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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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Fingern. »Der Arzt hat von Pflanzen gesprochen. Von Zweigen, Domen, Disteln, wie auch immer. Das läßt möglicherweise auf eine bestimmte Person schließen.«
    »Mandragoro.«
    »Eben.«
    Ich räusperte mich. »Keine Ahnung, aber wir behalten es im Hinterkopf. Nur möchte ich zuvor erfahren, wer diese Person war. Wie sie hieß, woher sie stammte. Was die Tote angeht, so tappen wir ja völlig im dunkeln.«
    »Sir James wird die Finsternis erhellen können.«
    »Das hoffe ich.«
    »Schließ auf«, sagte Suko. »Mal hören, was uns der Alte alles zu sagen hat…«
    ***
    Aus dem Erdboden kroch das Grauen!
    Malcolm Lindner sah es. Er schaute aus unmittelbarer Nähe zu, aber er war nicht fähig, dieses Phänomen zu begreifen. Er stand da, als würde ihn das alles nichts angehen. Wie jemand, der einen Film sieht und dabei froh ist, außerhalb der Handlung zu stehen, sie jedoch in allen Einzelheiten mitbekommt.
    Es blieb nicht bei der Hand und dem Stück Arm. Die innere Kraft der Erde drückte die nackte Frau noch weiter in die Höhe, so daß der Arm es war der rechte - bald völlig frei lag und auch die Schulter erschien.
    Helle Haut, so hell wie auch der übrige Körper, der kaum mit feuchter Erde bedeckt war und Streifen aus schmierigem Lehm zeigte.
    Die Tote war blond und hatte ein feingeschnittenes Gesicht. Ihren linken Oberschenkel »schmückte« ein Schmetterling, eine Tätowierung.
    Lindner nahm dies alles wahr, ohne es richtig verkraften zu können. Er selbst war zu einer Statue geworden, mit verkrampften Händen.
    Sodbrennen quälte ihn.
    Es war eine junge Frau. Lindner stand so, daß er über den nackten Körper hinweg in das Gesicht schauen konnte. Er schauderte zusammen, als er die leeren Augen sah. An der Unterlippe entdeckte er einen dünnen Blutfaden, der bis hin zum Kinn gelaufen war. Dicht unterhalb der Brüste schimmerte es ebenfalls rot. Dort hatte das Blut ein regelrechtes Netz gebildet, als wären die Fäden von einem dünnen Pinsel gezeichnet worden.
    Kratz-oder Schürfwunden, die auch einen weiteren Teil des Körpers bedeckten und den Schluß zuließen, daß die Frau von einem wilden Tier angefallen und getötet und anschließend von ihm verbuddelt worden war.
    Unsinn. Nein, das geht nicht. Das ist verrückt. Dann wären die Wunden tiefer gewesen. Selbst eine Katze hätte ihre Krallen stärker in die Haut geschlagen. Es mußte etwas anderes mit dieser Frau passiert sein.
    Sonst wußte er keine Erklärung.
    Die unheimliche und nicht erklärbare Kraft in der Erde hatte es jetzt geschafft, die Tote an die Oberfläche zu drücken. Auch der schmale Graben war nicht mehr zu sehen, nur noch das alte Laub, auf dem der helle Körper lag wie auf einem Teppich und sich von der Unterlage so konturenscharf abhob.
    Lindner wollte ausatmen. Er merkte erst jetzt, daß er eine Hand vor seine Lippen gedrückt hatte, nahm sie weg und holte tief Luft. Die Tote roch nicht. Kein Verwesungsgeruch drang an seine Nase. Sie sah irgendwie noch frisch aus, als wäre ihr Leben erst vor wenigen Minuten beendet worden.
    Der Rentner schaute über die Leiche hinweg.
    Den seltsamen Baum konnte er einfach nicht übersehen. Er spürte den Adrenalinstoß, der durch seinen Körper zuckte. Dieser Baum kam ihm noch weniger geheuer vor. Die breiten Äste standen in verschiedenen Winkeln vom kurzen Stamm ab. Von dem wiederum wuchsen zahlreiche Zweige, die ebenfalls Ableger hatten, aber es war keine einzige Knospe zu sehen und auch kein Blatt.
    Ganz im Gegensatz zu den anderen Laubbäumen, die bereits ihre Winterstarre überwunden hatten.
    Malcolm Lindner kam damit nicht zurecht. Vor seinen Füßen lag die nackte Tote, dahinter ragte der Baum in die Höhe, dessen Wurzeln sich oberhalb der Erde befanden und nicht unterhalb, wie es hätte der Fall sein müssen.
    Wer hatte die Tote ausgerechnet hier verscharrt? Wer hatte sie getötet?
    Die Fragen stürmten auf Malcolm Lindner nieder, aber er war nicht in der Lage, eine Antwort zu finden. Er wußte nur, daß er Zeuge einer unheimlichen und zugleich auch unerklärlichen Begegnung geworden war, für die es seiner Ansicht nach keine logische Erklärung gab. Sein Blick wechselte permanent. Er schaute zu dem Baum, danach auf die Tote. Hin und her. Schließlich überwand er sogar seine Starre und betrachtete vorsichtig die kleine Mulde. Er hatte die Bewegungen des Erdbodens nicht vergessen und dachte daran, daß sich jeden Augenblick vor ihm der Boden öffnen und ihn ebenso verschlingen konnte, wie er
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