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0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden
Autoren: Adrian Doyle
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bewegten. Abdrücke kindlicher Füße…
    Auch heute wurden sie nicht fündig.
    »Wie lange werden wir noch zu qualvollem Warten verdammt sein?«, jammerte Wafa. »Ich ertrage die Ungewissheit nicht mehr.«
    »Wir müssen uns gedulden. Wir wissen nicht, ob die Zeit ›drüben‹ im gleichen Tempo wie hier abläuft«, sagte Bayan. »Ich bin sicher, wir werden von ihnen hören. Die Zauberin wird alles versuchen…«
    »Nenn sie nicht so!«, fiel ihm Zalay ins Wort. »Vielleicht steckt sie mit dem, was unseren Söhnen die Jahre stahl, unter einer Decke! Wir hätten ihr unsere Kinder niemals anvertrauen dürfen!«
    »Dann wären sie vielleicht schon tot«, entgegnete Bayan ruhig, obwohl auch in ihm die Sorge brodelte. »Als sie mit ihr gingen, waren sie in einem Alter, in dem der Tod jede Sekunde nach einem Menschen greifen kann.«
    »Es gibt Schlimmeres als den Tod«, murmelte Zalay.
    »Und hättet ihr sie lieber begraben, als nach dem letzten Hoffnungsstrohhalm zu greifen?« Bayan musterte seine Brüder durchdringend.
    Sie senkten den Blick.
    Er ließ sie stehen, ging zu den aufgehäuften Steinen und kniete vor ihnen nieder.
    Wafa und Zalay mochten glauben, er würde zu neuerlichem Gebet ansetzen. Aber Bayan handelte aus einem bloßen Bauchgefühl heraus und dachte nicht einmal über sein Tun nach.
    Mit geübten Bewegungen streifte er den Handschuh ab, der seine Flammenhand bedeckte, damit andere Menschen des uralten Fluchs nicht ansichtig wurden.
    Seine Brüder bemerkten sein Verhalten. Zalay rief: »Was machst du?«
    Bayan hörte knirschende Schritte im Sand, aber er reagierte nicht, sondern legte die brennende Hand auf den obersten Stein des Haufens.
    Vielleicht kann ich ihnen ein Zeichen schicken - ein Zeichen, dass wir mit jedem Tag, der verstreicht, wahnsinniger vor Sorge werden…
    Als sich seine Hand auf den Stein senkte, geschah etwas Unerwartetes.
    Er veränderte sein Aussehen.
    Auch die nähere Umgebung, fast bis hin zu der Stelle, wo der Jeep parkte, veränderte sich jäh.
    Bayan versuchte die Hand zurückzuziehen, aber sie schien an dem schorfigen Gebilde, in das der Stein sich verwandelt hatte, zu kleben.
    »Helft mir!«, ächzte er. »So helft mir doch!«
    Seine Brüder eilten bereits herbei und packten ihn an den Armen.
    »Seht ihr das? Seht ihr…« Bayans Stimme versagte.
    Der Boden, dachte er. Das ist kein Sand, auf dem ich kniee - aber was dann?
    Erst als Zalay auf die Idee kam, auch seine Flammenhand vom Lederschutz zu befreien, gelang es ihm, genügend Kraft aufzubieten, um Bayan von der Markierung wegzureißen.
    Durch den Schwung landeten sie alle drei auf ihren Hintern im Sand.
    Bayan sprang sofort keuchend auf und klopfte sich die Hose sauber. »Habt ihr das gesehen? Eben war alles wie verbrannt, wie mit pilzigem Schorf überzogen - aber jetzt sieht es wieder normal aus…!«
    »Ich habe es auch gesehen«, beteuerte Zalay.
    »Ich auch«, sagte Wafa. »Aber wieso…?«
    »Erst mal weg von hier«, trieb Bayan sie an.
    Sie stolperten hastig zum Jeep zurück.
    Als Zalay, der sich hinter das Steuer geklemmt hatte, die Zündung starten wollte, gab sie keinen Mucks von sich.
    Bayan fluchte. Seine Hand lag auf dem Türrahmen, der sich plötzlich seltsam anfühlte. Als wäre er nicht mehr aus Metall, sondern aus etwas Weichem, Nachgiebigem…
    »Raus!«, schrie er. »Sofort raus!«
    Seine Brüder stellten keine Fragen, sondern gehorchten einfach. So schnell die Beine sie trugen, entfernten sie sich von ihrem Fahrzeug und damit auch von der Markierung.
    Erst als sie fast einen halben Kilometer gerannt waren, blieben sie keuchend stehen und blickten zurück.
    Nichts.
    Nichts Ungewöhnliches jedenfalls.
    Alles sah wieder normal aus, auch der Jeep.
    »Was war das?«, fragte Zalay, als er wieder bei Atem war. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Niemand von uns hat das«, sagte Bayan. »Es sah aus, als wären die Steine, als wäre der Boden… pervertiert!« Er fand keinen besseren Ausdruck dafür.
    »Wie bist du auf die Idee gekommen, deine Hand darauf zu legen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wollte…« Er schilderte seinen Brüdern, dass er gehofft hatte, auf diese Weise mit der anderen Seite in Kontakt zu treten.
    »Ich glaube nicht, dass du das ausgelöst hast, was wir sahen«, sagte Zalay nach einer Weile, in der sie aufgewühlt weiter Richtung Kerak marschierten.
    »Sondern?«, fragte Bayan.
    »Dass es schon lange da ist - wir es aber normalerweise nicht sehen. Vielleicht ist die Welt überall so,
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