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0973 - Das verfluchte Volk

0973 - Das verfluchte Volk

Titel: 0973 - Das verfluchte Volk
Autoren: Andreas Balzer
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Zamorra lächelnd. »Ich glaube, wir bleiben noch ein bisschen.«
    ***
    Tagebuch von Friedrich Dörfler,
    23. Dezember 1801
    Ich sterbe. Ich habe schon seit drei Tagen nichts mehr gegessen, mein Körper ist so ausgetrocknet, dass er vermutlich bei der geringsten Berührung zerbröselt wie altes Pergament.
    Die Kammer stinkt nach Tod und Verwesung. Dieser verdammte Chávez hat mir bis Ende des Jahres gegeben, um mir eine neue Bleibe zu suchen. Vielleicht ahnt er, dass ich ihn sowieso nicht länger bezahlen könnte.
    Sei’s drum. Das neue Jahr erlebe ich sowieso nicht mehr, soll er meine verfaulten Knochen danach ruhig in den Unrat schmeißen. Aber vorher muss er noch etwas für mich tun. Ich habe Humboldt geschrieben. Habe hundertmal angefangen und den Brief wieder zerrissen, habe ihn mal angefleht, mal getobt vor Zorn. Doch jetzt ist er fertig. Ich weiß jetzt, wie ich ihm zu guter Letzt begegnen will. Nicht als Rivale, nicht als Feind - sondern als Bruder, als Ebenbürtiger auf der Suche nach Wahrheit und Erkenntnis.
    Reichtum werde ich mit meiner Entdeckung nicht mehr erlangen, das ist mir jetzt klar. Auch der Ruhm wird mir verwehrt bleiben, zumindest der, den ich selbst noch genießen kann.
    Deshalb habe ich Humboldt - Alexander - gebeten, wenigstens der Nachwelt zu verkünden, auf was ich gestoßen bin, damit ich als einer der Pioniere eingehe in die Annalen dieses glorreichen neuen Jahrhunderts. Wenn ich auf diese Weise unsterblich werde, können meine körperlichen Überreste hier ruhig verrotten.
    Ich habe den Brief zu den Metallstücken in meine Kiste gelegt. Wenn er den Brief gelesen hat, wird mein guter Bruder Alexander wissen, wie er ihnen ihre Geheimnisse entlocken kann, um so ein neues Zeitalter der Entdeckungen einzuläuten.
    Auch dieses Tagebuch werde ich in die Kiste legen. Ich habe Chávez aufgetragen, sie nach meinem Tod nach Deutschland zu schicken. Für die Mühen habe ich ihn gut bezahlt, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt und die Sache einfach vergisst. Das war alles, was ich hatte. Doch da, wo ich jetzt hingehe, sind Gold und Silber ohne Bedeutung.
    Dies ist mein letzter Eintrag. Ich bin bereit für die Unsterblichkeit.
    Gezeichnet
    Friedrich Dörfler, Forscher
    ENDE
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