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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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es wohl mit der Toten getan hatte.
    Dicht neben ihrem Kopf blieb er stehen und konzentrierte sein Augenmerk auf ihr Gesicht.
    Es war doch nicht so glatt wie er es sich gedacht hatte. An den Wangen, an der Stirn und um die Lippen herum zeichneten sich schon kleine Kratzer ab. Die Unterlippe war eingerissen und hatte geblutet. Die Wunden am Körper waren allerdings tiefer.
    Ob sie verblutet ist? fragte er sich. Alles war möglich. Sie konnte auch in der Erde erstickt sein. Das würde bedeuten, daß man sie bei lebendigem Leib in den Boden gedrückt hatte. Eine schreckliche Vorstellung, die ihm eine tiefe Furcht einjagte. Lindner wußte selbst nicht, wie lange er schon auf die tote Frau starrte. Die Zeit hatte er völlig vergessen, aber er wollte auf jeden Fall weg und zunächst einmal den Förster benachrichtigen.
    Anschließend mußte auch die Polizei Bescheid wissen.
    Einen letzten Blick warf er auf den kahlen Baum. Da rieselte plötzlich das unsichtbare Eis über seinen Rücken hinweg. Er spürte einen enormen Druck im Magen. Das dicke Spinnennetz des Astwerks verschwamm vor seinen Augen. Beinahe körperlich spürte er die Gefahr, die dieser verdammte Baum abstrahlte.
    Sicherheitshalber trat der Mann einen Schritt zurück. Er wollte sich bereits abwenden, um diesen schrecklichen Ort zu verlassen, als ihm in der Bewegung etwas auffiel.
    Der Baum hatte gezuckt!
    Nein, nicht er, sondern die freiliegenden Wurzeln. Nahe des Stamms waren sie dicker als Männerarme. Allerdings verjüngten sie sich zu den Spitzen hin, und genau dort beruhten sie wie lange Finger den Erdboden.
    Gezuckt! Bewegt!
    Er hörte sich lachen. Das war nicht möglich. Ein Baum lebte zwar, er war ein Stück Natur, aber gezuckt, sich nach vorn gedrückt, als wollte er anfangen zu laufen?
    Nein, das war übertrieben. Das machte dieses Rätsei noch größer.
    Daran wollte Malcolm nicht glauben.
    Trotzdem traute er sich nicht, den Baum weiterhin zu beobachten. So rasch wie möglich drehte er ihm den Rücken zu. Er wollte nur noch weg von diesem Ort, der ihm das unheimlichste Erlebnis seines bisherigen Lebens beschert hatte.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Das war einfach furchtbar und auch unerklärlich.
    Seine Wanderrunde hatte er längst abgebrochen und sich auf den Rückweg gemacht. Er wollte jedoch nicht nach Hause, sondern zum Haus des Försters, um ihn zu alarmieren. Er kannte Jerome Hastings von der Theke her, wo sie hin und wieder ein Bier zusammen getrunken hatten. Hastings war ein ruhiger Mann, ein richtiger Naturbursche, der erst nachdachte, bevor er handelte.
    Er würde sicherlich eine Lösung wissen. Wenn nicht, dann blieb noch die Polizei…
    ***
    »Ihr seht blaß aus«, erklärte Glenda Perkins, als wir ihr Vorzimmer betraten.
    »Leichen stecken eben an.«
    Sie lachte. »Stimmt, Freunde, ich hatte ganz vergessen, daß ihr der Pathologie einen Besuch abgestattet habt.«
    »Beim nächstenmal kommst du mit«, sagte ich. »Dann wirst du auch so aussehen.«
    »Danke. Darauf kann ich verzichten. Wie war es denn?«
    Ich hob die Schultern. »Rätsel über Rätsel. Ich nehme an, daß uns Sir James einiges verschwiegen hat.«
    »Kann schon sein.«
    Sie lächelte mein ernstes Gesicht an. »Nein, weiß ich nicht. Aber Sir James erklärte mir, daß ich euch so schnell wie möglich in sein Büro schicken soll. Das habe ich hiermit getan.« Sie strich glättend über ihren engen, rehbraunen Cordrock, zu dem sie eine cremefarbene Bluse und eine braune Weste trug.
    »Okay, John«, sagte Suko. »Dann laß uns gehen.«
    »Ohne Kaffee?« wunderte sich Glenda.
    »Ja«, erklärte ich. »Wahrscheinlich brauchen wir während oder nach dem Gespräch einen Whisky.«
    »Alkie!« rief sie hinter uns her, aber das war nicht böse gemeint. Wir kannten uns lange genug. Ohne die Frotzeleien hätte uns wirklich etwas gefehlt.
    Diesmal saß Sir James nicht hinter seinem Schreibtisch, sondern stand am Fenster. Auf unser Klopfen hin drehte er sich gemächlich um, so daß wir ihn anschauen konnten.
    Er hatte sein Ich-weiß-mehr-als-Ihr Gesicht aufgesetzt, denn um seine Mundwinkel herum zeigte sich ein gewisses Lächeln, und auch seine Freundlichkeit kam uns gespielt vor. Wenn der Superintendent so reagierte, dann kam das dicke Ende nach.
    »Setzen Sie sich«, sagte unser Chef und nahm seinen Platz hinter dem Schreibtisch ein. »Sie waren in der Pathologie, nehme ich an.«
    »Sicher, Sir.«
    »Sie sahen die Tote?«
    »Auch das, Sir.«
    »Und?«
    Ich hob die Augenbrauen. »Was
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