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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst
Autoren: Anika Klüver
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heran und beobachteten das Geschehen im anderen Raum durch das Loch in der Wand. Das rote Glühen kam von dem augenlosen Gesicht, dessen Umrisse nun intensiv leuchteten. Im gleichen Moment reagierte der darstellende Teil des Holoscanners. Wie der Diaprojektor, als den Vinca ihn beschrieben hatte, projizierte das Gerät einen Lichtstrahl, in dem sich wie schon beim ersten Versuch langsam ein holografisches Bild aufbaute. Die Anspannung im Raum war regelrecht greifbar.
    »Was ist das?«, hörte Artimus Nicole neben sich flüstern. Artimus betrachtete das leuchtende Etwas, das sich vor dem Strahl des Scanners abzeichnete. Es bewegte sich, streckte wabernde Tentakel aus und griff damit suchend um sich.
    »Das glaube ich nicht!«, keuchte Vinca heiser. »Ist das etwa…?«
    »Die Angst«, beendete Artimus den Satz und konnte selbst nicht fassen, was er da sagte.
    Zamorra nahm ruckartig die Hände von der Kassette des Blinden Wächters und wich zurück. Das holografische Bild blieb bestehen. »Das ist es also«, murmelte er gerade so laut, dass Artimus ihn hören konnte. »Die Kassette beherbergt die Angst selbst - zumindest ein Stück davon. Kein Wunder, dass sie sich nicht so leicht öffnen lässt.«
    Der Anblick des wabernden Dings ließ Artimus erschaudern, auch wenn es sich nur um ein Hologramm handelte.
    Die ganze Zeit über hatten sie sich Sorgen darüber gemacht, was passieren würde, wenn die Angst die Erde erreichte.
    Dabei war sie schon längst hier.
    ***
    Professor Zamorra saß zwischen seinen Freunden in Artimus van Zants geheimen Arbeitsräumen bei Tendyke Industries und starrte nachdenklich vor sich hin.
    Ihre Entdeckung war so unfassbar, dass er noch immer nicht ganz darüber hinweg war. In der Kassette des Blinden Wächters befand sich ein Stück der Angst, der größten galaktischen Bedrohung, die es je gegeben hatte.
    Es lag einfach so in der Kassette auf dem Tisch, nur wenige Meter von ihm entfernt, während sein holografisches Abbild gleich daneben schwebte und sich langsam wand und drehte. Die Frage war, was sie damit anfangen konnten. Dass die Kassette vorerst auf jeden Fall geschlossen bleiben musste, war klar, aber es musste eine Möglichkeit geben, einen Nutzen aus dieser Sache zu ziehen.
    Sie hatten sozusagen einen feindlichen Soldaten in ihrer Gewalt, mit dessen Hilfe sie vielleicht mehr über ihren Gegner erfahren konnten. Wenn es ihnen irgendwie gelang, dieses Stück der Angst zu erforschen, um herauszufinden, um was genau es sich bei dieser Macht überhaupt handelte, würden sie womöglich auch einen Weg finden, sie zu besiegen. Auch die Angst musste eine Schwachstelle haben.
    Tatsächlich wusste Zamorra bereits von einer Sache, die die Angst vernichten konnte: nämlich die Angst selbst. Starless Bibleblack hatte ihm aus erster Hand berichtet, was er bei Tan Moranos Angriff auf die Angst beobachtet hatte. Die Arme der Angst hatten alles, was sie berührten, vernichtet - einschließlich sich selbst.
    Das bedeutete, dass man dieses Stück der Angst, das sich nun in ihren Besitz befand, eventuell sogar als Waffe gegen die galaktische Bedrohung einsetzen konnte, wenn man es richtig anstellte.
    Zamorra lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stieß einen langen Seufzer aus.
    Vor ihnen lag eine schwere Aufgabe, und sie wussten nach wie vor nicht, wie viel Zeit ihnen noch blieb.
    ***
    Der Kristallplanet
    Tan Morano lächelte zufrieden. Die Arbeiten an der neuen Flotte gingen gut voran. Er schaute auf die Konstruktionsstätte hinab und beobachtete die flinken Bewegungen der Arbeiter, die wie emsige Ameisen umhereilten.
    Man muss eben nur wissen, wie man seine Untergebenen richtig motiviert,
    dachte der Vampir amüsiert. Der neue Flottenbaumeister hatte sich bisher als eifriger Mann erwiesen, der scheinbar mehr am Leben hing als sein Vorgänger.
    Wenn es in diesem Tempo weiterging, würden schon in wenigen Tagen die ersten Raumschiffe fertiggestellt sein. Und ein paar Wochen später hätte die Flotte dann ihre ehemalige Stärke erreicht. Doch Tan Morano wollte dieses Mal mit einer noch größeren Flotte gegen seinen Gegner ins Feld ziehen. Denn eine weitere Niederlage kam für ihn nicht infrage.
    Sein Name würde in die Geschichte eingehen, und man würde ihn als den Mann feiern, der die Angst besiegt und die Galaxis ein für alle Mal von dieser Geißel befreit hatte.
    Tan Morano konnte diesen Tag kaum erwarten.
    ENDE
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