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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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zweiten Wurzel gepackt und nun hing ich richtig fest.
    Und nicht nur das. Ich schwankte plötzlich über dem Boden wie ein langes Pendel. Wie vom Wind getrieben, wehte ich von einer Seite auf die andere, und von links her sprang ein Schatten auf mich zu. Suko wollte mich festhalten, um mich aus dieser Lage zu befreien, aber er griff daneben, denn der nächste Ruck brachte mich aus seiner Reichweite.
    Ich klatschte gegen Zweige, die zum Glück nachgaben, aber ein Ast bohrte sich in meine linke Hüfte.
    Es wurde kritisch. Ich versuchte, mich irgendwie zu schützen, aber ich bekam meine Arme nicht richtig hoch, so schabten Zweige auch über mein Gesicht und meinen Körper.
    Und immer wieder griffen die Zweige zu, in denen die gleiche Kraft steckte wie in den Wurzeln. Plötzlich hörte ich die Stimme des Försters ganz nah.
    »Wie die Frauen!« keuchte er. »Wie die Frauen! Sie sind zu nahe an uns herangekommen. Ich habe die zweite in den Graben geworfen. Sie sollte im Schlamm versinken…«
    Er lachte widerlich, was mich zwar störte, aber ich konnte ihm dieses Lachen nicht wieder in sein Maul hineinschlagen, denn mittlerweile war ich umschlungen wie von einem Kokon. Mich hatte es am Oberkörper erwischt, aber auch an den Beinen. Ich war wehrlos und wurde dorthin gezerrt, wo der Förster hockte.
    Ich riß weit die Augen auf. So konnte ich sehen, wie bequem er es sich gemacht hatte. Ihn hielten die Zweige nicht umschlungen. Er konnte sich frei bewegen, wie er wollte, und er drehte sich mir zu. Ich sah die Flecken in seinem Gesicht, wo auch die Augen auffielen, denn in ihnen leuchtete der reine Fanatismus.
    »Töten werde ich dich! Töten - töten! Und ich werde zuschauen, wie dein Blut an den Zweigen und Ästen meines Lieblings hier herabrinnt, um ihm neue Kraft zu geben.«
    Um mir sein Versprechen deutlich zu machen, holte er ein Messer hervor. Er hatte es unter seiner Jacke versteckt gehabt, und dieses Instrument konnte einem Angst einjagen. Es war kein normales Messer, sondern eine Waffe, die schon einer Machete glich. Mit ihr schnitt man Zweige, Blumen oder was immer ab.
    Und jetzt sollte meine Kehle an der Reihe sein. Er beugte den Oberkörper in meine Richtung und kam mir mit der Klinge immer näher.
    Über die flache Seite hinweg klang mir das Kichern entgegen.
    Verflucht noch mal, ich konnte mich nicht bewegen. Nicht einmal so rucken, daß der Förster einen Stoß bekam und von seinem luftigen Platz nach unten fiel.
    »Jetzt!« sagte er. Und da fiel der Schuß!
    ***
    Es war alles so schnell über mich gekommen, daß es mir kaum gelungen war, über meine Lage nachzudenken. Ich sah nur das Resultat des Schusses, denn auf der Stirn des Försters platzte plötzlich eine dunkle und auch rote Blume auf.
    Das Messer erreichte mich nicht mehr. Auf halber Strecke sackte die Hand weg. Sie war leblos und schlaff geworden, ebenso wie der gesamte Körper, der sich nicht mehr halten konnte und das Übergewicht bekam. Er fiel nach vorn, dann in die Tiefe und genau auf das Wurzelwerk zu, das den Toten für einen Moment auffing, ihn dann wieder in die Höhe drückte, und was danach geschah, sah ich nicht mehr, denn Sukos Stimme lenkte mich ab.
    »John, ich muß es tun!«
    Den Kopf konnte ich noch drehen, weil mein Hals zum Glück nicht eingeschnürt war. »Dann schlag zu!« brüllte ich.
    Mein Freund, der mich durch den Schuß gerettet hatte, hielt sich außerhalb des Wurzelwerks auf. Er war auf Nummer Sicher gegangen, aber er startete plötzlich wie ein Rennläufer. Ich sah nur einen Schatten über den Boden huschen, und dann schlug er mit seiner Dämonenpeitsche in das Wurzelwerk hinein.
    Ich hatte alles mitbekommen und sah, wie Suko zurückspang. Dann aber fingen die Wurzeln für einen winzigen Moment an zu knistern, und in der selben Sekunde schössen die Flammen hoch. Viel größer als noch vor kurzem…
    ***
    Das war der Augenblick, wo ich mich fragte, ob Suko richtig gehandelt hatte.
    Ja, er hatte es getan. Wäre er in den Killerbaum hineingeklettert, wäre es ihm so ergangen wie mir. Davon hätten wir beide nichts gehabt. So bekam zumindest einer die Chance - oder ich auch noch?
    Das Feuer war anders.
    Es breitete sich rasch aus. Ich hätte schon längst seine Hitze spüren müssen, die mir von unter her entgegenstrahlte, aber das war nicht der Fall.
    Ich schaute voller Furcht in das Feuer, dessen Flammenzungen eine ungewöhnliche Farbe angenommen hatten. Sie waren nicht rot und auch nicht gelb, sondern eher dunkel. Von
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