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0975 - Burning Man

0975 - Burning Man

Titel: 0975 - Burning Man
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Irgendwo in seinem Hirn machte etwas Klick, fügten sich Puzzleteile zusammen. Zamorra begriff.
    Und im selben Moment wurde die Welt schwarz.
    ***
    »Lassen Sie ihn in Ruhe!«
    Lennys wütender Protest riss den Meister des Übersinnlichen aus der Ohnmacht, die ihn kurz übermannt hatte, und zurück in die Wirklichkeit. Blinzelnd öffnete er die Augen - und erstarrte gleich wieder. Denn über ihm schwebte das wutverzerrte Gesicht Officer Ann Livelys.
    »Den Teufel werd ich tun, Junge«, sagte die attraktive Polizistin fest. »Ich habe ihn weiß Gott oft genug gewarnt. Monsieur Zamorra, hören Sie mich?«
    Der Dämonenjäger öffnete den Mund, war aber zu schwach, auch nur einen Ton herauszubringen. Übelkeit stieg in ihm auf. Und er war müde, so entsetzlich müde.
    »Das nehm ich mal als Ja«, knurrte Lively und griff zu den Handschellen, die am Gürtel ihrer Nevada Police Uniform baumelten. »Monsieur, ich sagte Ihnen bereits, dass ich keine weiteren Siegfried-und-Roy-Nummern von Ihnen sehen möchte. Leider haben Sie sich diesem Verbot widersetzt.«
    »Hat er gar nicht!« Lennys Stimme überschlug sich. »Er hat versucht, uns alle zu retten! Er hat sie gerettet!« Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf Madame Patchouli, die sich - unversehrt, aber staubig - vom Boden erhob. Kreidebleich und zitternd sah sie sich um.
    Hab ich nicht, dachte Zamorra. Sondern … Doch ihm fehlte die Kraft, den Gedanken zu beenden und in Laute zu verwandeln.
    Livelys Kraftreserven waren noch gut gefüllt. Sie packte ihn an den Handgelenken und ließ die Schellen einrasten. »Monsieur, ich verhafte Sie wegen wiederholten Verstoßes gegen die Festivalordnung, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ruhestörung. Sowie die Sanitäter, die ich bereits über Funk verständigte, Sie wieder aufgepäppelt haben, finden Sie sich in unserer Arrestzelle wieder. Die Tage, an denen Sie frei durch Black Rock City wandern konnten, sind ein für alle Mal vorüber!«
    Zamorra war zu schwach, um etwas zu erwidern.
    ***
    Wie lange es wohl dauerte, bis man vor Frust die Wände hochging? Zamorra wusste es nicht - aber er spürte regelrecht, dass es nicht mehr lange sein konnte.
    »So hören Sie doch, Officer«, rief er durch die Gitterstäbe der behelfsmäßigen Zelle. »Ich muss dringend zum Festival zurückkehren. Die Gäste sind in größter Gefahr.«
    Er hatte es schon öfter mit Argumenten versucht, als er zählen konnte, und bislang hatten sie ihm nichts gebracht. Auch dieser Versuch scheiterte.
    »Natürlich.« Ann Lively schmunzelte und rollte zeitgleich mit den Augen. »Denn wenn Sie nicht aufpassen, schickt uns der Burning Man seine Geisterkojoten auf den Hals und vernichtet uns alle. Richtig. Mann, Sie sehen gar nicht aus, als hätten Sie so viel geschmissen! Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich Sie glatt für vernünftig halten.«
    Die ebenso attraktive wie sturköpfige Polizistin lehnte sich an den Rahmen der offenen Tür, die den Zellenbereich im hinteren Drittel des Polizeicontainers von den Büros und den Unterkünften der Beamten trennte. Ihr Gesicht hatte eine Sonnenbräune, die ihr äußerst gut stand.
    »Rufen Sie in Las Vegas an«, konterte Zamorra, ohne auf ihren Spott einzugehen. »Der dortige Polizeipräsident ist ein Freund von mir. Er wird Ihnen bestätigen, dass ich vertrauenswürdig bin.«
    Lively blieb unbeeindruckt. Sie glaubte ihm nicht.
    »Oder fragen Sie bei…«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Die junge Beamtin war an die Gitter seiner Arrestzelle getreten - einer maximal sechs Quadratmeter messenden Containerecke, die auf zwei Seiten von den Gittern begrenzt wurde und an ihren beiden einzigen Wänden eine steinharte Pritsche und eine verchromte Toiletten-Waschbecken-Kombination zu bieten hatte. »Anrufen«, sagte Lively nun. »Gutes Stichwort. Sie haben tatsächlich das Recht auf einen Anruf.«
    Zamorra seufzte. Endlich ging es hier mal voran. Wenn er nur mit Nicole sprechen und ein paar Räder in Bewegung setzen könnte, wäre diese leidige Unterbrechung seiner Arbeit im Nu Geschichte.
    »Großartig. Dann würde ich gern Miss Nicole Duval sprechen. Ihre Handynummer lautet…«
    »Mh-hm«, machte Lively und deutete ein Kopfschütteln an. »Sparen Sie sich und mir die Mühe mit der Zahlenfolge. Geben Sie die Nummer einfach selbst ein, okay?« Sie fischte etwas aus ihrer Hosentasche und reichte es ihm.
    Zamorra verzog das Gesicht, wie man es tat, wenn man offenkundig veralbert wurde. Das da in Livelys
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