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0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Carrie hatte das Gefühl, in einen spiralförmigen Tunnel zu blicken, in dem ständige Bewegung herrschte und von dem eine beklemmende Anziehungskraft auf sie ausgeübt wurde. Am Erschreckendsten aber war, dass die Stimme, die sie zuvor schon im Traum gehört hatte, nun aus dem Tunnel zu kommen und ihren Namen zu rufen schien.
    »…rie… Carrie… Car…«
    Mit rasendem Herzschlag lag sie da und wollte nur, dass die Stimme verklang, dass die turbulente Achterbahnfahrt ihres Geistes aufhörte und sie sich wieder gut fühlte.
    Wie viel Zeit bis dahin verging, vermochte sie nicht einzuschätzen.
    Aber als schließlich die ersehnte Ruhe einkehrte, tasteten sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durch ihr Fenster herein und vertrieben die Schatten der Heimsuchung.
    Ein Traum, der über den Traum hinaus gewirkt hatte.
    Carrie war ratlos, wie sie damit umgehen sollte.
    Was passierte mit ihr? Wurde sie krank? War sie es bereits? Weniger körperlich krank, als - und davor fürchtete sie sich mehr als vor sonst etwas - geistig oder seelisch…?
    Am liebsten wäre sie gar nicht aufgestanden, sondern liegen geblieben. Den ganzen Tag - und darüber hinaus.
    Zwischendurch war sie versucht, sich sonst wohin zu wünschen.
    Doch jedes Mal widerstand sie in dem Wissen, dass es nirgends besser sein konnte als hier, bei den Menschen, die nicht nur ihr wichtig waren - sondern denen auch sie etwas bedeutete.
    ***
    »Mon dieu! Wie siehst du denn aus?«
    Als Carrie die Schlossküche betrat, um in Gesellschaft der Köchin zu frühstücken, saß zu ihrer Überraschung Nicole bereits am Tisch. Offenbar hatte sie sich die gestrige »Standpauke« zu Herzen genommen.
    Carrie blieb kurz auf der untersten Steinstufe stehen. Nicoles Blick war ganz auf das Gesicht des Regenbogenmädchens fixiert.
    »So, wie du daherkommst, hast du kein Auge zugetan!«
    Carrie setzte sich wieder in Bewegung und nahm bekümmert neben Nicole Platz. »Sieht man das wirklich so deutlich?«
    Die Köchin kam aus der Speisekammer, und auch sie stutzte, als sie Carrie entdeckte. »Kindchen«, entfuhr es ihr. »Du siehst aus, als wärst du unter die Räder gekommen. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, du hättest einen über den Durst getrunken!«
    Betroffen blickte Carrie von ihr zu Nicole. »Ich hab einfach schlecht geschlafen. Himmel, das darf man doch mal, oder?«
    »Iss etwas, Kleines, dann schauen wir weiter.« Die Köchin huschte heran, und bevor Carrie sich versah, hatte sie die flache Hand der drallen Frau auf der Stirn. »Temperatur hast du keine.«
    »Dann wär ich tot«, knurrte Carrie.
    »Sie meint, keine erhöhte Temperatur«, sagte Nicole geduldig.
    Carrie murmelte etwas in ihren Bart.
    »Willst du darüber sprechen?«
    »Worüber?« Carrie schaltete auf stur - obwohl sich tief in ihr etwas danach sehnte, sich von der Leber zu reden, was sie belastete.
    Kopfschüttelnd widmete sich Nicole ihrem Rührei, von dem wenig später auch eine Portion auf dem Teller vor Carrie landete.
    »Danke, das reicht«, bremste sie die Köchin, als sie noch einen Nachschlag hinterher schieben wollte.
    »Du brauchst was auf die Rippen, Kleines«, monierte die Frau. »Das sage ich dir jeden Tag. Vielleicht trinken wir heute Nachmittag im Garten noch einmal Tee und essen Kekse?«
    Carrie verkniff sich eine bissige Bemerkung. Zu Nicole sagte sie: »Es ist wieder passiert.«
    Nicole legte ihre Gabel beiseite, kaute aber langsam weiter. »Und was genau? Die Schwindelattacke?«
    Carrie nickte und stocherte lustlos in dem goldgelben Eier-Speckgemisch herum, das ihr sonst immer schmeckte -wenn auch nicht in der Menge, die sie hätte hineinstopfen sollen, um endlich »was auf die Rippen« zu bekommen.
    »Wann?«, fragte Nicole. »Siehst du deshalb so elend aus?«
    Carrie überwand ihre Vorbehalte und erzählte von der durchwachten Nacht, die im Morgengrauen in einen absonderlichen Traum gemündet hatte - und beim Aufwachen in eine lang anhaltende Phase völliger Desorientierung.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Nicole. »Überhaupt nicht. Ich werde sofort mit Zamorra sprechen. Du musst noch mal unter die Lupe genommen werden. Irgendetwas stimmt nicht mit dir. Das kann eine simple Grippe sein, die im Anflug ist - und auch nicht unterschätzt werden darf -, oder etwas Ernsteres.«
    »Und was?«
    »Wenn ich das wüsste.« Nicole zuckte mit den Achseln, seufzte und bekräftigte noch einmal: »Oh, Himmel! Wenn ich das nur wüsste.«
    2.
    Eden
    Der Unterschied

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