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0984 - Tränenwelt am Abgrund

0984 - Tränenwelt am Abgrund

Titel: 0984 - Tränenwelt am Abgrund
Autoren: Christian Schwarz
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Bugspriet formte sich heraus sowie das Vorder- und Achterkastell. Auf Deck stiegen drei Sandfontänen steil in die Höhe und formten Masten und daran hängende Segel.
    Asmodis nickte zufrieden. Er hatte die Form des Holks gewählt, weil ihn dieser mittelalterliche Schiffstyp von der Erde an die SEETEUFEL erinnerte, auf der er einst als Leutnant August Modiesen gesegelt war und den Piraten »Hans der Hai« über den Tisch gezogen hatte. Daran verschwendete er nur zu gerne immer mal wieder einen kleinen Gedanken.
    Einige Korrekturen waren aber schon noch vorzunehmen. So klinkte er sich mental in den geistigen Verbund der Sandformer ein, ohne dass es diese bemerkten. Er beeinflusste Beham, der den Zirkel führte, nach seinen Wünschen und verbesserte das eine oder andere Detail mit seiner eigenen Magie, äußerst vorsichtig und zurückhaltend allerdings.
    Fran, Eupha und die anderen Räte standen ebenfalls in der Nähe und beobachteten mit großen Augen, was hier geschah. Ein alter Harka, den Asmodis bisher nicht gesehen hatte, schlurfte plötzlich über eine der Dünen und näherte sich langsam. Dabei stützte er sich auf einen Stock. Als er das riesige Gebilde in Originalgröße sah, zog er zum Zeichen der Verwunderung ein paar Mal den linken Nasenflügel hoch.
    Schließlich näherte sich der Alte, nachdem er einige Worte mit Fran und Eupha gewechselt hatte, dem Erzdämon.
    »Hallo, Siid«, sagte er mit zittriger Stimme. »Ich bin Tahim und war einst ebenfalls Rat der Harka in Manden. Damals, als die Welt der Sandformer noch in Ordnung war, weißt du. Ich habe gehört, dass du angetreten bist, um Helon zu retten. Und da wollte ich diesen Wunderknaben einfach mal sehen.«
    Asmodis hätte am liebsten laut gelacht. Er spürte eine magische Kraft nach sich greifen, die durch sein Gehirn geisterte und ihn sondieren wollte.
    Tahim war mitnichten ein einstiger Rat, sondern vielmehr ein Magier. Er hatte den Auftrag von Fran, Siid zu testen, ob alles mit rechten Dingen zuging. Denn ganz so einfach waren die Räte nicht gewillt, den Sand im Sack zu kaufen. Nach wie vor trauten sie Asmodis nicht über den Weg. Und so setzten sie den Stärksten ihres Volkes ein.
    Tahim war magisch tatsächlich um ein Vielfaches stärker als jeder andere Sandformer, den Asmodis bisher kennengelernt hatte. Es bereitete ihm trotzdem keinerlei Mühe, dessen Gedanken zu lesen und gleichzeitig zu manipulieren. Innerhalb von Sekunden überzeugte er den Magier von seinen lauteren Absichten und übermittelte ihm Bilder seiner Gedankenwelt. Bilder aus seinem Leben als Harka. Und solche aus dem Reich der Mach’uu jenseits der Todeswüste. Und vom Welteneis, das sie besaßen. Echte Erinnerungen mischten sich mit rein fiktiven Eindrücken zu einem stimmigen Ganzen.
    »Was hast du, Tahim? Du wirst plötzlich so bleich«, fragte Asmodis scheinheilig. »Tut dir die Sonne nicht gut?«
    »Wie… was… nein, es geht schon wieder. Eine vorübergehende Schwäche. Du siehst ja, ich bin ein alter Mann, Siid.«
    Tahim streckte Asmodis den rechten ausgestreckten Daumen hin. Der Erzdämon berührte ihn mit seinem als Zeichen des Grußes.
    Tahim humpelte zu den Räten zurück und murmelte kurz mit ihnen. Asmodis hörte jedes Wort mit.
    »Dieser Siid sagt tatsächlich die Wahrheit. Und es sind unglaubliche Bilder in seinen Erinnerungen. Sie machen mir Angst. Denn diese Welt der Mach’uu jenseits der Todeswüste existiert tatsächlich. Und Siid hat das Welteneis gesehen. Kein Zweifel, so wie er es erinnert, kann es sich nur darum handeln.«
    »Er ist also kein Dämon?«
    »Nein, das hätte ich sofort gespürt.«
    Was du nicht sagst, du Blinder!
    Eineinhalb Tage und eine halbe Nacht brauchten die Sandformer, um den Holk zu stabilisieren. Asmodis hätte es in Sekunden schaffen können, aber das wäre dann doch des Guten zu viel gewesen. Er wollte den Dingen zumindest weitgehend ihren natürlichen Lauf lassen.
    Die Zeit der Stabilisierung verbrachte Asmodis in Frans Gesellschaft in Manden. Der Minister bot ihm sogar Liebesdienerinnen an, aber der Erzdämon lehnte ab. »Später gerne, wenn die Mission erfolgreich zu Ende gebracht ist. Dann gibt es wenigstens etwas zu feiern.«
    Fran grinste ganz unministerlich. »Sollte es tatsächlich gelingen, Siid, dann hast du nicht nur die freie Auswahl unter allen Liebesdienerinnen des Reiches. Dann werde ich dich auch höchstpersönlich als neuen König Helons vorschlagen.«
    Schon gut, du Schmalspur-Intrigant. Ich sehe doch, dass du
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