Schlangen auch die giftigsten.
    Aber er verkniff sich eine diesbezügliche Bemerkung.
    Wie jeder im Schloss hatte er die Hoffnung, Carrie wiederzufinden, noch nicht aufgegeben.
    Und er wünschte sich, dass die Hoffnung auch Carrie noch nicht auf gegeben haben mochte…
    Epilog
    Ein Blick in die
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