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0975 - Burning Man

0975 - Burning Man

Titel: 0975 - Burning Man
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Energiekugel des Amuletts, und stellten sich dem magischen Kampf. »Sie brauchen zusätzliche Energie, Professor«, hatte der Junge gesagt. »Lassen Sie mich Ihr Energiespeicher sein.« Zamorra hatte ihm erklärt, dass es so nicht funktionierte - dass schlichtes Händchenhalten und ein paar fromme Wünsche nicht ausreichten, um magisches Potenzial und Körperkraft zu potenzieren, und er, selbst wenn, Lenny niemals in derartige Gefahr bringen würde -, doch seine Argumente waren an dem Jungen abgeprallt wie Regentropfen von einem Schirm.
    Oder wie Wüstenteufel von einer Schutzkuppel.
    Das Geschehen der vergangenen Kämpfe wiederholte sich. Die Monstren griffen an, prallten ab, rappelten sich auf und preschten einfach erneut vor. Unermüdlich, unbeeindruckt. Ungeschwächt. Der einzige Unterschied - der vielleicht entscheidende Unterschied -bestand darin, dass auch die anderen Menschen sie nun sahen. Alle. Warum? Vermutlich weil der Burning Man nicht länger spielte. Weil es nun ums Ganze ging. Endlich.
    Wer bist du wirklich?, dachte Zamorra, während er, Lenny an seiner Seite, langsam auf den reglos abwartenden Riesen zuschritt. Welcher Dämon ist in dich gefahren, oder in diesen Ort, als die Hölle fiel? Hat er hier eine Macht gefunden, die von Anbeginn der Zeit hier ruhte? Eine, die der Indianer bewachte? Hat er sie potenziert?
    Es hatte durchaus etwas von poetischer Kongruenz: Die Stadt der Sünde - Las Vegas - und die Stadt der Träume - Black Rock City. Zwei irreale Orte inmitten der Realität. Und beide waren dem Anschein nach der Macht LUZIFERs vergangener Sphäre erlegen. Das konnte der Zusammenhang sein; das, was sie verband: schlichte inhaltliche Ähnlichkeit. Sie beide waren Städte aus nichts als zu ihnen getragenen Inhalten.
    Aus Ideen.
    Stichwort Ideen, dachte der Meister des Übersinnlichen. Hey, Großer? Wie gefällt dir die hier?
    Dann wappnete er sich, öffnete alle Kraftreserven, die er noch besaß - dem unfassbaren Geschenk des alten Indianers sei Dank -, und warf dem Burning Man alles an magischer Energie entgegen, das er aufzubringen vermochte! Merlins Stern war sein Medium, und die Kuppel mit ihren Blitzen seine Waffe.
    Dafür war er hergeschickt worden. Nicht zur Recherche. Nicht zur Sondierung der Lage. Zum Kampf.
    Oder?
    Nichts geschah! Zamorra spürte zwar, dass seine Energien tatsächlichen Widerstand trafen - ein Ziel, das weit über das Holz und die Neonröhren, aus denen der Man augenscheinlich bestand, hinausging -, aber irgendwie…
    »Ich erreiche nichts«, keuchte er.
    Lenny sah ihn erschrocken an.
    »So sehr ich es auch versuche. Es ist fast, als wäre ich am falschen Ziel.«
    Er hatte erwartet, Panik in den Zügen des Jungen zu sehen. Immerhin kamen die Kojoten ungehindert näher, kreisten sie ein. Doch Lennys Miene hellte sich auf! »Kennen Sie Sherlock Holmes?«, fragte der Junge laut, um sich über dem Tosen der magischen Elemente und dem Feuerbeschuss der anderen Gehör zu verschaffen. »Es gibt da diese echt geile britische Neuadaption. Na ja, unwichtig. Jedenfalls sagt Holmes in einer Folge, dass es zu jedem Problem eine Lösung gibt. Wenn man alle Alternativen ausgeschlossen hat, bleibe immer eine übrig. Und die sei dann - und käme sie einem noch so unwahrscheinlich vor - die richtige.«
    Ein Kojote sprang wieder gegen die Kuppel. Der Aufprall kostete diese so viel Energie, dass Zamorra vor Schwäche das Gesicht verzog. Einen kurzen Moment lang drehte sich alles vor seinen Augen. Die Zeit wurde knapp.
    »Soll heißen?«, fragte er Lenny durch zusammengebissene Zähne hindurch. Aber er ahnte die Antwort schon. Und sie klang unfassbar.
    »Dass der Man vielleicht wirklich das falsche Ziel ist. Was nützt die beste Medizin, wenn sie nicht zur Erkrankung passt?«
    »Wasn los bei euch?«, brüllte Ky von irgendwo jenseits des Tosens. »Uns geht hier allmählich die Munition aus, Leute!«
    Die falsche Medizin. Die falsche Erkrankung. Zamorras Gedanken rasten. Der falsche Gegner?
    Denk nach, rief er sich mental zur Ordnung, zwang das Chaos für einen kurzen, wichtigen Moment in den Hintergrund. Frage eins: Hat dich der Man jemals selbst angegriffen?
    Antwort: Nein. Nicht in der Wirklichkeit. Nur in der Vision.
    Frage zwei: Etwa in der Vision, in der auch der Indianer nicht wirklich der Indianer war? In der vielleicht alles deiner Interpretation - deiner vielleicht mangelhaften Interpretation! - überlassen war?
    Er schluckte.
    Antwort: Möglich.
    Frage drei: Wer hat dich denn dann
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