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0970 - Das Ende der Wächter

Titel: 0970 - Das Ende der Wächter
Autoren: Unbekannt
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des Todes jedoch richtete sich der Ritter noch einmal auf, sein verschleierter Blick schien sich zu klären.
    Er sah Zeidik an und lächelte.
    „Was für eine verrückte Idee", sagte er zu dem Androiden. „Ich hätte nie gedacht, daß jemand auf so etwas kommen würde."
    Er sank zurück und war tot.
    Zeidik hätte als letzte Worte etwas Tiefschürfendes oder Dramatisches erwartet, aber damit konnte er überhaupt nichts anfangen. Wie lange er auch darüber nachdachte, ihm fiel kein verborgener Sinn in den letzten Worten des Ritters auf.
    Wie konnte der Androide auch ahnen, daß es am besten gewesen wäre, Armadan von Harpoon beim Wort zu nehmen?
    Zeidik überlegte, ob dies nicht ein ziemlich dürftiges Vermächtnis für ein Mitglied des Wächterordens war.
    Bisher hatte er mit dem Gedanken gespielt, die letzten Worte des Ritters auf Band zu nehmen und sie mit einer Sonde der DYKE in den Weltraum zu schießen, damit sie später irgendwo gefunden würde. Aber kein intelligentes Wesen hätte mit einer solchen trivialen Botschaft etwas anfangen konnen.
    So machte sich Zeidik auf die Suche nach einem als Grabstätte geeigneten Planeten. Als er ihn gefunden hatte, landete er in einem verlassenen Tal. Er trug den Toten ins Freie und legte ihn auf den Boden. Armadan von Harpoon sah sehr zufrieden aus, obwohl es sicher vermessen war, in Zusammenhang mit einem Toten davon zu sprechen.
    Zeidik hatte den Selbstvernichtungsmechanismus der DYKE aktiviert. Sie würde in ein paar Minuten vergehen, ohne daß ihr ultimates Rettungssystem, der Ein-Weg-Transmitter, jemand in eine Auffangstation schießen würde.
    Zeidik wartete das Ende der DYKE ab, dann lud er den Leichnam auf seine Schultern und trug ihn in den Schatten eines weitausladenden Baumes. Mit seiner Last kletterte er auf den Baum. Er band Armadan von Harpoon auf einem starken Ast fest, so daß der Tote jeden Morgen in Richtung der aufgehenden Sonne blicken würde.
    Diese Handlung hatte einen tiefen symbolischen Sinn. Armadan von Harpoon sollte sehen, daß die Sterne nicht erloschen waren.
     
    *
     
    Zeidik war vom Baum herabgestiegen und wanderte ziellos durch das Tal. Vielleicht erwartete er, daß irgend etwas Unvorhergesehenes geschehen würde, aber nachdem Stunden später noch alles unverändert war, kehrte er zu dem Baum zurück.
    Der Kristallisationsprozeß war ohne Schwierigkeiten einzuleiten. Innerhalb von Sekunden zerfiel Zeidik in unzählige winzige Partikel, die im Gras lagen und in der Sonne wie Diamantensplitter leuchteten. Nach einer Weile zersetzten sie sich ebenfalls, und der Wind trug die Überreste davon ...
     
    *
     
    Es ist die Einfachheit und die Genialität der Idee, die sie so wirksam macht. Die Reinheit einer Idee, welche moralische Substanz sie auch besitzen mag, entscheidet letztendlich über ihr Schicksal.
    Das ist es, was meine so erfolgreich macht! denkt Nabel.
    Der Gedanke an die absolute Macht ist niemals zuvor mit dieser vollkommenen Klarheit gedacht worden.
    A1les, was Nabel ist und was sie besitzt, hat sie in diese Idee investiert.
    Und es hat sich gelohnt.
    Einst stieg Nabel aus einem Sumpf hervor, deformiert und unfertig und fast nicht lebensfähig. Doch ihr Instinkt leitete sie schon damals mit untrüglicher Sicherheit und machte sie zu dem, was sie jetzt ist.
    Nabel schwebt als irrlichternde Wolke über den Sümpfen und gebiert ihre Idee immer wieder aufs Neue. Sie kann förmlich fühlen, wie ihre Idee, alles zu durchdringen und alles zu beherrschen, immer weitere Gebiete erfaßt, wie sie immer tiefer in den unermeßlichen Raum vordringt und neue Geschöpfe erreicht. Nabels gigantischer Körper zuckt vor Wollust bei diesem Gefühl.
    Macht, nackte und absolute Macht!
    Nabel, in ihrem Anfangsstadium eine Summe einfacher Wechselwirkungen, ist inzwischen zu einem überaus komplizierten Gebilde geworden, das man auf seine Art als durchaus intelligent bezeichnen kann. Es ist keine Intelligenz im menschlichen Sinne, die Nabel auszeichnet. Nabel kann sich auch nicht an Artgenossen reflektieren, denn sie besitzt keine. Sie kommuniziert mit sich selbst, dank unvorstellbarer elektronischer Prozesse, die in ihrem ausgefächerten Körper ablaufen.
    Es wäre vermessen, Nabel als etwas Organisches bezeichnen zu wollen. Nabel ist ein Mono-Geschöpf, eine Rarität unter den Intelligenzen im bekannten Universum.
    Daß Nabel ausgerechnet die Idee der absoluten, alles umfassenden Macht erdachte, liegt an ihrer unantastbaren Stellung, die sie von Beginn
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