Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0970 - In Asmodis’ Schuld

0970 - In Asmodis’ Schuld

Titel: 0970 - In Asmodis’ Schuld
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
bannenden Amulett in der Nische eines Seitenflügels von Coringham einzumauern. Der ›Hexenflügel‹, wie er noch immer heißt, hat seinen Namen also durch all die Jahrhunderte hindurch völlig zu Recht gehabt.«
    Imogen fröstelte. »Klingt ja unheimlich.«
    »War es auch. Weil Mickaman vor seinem Tod noch alle grausam verflucht und die Vollendung seiner Rache angekündigt hat, haben dieser Dylan Powis und seine Nachfahren den eingemauerten Hexer bewacht. Das war eine richtige Wächterdynastie. Jahrhunderte lang haben die Powis hoch geachtet als Wächter auf Coringham gelebt, aber irgendwann ist ihre Aufgabe dann in Vergessenheit geraten.«
    Patricia blieb stehen und schnaufte ein wenig durch. »Trotzdem war das alles kein Problem mehr, bis ich auf die unselige Idee gekommen bin, mit meinem Taran in den leer stehenden Hexenflügel ziehen zu wollen. Bei den Renovierungsarbeiten haben wir leider Gottes das Skelett des Hexers ausgebaggert und dann ging die Scheiße so richtig los.«
    Taran lächelte. »Kann man so sagen, ja.«
    »Mann. Komm, lass uns weiter gehen. Hier stehen die Bäume so eng, da kann man ja Angst kriegen«, sagte Imogen.
    Patricia lächelte. »Es ist doch längst vorbei. Bei unserer alten Cynthia, die schon so lange auf Coringham gelebt hat, hat es sich um die letzte Wächterin gehandelt, aber das wusste sie zunächst, wie gesagt, nicht mehr.«
    »Ehrlich?«
    »Ja. Stimmt’s, Taran?«
    »Stimmt.«
    »Mit Cynthia zusammen, die sich mit dem Erwachen des Hexers in Träumen wieder an ihre Bestimmung erinnerte, haben wir schließlich herausgefunden, dass dieser. Hexenjäger Powis damals die geheimnisvollen Kräfte des Sühnekreuzes von Wylla genutzt hat, um das Hexenamulett weißmagisch aufzuladen. Mein Dad hat das Hexerskelett auf dem alten Coringham-Friedhof begraben, weil ihm Mickaman das eingeflüstert hat. Auf dem Friedhof, der unheilig war, weil Mickaman dort einst den Teufel beschworen hat, wären seine Kräfte immer stärker geworden, aber wir haben das Skelett schließlich zum Sühnekreuz geschafft. Im Kreuz ist uns sogar der heilige Hieronymus erschienen, der uns geholfen hat, den Hexer zurück in die Hölle zu stoßen. Willst du die Einzelheiten hören?«
    »Lieber nicht.« Imogen schüttelte es. »Ein andermal vielleicht. Nicht hier im finsteren Wald.«
    Sie stiegen wieder auf und fuhren einen Hügel hinunter, über den nur zwei schmale Fahrrinnen führten. Über eine rumpelte Imogen ungeschickt weg. Ihr Vorderreifen rutschte weg, sie musste abrupt absteigen und fiel dabei auf den Boden. »Au, verdammter Mist«, sagte sie und hielt sich den Knöchel. Patricia und Taran stieg ebenfalls ab und beugten sich über sie.
    »Hast du dir wehgetan?«, fragte Patricia.
    »Nein, ich tu nur so«, fauchte Imogen. Sie sah ihrer Freundin direkt ins Gesicht. Und über ihre Schultern weg. Ihre Augen wurden plötzlich groß wie Murmeln. »P-Pat…?«
    Hinter Patricia stand ein Skelett! Eine zerfetzte rote Uniform hing auf den Knochen, ein Dreispitz saß auf dem Schädel.
    Der Knochensoldat kicherte höhnisch. Dann hob er die uralte Muskete hoch.
    Patricia und Taran fuhren herum. Die junge Frau begann in den höchsten Tönen zu kreischen. Der Kolben der Muskete fuhr herab. Es knackte, als er Taran an der Stirn traf. Ein Meer von Schmerzen flutete durch seinen Körper. Mit einem Ächzen sank er zusammen und rührte sich nicht mehr. Patricia verstummte entsetzt. Sie schlug die Hände vor den Mund.
    Dafür schrie nun Imogen. Voller Panik krabbelte sie ein Stück von dem Unheimlichen weg, kam auf die Füße, rannte in den Wald. Das heißt, sie wollte. Nach zwei Schritten stolperte sie und knallte auf den Waldboden. Ihr Kopf krachte gegen einen Ast. Für einen Moment sah sie Sterne.
    Als sich ihr Blick wieder klärte, erkannte sie, worüber sie gestolpert war. Über den Schaft einer ausgestreckten Lanze! Und dahinter standen vier schwerbewaffnete Skelettsoldaten. Unverwandt starrten die leeren Augenhöhlen auf sie herab.
    »Los, aufstehen«, sagte plötzlich einer der Soldaten mit knarrender Stimme. Er verlieh seiner Drohung mit einem Fußtritt Nachdruck.
    Imogen stöhnte. Der gemeine Tritt hatte sie in die Hüfte getroffen. Als sie dem Befehl nicht gleich Folge leistete, packten sie zwei der Skelette am Oberarm und zogen sie hoch. Ihr Griff war so hart wie der einer Stahlklammer.
    Zitternd und wimmernd hing sie zwischen den übel riechenden Untoten. Der Gestank war so widerlich, dass sie sich beinahe übergeben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher