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0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden
Autoren: Adrian Doyle
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dir.«
    Diese Bemerkung elektrisierte Nele förmlich - und lenkte ihre Gedanken schlagartig in eine Richtung, die sie für eine Weile aus den Augen verloren hatte.
    »Ihr hattet vor langer Zeit schon einmal Besuch von jemandem, der ähnlich aussah wie ich. Sein Name war Nikolaus.«
    Die Schrecke gab mit nichts zu erkennen, ob ihr der Name oder die Beschreibung etwas sagte.
    »Willst du nicht oder kannst du mir darauf nicht antworten?«, fragte Nele.
    »Du bist wichtig«, sagte Cahhjwa (Nele entschied sich, den Namen für ihr Gegenüber zu verwenden). »Die Tage Unserer Isolation sind gezählt. Mit dir überwinden Wir die Fesseln, die Uns binden.«
    Nele beschlich ein ungutes Gefühl. »Wo ist mein Begleiter? Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Begleiter nicht wichtig. Interessant, ja. Aber nicht wichtig. Nur du.«
    »Wenn ihr etwas von mir wollt, solltet ihr es nicht mit mir verscherzen«, sagte Nele. »Ihm darf nichts passieren. Ihm nicht und auch nicht den Kindern! Du weißt, von wem ich rede?«
    »Kinder auch interessant«, sagte Cahhjwa. »Aber nicht wichtig. Du allein bist der Schlüssel.«
    »Wer seid ihr? Du und deine Artgenossen? Lebt ihr in Eden? Ist das überhaupt Eden, wo ich gelandet bin? Und ist Nikolaus schuld daran, dass sich der Garten so furchtbar verändert hat?«
    »Nicht der Garten - auch Wir!« Die Schrecke machte eine Geste mit ihren Fangarmen. Im nächsten Moment veränderte sich die Umgebung erneut. Statt gleißenden Lichtes stand Nele inmitten von Dunkelheit, in einem Labyrinth, dessen Boden, Wände und Decke aus schwarzem Glas zu bestehen schienen. Glas, durch das sie auf nie erlebte Weise blicken konnte und so einen Eindruck des Gesamtwerks erhielt.
    Sie erzitterte, weil sie spürte, dass tief im Herzen des Labyrinths etwas hauste, das alles, was sie bislang kennengelernt hatte, in den Schatten stellte.
    Ein Wesen, alt wie die Welt. Und mächtig wie ein Gott.
    Und dennoch… der Hilfe bedürftig.
    Was für ein absurder Widerspruch.
    »Was zeigst du mir da?«, kam es über ihre Lippen.
    »Uns«, sagte Cahhjwa. »Das sind Wir. Dort siechen Wir. Nur du kannst Uns erlösen. Die Ketten sprengen. KOMM. Komm JETZT SOFORT!«
    ***
    Sie erreichte das Herz von Eden als geknechtete Kreatur.
    Cahhjwa senkte den Dorn, der aus der Chitinklaue seiner Linken ragte, erneut in Neles Nacken und koppelte sich auf diese Weise an ihr zentrales Nervensystem an. Dann führte er sie wie ein Puppenspieler seine Marionette.
    Nele hatte sich nicht einmal in ihren schlechtesten Zeiten, wenn sie frustriert dem Kratzen von Dämonen an den Türen ihrer Unterkünfte gelauscht hatte, auch nur annähernd so verloren gefühlt.
    Cahhjwa stellte sie Cahhjwa vor - dem wahren Cahhjwa.
    Dem Herrn der Sphäre.
    Und der öffnete ihr endgültig die Augen über das, was sie für ihn tun sollte.
    Nein, falsch , korrigierte sich Nele so matt, als wäre sie mit Tranquilizern vollgestopft. Was ich bereits für ihn tue.
    Er stiehlt schon die ganze Zeit aus mir. Er stiehlt mir, was mich von anderen Menschen unterscheidet. In mir ist etwas, das so rein und unverfälscht sonst nirgends mehr zu bekommen ist - und selbst wenn es irgendwo da draußen in der Welt, aus der ich komme, noch existierte, es müsste erst einmal den Weg nach hier finden.
    Schaudernd begriff sie, was für einem Wesen sie in die Hände gespielt hatte, als sie den Entschluss fasste, Eden zu betreten.
    Cahhjwas verdorbener Atem ließ sie bis in die letzte Zelle ihres Körpers erbeben.
    »Du bist der Schlüssel, den Wir brauchen, um Uns mit dem zu vereinen, was einmal alles beherrschen wird. Und wenn Wir erst Teil dessen geworden sind, kann Uns nichts und niemand mehr widerstehen! So erfüllt sich doch noch der Wille der Entitäten…«
    Er schickte ihr Impressionen, die er offenbar in langen Jahrhunderten in sich entworfen und zu Sehnsuchtsbildern geformt hatte.
    Nele war tief berührt, als Seine Visionen ihr eine Stadt zeigten, die es so nicht mehr gab, die sie aber sofort erkannte.
    London.
    London, wie es sich zum Ende des 13. Jahrhunderts präsentiert hatte.
    Als Nikolaus dort war - und seine Eindrücke mit nach Eden nahm.
    Sie war jetzt endgültig überzeugt, dass er mit Cahhjwa in Verbindung stand. Aber in welcher Art von Verbindung?
    Urplötzlich wandelte sich das Bild der Stadt. Zeitrafferschnell veränderten sich Straßen und Gebäude. Das London der Neuzeit ersetzte das mittelalterliche.
    Und schließlich wallte Nebel auf. Nebel, wie ihn die Wasser der Themse nie
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