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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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Hinschauen würde ich auf Kratzspuren tippen. Das heißt, diese Frau ist von einem Tier oder auch mehreren angefallen worden.«
    Dr. Quentin nickte zwar, überzeugend sah es aber nicht aus. »Und was ist Ihre Meinung, Inspektor?«
    »Ich denke ähnlich.«
    »Sehr schön, das haben wir auch gedacht.« Dr. Quentin puhlte in seinem rechten Ohr. »Aber das stimmt nicht. Diese Kratzspuren stammen nicht von Tierpfoten.«
    »Sondern?« fragte ich.
    »Von…«, er legte eine kleine Pause sein, »von Pflanzen, um es genau zu sagen.«
    Ich hielt die Luft an. Suko zog die Stirn kraus. Auch ihn hatte diese Antwort überrascht.
    »Ist das wahr?« erkundigte ich mich leise.
    »Ja. Wir haben entsprechende Reste gefunden. Rindenstücke, auch noch winzige Blätterreste. Und glauben Sie nicht, daß diese Person nur Kratzer hat. Die Wunden sind viel tiefer, als es hier aussieht. Man könnte sagen, daß in den Körper spitze Nadeln hineingefahren sind, aber das ist nicht der Fall. Es waren pflanzliche Reste vorhanden, und auf dem Rücken werden Sie das gleiche sehen.«
    Ich winkte ab. »Lassen Sie die Tote ruhig liegen.«
    »Gibt es denn eine normale Erklärung für Sie, Doktor?« wollte Suko wissen.
    »Nein, keine.«
    »Fand man die Leiche in einem Wald?«
    »Ich habe keine Ahnung. Als ich das Ergebnis erfuhr, habe ich mich sofort mit dem Yard in Verbindung gesetzt. Es sind nur die ersten Untersuchungen bisher gemacht worden, aber ich bin sicher daß wir, wenn wir tiefer gehen, mehr finden werden. Eines steht jedoch fest. Die Wunden und Schnitte stammen von Pflanzen. Von dünnen, spitzen Zweigen. Vielleicht auch von Stacheln, und sie sehen so aus, als wären sie dieser Frau bewußt zugefügt worden.«
    »Was heißt das genau?«
    »Das ist ganz einfach, Mr. Sinclair. Diese Frau hat sich nicht in einem Gebüsch verhakt, wo sie aus eigener Kraft nicht mehr freikommen konnte. Sie ist von diesem Täter - so nenne ich ihn trotzdem - bewußt getötet worden.«
    Suko und ich schauten uns an. Beide kamen wir nicht zurecht. Das sah ich in seinem Gesicht, und ich wirkte nicht viel anders. Kneifen konnten wir nicht. Es war bereits unser Fall, und da mußten wir dranbleiben.
    Nicht aber mit diesen dürftigen Informationen. Wir mußten schon mehr über die Tote wissen.
    »Sie kennen den Namen also nicht, Doktor?« fragte Suko.
    »Nein.«
    »Seltsam. Trug sie nichts bei sich?«
    »Nicht mal einen Slip«, erklärte der Arzt trocken. »Man fand sie nackt und hat sie uns zur Untersuchung gegeben. Bevor Sie von mir wissen wollen, wo sie gefunden wurde, sage ich Ihnen gleich, daß ich es leider nicht weiß. Ich kenne den Fundort nicht, aber darüber sollten Sie mit Ihrem Chef diskutieren.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Ich habe hier nur meinen Job getan wie immer, und ich wundere mich darüber, daß ich nach all den Jahren noch gewisse Überraschungen dabei erlebe.«
    »Da haben wir etwas gemeinsam, Dr. Quentin«, erklärte Suko. Mit einem Achselzucken wandte er sich dann an mich. »Hat es Sinn, noch länger zu bleiben?«
    »Nein, aber Sir James wird warten.«
    »Richtig.«
    »Und ich werde die Tote näher untersuchen«, erklärte Dr. Quentin. Er zog das Laken wieder über den Leib. »So wie jetzt wird sie in einer Stunde nicht mehr aussehen.«
    Ich winkte ab. »Danke, wir wissen Bescheid.«
    Wir verließen die ungastliche Stätte und wurden von Quentin zum Hinterausgang gebracht. »Dann wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg«, sagte er zum Abschied.
    Ich lächelte ihm kantig zu. »Danke, das können wir brauchen, Doc. Eine Frage habe ich trotzdem noch. Macht es Ihnen eigentlich Spaß, sich Tag für Tag mit Leichen zu beschäftigen?«
    Er hob die Schultern. »Nein, macht es mir nicht. Aber einer mußt es ja tun -oder?«
    »Stimmt. Ist wie bei uns.«
    Diesmal lächelte er. »Wenn ich ja mehr Zeit hätte, würde ich Sie nach Einzelheiten Ihrer Arbeit fragen.« Er wedelte mit der rechten Hand. »Da hört man einiges.«
    »Die Hälfte davon ist gelogen«, erklärte ich. »Aber es stimmt schon. Die Welt steckt voller Psychopathen, und wir haben oft genug mit ihnen zu tun. Machen Sie’s gut.«
    »Ja, wir hören voneinander.«
    Draußen atmeten wir beide tief durch. Selbst die triste Umgebung kam uns hell und freundlich vor, verglich man sie mit der Pathologie.
    Am Wagen legte Suko beide Hände auf das Dach. Ein Zeichen, daß er noch nicht einsteigen wollte. »Denkst du möglicherweise das gleiche, was ich denke?« fragte er.
    »Kann sein.«
    Suko schnippte mit den
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