Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
vom Baum des Lebens unsterblich gemacht worden war, hätte er noch leben können. Doch die Indizien, dass ihm etwas zugestoßen war, häuften sich. Denn von dem sterbenden Engel, der es ihm bereits Ende des 13. Jahrhunderts hatte verwehren wollen, das Tor zum Paradies erneut zu durchschreiten, hatte Nele eine schreckliche Gewissheit erlangt. Nikolaus war bei seinem vorherigen Besuch in London nicht nur vom Bösen, das dort hauste, infiziert worden, sondern konnte diese »Pest« auch auf andere übertragen - so geschehen mit dem Cherubim, der ursprünglich das Tor nach Eden bewacht hatte.
    Nikolaus hatte den Engel mit etwas angesteckt, das dessen Verstand und Körper einer unheimlichen Metamorphose ausgesetzt hatte, sodass Nele ihn am Ende nur noch von seinem unsagbaren Leiden hatte erlösen können.
    Die letzte bekannte Spur von Nikolaus wies zweifelsfrei nach Eden. Ob er immer noch dort war, tot oder lebendig, musste sich zeigen. Aber dass er das Paradies ein zweites Mal betreten hatte, schien unstrittig.
    Und wahrscheinlich hat er das Verderben dorthin getragen.
    Wenn ihr etwas Angst machte, dann die Frage, in was sich Eden nach Nikolaus’ zweiter Ankunft verwandelt hatte. Beim ersten Mal war er noch unschuldig und rein gewesen, ein Streiter für den Allmächtigen, an den er tief und unbeirrbar glaubte. Doch beim zweiten Mal hatten sich die Vorzeichen gewandelt. Nele war inzwischen überzeugt, dass die Macht, die das London dieser Tage hinter einer Nebelglocke hatte verschwinden lassen, Nikolaus schon vor Jahrhunderten gezielt dazu benutzt hatte, um die Saat ihres Terrors auch in andere Gebiete der Erde zu tragen.
    »Wenn es nicht Eden ist«, fügte Nele, an Paul gewandt, hinzu, »werden wir entweder herausfinden, was es stattdessen ist, oder…«
    »Oder sterben.«
    »Schreckt dich der Tod denn noch?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Jemandem, der regelmäßig alle drei Stunden starb, um anschließend wieder aufzustehen, war das abzunehmen.
    »Mich auch nicht«, versicherte Nele, ohne auch nur überlegen zu müssen.
    »Aber es wäre schade um sie.« Paul nickte zu den greisen Kindern hin, für die Eden die allerletzte Chance darstellte, ihre verlorene Zeit vielleicht doch noch zurückzuerhalten.
    Daran, dass keinerlei Reaktion auf seine Worte erfolgte, war zu erkennen, dass die Saleh-Kinder bereits in Agonie versunken und dem Tode näher waren als dem Leben.
    Wenn Nele ehrlich war, hatte sie wenig Hoffnung, ihnen tatsächlich noch helfen und das bittere Ende ersparen zu können. Aber sie hatte versprochen, es wenigstens zu versuchen, und daran fühlte sie sich gebunden. Sowohl aus Mitleid mit den Knaben als auch aus Sympathie für Bayan Saleh, von dem sie sich in Freundschaft getrennt hatte.
    Immer heller, immer gleißender wurde die Schwelle, die für das Quintett nur im Ghost-Modus auszumachen war.
    Dann…
    ... wurde die Gruppe von den Gewalten des Tores verschlungen.
    Und es war wie sterben.
    1.
    Der frühlingshafte Schlossgarten übte eine fast magische Anziehungskraft auf Carrie-ohne-Haar aus. Mit bürgerlichem Namen hieß sie Carrie Bird, und wann immer sie nicht recht wusste, wie sie sich die Zeit vertreiben sollte, suchte sie den gepflegten Garten auf und genoss die anheimelnde Nähe der Pflanzen, deren Vielfalt und Blütenpracht sie begeisterte.
    Die einzigen Blumen im Schloss, denen sie aus dem Weg ging, befanden sich in einem der Kellergewölbe. Eine seltsame Scheu hielt Carrie seit ihrer Ankunft davon ab, diesen Bereich des Châteaus, den sie ja durchaus kannte, zu betreten. Sie sprach auch nicht gern darüber, warum sie die Regenbogenblumen mied. Der Professor hatte sie einmal darauf angesprochen, weil es ihm offenbar aufgefallen war. Aber sie hatte nur ausweichend antworten können, weil ihr der Grund zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht ganz klar gewesen war. Inzwischen hatte sie einen leisen Verdacht.
    Irgendetwas in ihr schien zu befürchten, dass sie das Böse, das über die entarteten Regenbogenblumen von London auf sie übergesprungen war, nicht vollends aus sich hatte verbannen können - dass etwas davon immer noch tief in ihr nistete, nur auf einen passenden Moment wartete, hervorzubrechen. Und dass die reinen, unverdorbenen Regenbogenblumen im Schlossgewölbe bei der geringsten Annäherung auf dieses Schreckliche reagieren und damit Carrie in ein Licht setzen würden, das ihr einfach nicht gerecht wurde.
    Sie wollte nichts und niemandem etwas Schlechtes. Sie war heilfroh, ein neues Zuhause
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher