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0970 - Das Ende der Wächter

Titel: 0970 - Das Ende der Wächter
Autoren: Unbekannt
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überhaupt sein mochte. Bei all seiner Bösartigkeit, die er ausstrahlte, wirkte er auch völlig verzweifelt.
    Sie beobachtete ihn unauffällig, wie er den Gleiter mit einer Hand steuerte. Die andere Hand drückte er immer noch gegen ihre Schulter, um sie festzuhalten. Sie spürte die ungewöhnliche Körperkraft, die dieser Mann besaß - wenn es ein Mann war. Coonors fleischiges Gesicht mit der großporigen grauen Haut wirkte nicht im eigentlichen Sinne fremdartig, wenn auch in den braunen Augen ein schwer bestimmbarer Ausdruck lag.
    Der Flug verlief unruhig. Weder war Coonor ein souveräner Pilot, noch war ein solcher Gleiter leicht mit einer Hand zu steuern. Ab und zu warf Lisatee einen Blick über die Schulter, doch von den erwarteten Verfolgern war noch nichts zu sehen. Vielleicht war das auch besser so, denn sie wußte nicht, wie Coonor reagierte, wenn man ihn in die Enge trieb.
    Unvermittelt sagte er völlig ruhig: „Ich werde diese Welt verlassen."
    Sie wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte, und sie entschied sich dafür zu schweigen. Innerlich drängte sich ihr allerdings eine Frage auf: Wie wollte er von Sentimental verschwinden?
    Coonor warf den Kopf zurück und lachte wild.
    „Können Sie sich vorstellen, daß ich eine unvorstellbar lange Zeit für Recht und Ordnung gekämpft habe?" fragte er.
    Diesmal konnte sie sich nicht um eine Antwort drücken.
    „Nur schwer", sagte sie leise.
    „Ich verliere meine Identität zum zweitenmal", sagte er.
    „Ich verstehe Sie nicht." Sie zögerte einen Augenblick und fuhr dann entschlossen fort: „Warum geben Sie nicht auf, Coonor? Wenn Sie uns sagen, wer Sie wirklich sind und was Sie von uns wollen, können wir Ihnen vielleicht helfen."
    „Von Ihnen und diesen komischen Figuren hier auf Sentimental will ich überhaupt nichts", sagte er, und sein Gesicht bekam wieder jenen verbissenen, haßerfüllten Ausdruck, den die junge Frau bereits kannte und fürchtete. „Ich habe mir diese Welt nicht ausgesucht."
    „Sie sind kein Mensch, nicht wahr?"
    „Das geht Sie nichts an."
    Er beschleunigte so stark, daß sie in den Sitz gepreßt wurde. Sie hatte Angst, daß er die Kontrolle über die Maschine verlieren und abstürzen könnte. Der Rest des Fluges verlief schweigend. Als sie sich der Fundstelle näherten und Coonor die Landung einleitete, stellte Lisatee erschrocken fest, daß er sich noch ungeschickter anstellte, als sie befürchtet hatte.
    Mit viel zu hoher Geschwindigkeit prallte der Gleiter auf den felsigen Untergrund. Lisatee fühlte, daß der Druck von ihrer Schulter wich. Unwillkürlich hielt Coonor sich mit beiden Händen am Steuer fest. Die Maschine schlitterte über die Steine hinweg, die unter ihr zermalmt wurden. Funken s.toben hinter ihr in die aufwirbelnden Staubwolken.
    Lisatee beugte sich nach vorn und versuchte, die Bremskontrolle zu erreichen. In diesem Augenblick schlug das Fahrzeug gegen einen mächtigen Felsen. Es brach auseinander, und die beiden Insassen wurden herausgeschleudert. Lisatee stieß einen Schrei aus. Sie landete unsanft auf dem Boden, und es grenzte schon fast an ein-Wunder, daß sie sich dabei nicht ernsthaft verletzte. Als sie sich mühsam aufrichtete, sah sie, daß aus dem Wrack des Gleiters Flammen hochschlugen. Sie kam auf die Beine und taumelte auf das Wrack zu. Da sie nicht wußte, wo Coonor sich befand, wollte sie auf jeden Fall verhindern, daß er in den Trümmern verbrannte.
    Dann jedoch sah sie ihn auf allen vieren von der Maschine wegkriechen.
    Flieh! sagte eine innere Stimme.
    Sie blieb jedoch wie versteinert stehen und beobachtete mit einer gewissen Faszination Harden Coonor, der jede Orientierung verloren zu haben schien. Seine Augen waren weit aufgerissen, und sein Gesicht erinnerte an eine verzerrte Maske.
    Lisatee wußte, daß sie ohne weiteres diesen Schauplatz hätte verlassen können. Statt dessen ging sie zu Coonor.
    „Hören Sie mich?" sprach sie ihn an. „Kann ich Ihnen helfen?"
    Er hielt inne und blickte zu ihr auf Ihr kam in den Sinn, daß Coonor in diesem Augenblick weder wußte wer noch wo er war. Etwas von der entsetzlichen Einsamkeit dieses Wesens griff auf sie über.
    „Coonor", sagte sie eindringlich, „kommen Sie zu sich."
    Mit einer Stimme, die völlig verändert schien, sagte er, zu einem unsichtbaren Publikum gewandt: „Igsorian von Veylt ist noch immer Mitglied des Wächterordens."
    Für Lisatee ergaben diese Worte keinen Sinn. Sie beugte sich hinab und half Coonor, auf die Beine zu
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