Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0973 - Das verfluchte Volk

0973 - Das verfluchte Volk

Titel: 0973 - Das verfluchte Volk
Autoren: Andreas Balzer
Vom Netzwerk:
als wolle er damit höchstpersönlich eine ganze Armee in die Flucht schlagen.
    Mit einem schmalen Lächeln stieg Devaine aus, setzte die Sonnenbrille auf und sah dem aufgeregten Greis entgegen. Die kolumbianischen Soldaten, die ihn begleiteten, verließen ebenfalls die Humvees und richteten ihre Waffen auf den Zuckerbaron und die umstehenden Männer.
    »Sie!«, schrie Álvarez. »Sie sind das! Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Wir haben gehört, dass umliegende Ortschaften von bewaffneten Kommandos überfallen wurden und wollten sichergehen, dass es Ihnen gut geht.«
    »Sie haben mein Tor zerstört!«
    »Und werden es ihnen selbstverständlich ersetzen. Bitte richten Sie Ihren Antrag auf Schadenersatz an das Verteidigungsministerium in Bogotá. Es könnte allerdings etwas dauern, bis Ihre Ansprüche erfüllt werden. Die Bürokratie, Sie verstehen…«
    »Sie verdammter Yankee!«, brüllte Álvarez. »Ich werde Sie zerquetschen wie eine Laus!«
    Devaine setzte die Sonnenbrille ab und starrte den alten Mann an. »So wie die Männer und Frauen, die Sie entführt haben?«
    »Ich habe niemanden entführt! Was fällt Ihnen ein?« Das Gesicht des alten Mannes war hochrot angelaufen. »Ich habe Freunde, mächtige Freunde. Sie sind ein toter Mann!«
    »Ich fürchte, da sind Sie vor mir dran«, sagte Devaine und gab seinen Männern einen Wink. Sofort schwärmte ein Teil der Soldaten aus, um das Anwesen zu durchsuchen. Die anderen hielten weiter Álvarez Männer in Schach. Zitternd vor Wut ließ der Zuckerbaron die Demütigung über sich ergehen.
    »Keine Spur von den Entführten«, bellte ein Sargento, als die Soldaten zurückkehrten.
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, Yankee«, keifte Álvarez. »Und jetzt verschwinden Sie von meinem Grundstück.«
    Richard Devaine betrachtete den Patriarchen wie ein besonders ekeliges Insekt. »Wir kommen wieder, alter Mann, und das nächste Mal sind wir nicht so nett. Hier mögen Sie eine große Nummer sein, aber diesmal haben Sie sich mit den Falschen angelegt.«
    Ohne den Zuckerbaron noch eines Blickes zu würdigen, deutete der CIA-Mann auf das auffällige kreisrunde Holzgebäude zu seiner Rechten. Er wusste, dass Don Antonio in seiner Arena regelmäßig unbotmäßige Arbeiter hinrichten ließ. Auch Nicole Duval und Paula Vásquez wären dort beinahe gestorben. »Wir ziehen ab«, befahl er dem Sargento. »Aber vorher brennen Sie diesen hässlichen Bau nieder.«
    ***
    Friedrich Dörfler hatte Wochen gebraucht, um mit seiner abenteuerlichen Truppe bis ins Gebiet des verfluchten Volkes vorzudringen. Dank Paulas Kontakten und Zamorras Kreditkarte brauchten die Dämonenjäger nur wenige Stunden. Der Parapsychologe war sich sicher, dass Devaines Männer jede ihrer Bewegungen genau beobachteten, als sie mit einem gecharterten Helikopter auf einer Lichtung am Rande des Dschungels landeten. Sie befanden sich schließlich in unmittelbarer Nähe der Todeszone. Aber das Risiko mussten sie eingehen.
    Sie wurden von einem indianischen Führer erwartet, den Paula kurzfristig organisiert hatte. Die Reporterin hatte darauf bestanden, mitzukommen, auch wenn Zamorra und Nicole alles versucht hatten, um ihr das auszureden. »Ihr kennt euch vielleicht mit dieser Höllenbrut aus, aber ich kenne dieses Land und diese Menschen«, hatte sie gesagt, und dem hatten die Franzosen nicht viel entgegenzusetzen.
    Auf dem Flug hatte Zamorra Dörflers Tagebuch ausgiebig studiert. Der Text befand sich jeweils auf den rechten Seiten und gab nur sehr vage Auskunft darüber, wo sich genau das Territorium des geheimnisvollen Indianerstammes befand. Das war auch kein Wunder, schließlich war die Expedition tagelang weitgehend orientierungslos durch den Urwald geirrt. Doch die linken Seiten des kleinen Büchleins hatte der Abenteurer mit allerlei Skizzen und kleinen Beobachtungen vollgekritzelt. Mit bemerkenswertem zeichnerischen Talent hatte er zum Beispiel immer wieder auffällige Landschaftsformen mit einigen schnellen Strichen zu Papier gebracht.
    Ihr Führer hieß Rafuema und war ein stoischer Mann undefinierbaren Alters aus dem Volk der Witoto. Doch als Zamorra ihm Dörflers Zeichnungen zeigte, wurde er bleich.
    »Wir können da nicht hin. Dort wohnen böse Geister.«
    »Genau deshalb müssen wir dahin, um die Geister zu vertreiben«, sagte Zamorra, doch der Witoto schüttelte den Kopf.
    »Niemand kommt von dort zurück.«
    Der Parapsychologe wollte etwas erwidern, doch Paula kam ihm zuvor. »Rafuema, dieser Mann ist ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher