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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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sahen in der Baumkrone die Gestalt eines zweiten Mannes.
    Es war Jerome Hastings, der Förster!
    ***
    Die Überraschung war nicht mal sehr groß. Suko sprach das aus, was ich auch dachte. »Also doch. Er ist es. Er hat sich mit ihm verbündet. Meine Güte!«
    Ich versuchte nachzurechnen, wie groß die Entfernung war, die uns trennte. Eigentlich eine beruhigende Anzahl von Metern. Wenn sich uns die Zweige und Äste entgegensenkten, würden sie uns kaum erwischen können. Aber der Killerbaum würde nicht stehenblieben, das war uns auch klar. Er würde seinen Weg fortsetzen, um noch mehr Blut zu bekommen, um weiterhin existieren und wachsen zu können.
    Auch in der Dunkelheit fielen uns seine gewaltigen Wurzeln auf. Sie waren so kräftig und zugleich dehnbar, daß sie ohne weiteres das Gewicht des Baumes tragen konnten.
    Er stand auch nicht still, sondern wippte leicht hin und her. Suko hatte die Dämonenpeitsche gezogen. Die drei Riemen waren ausgefahren.
    Schon einmal hatte er mit dieser Waffe dem Killerbaum einen Nadelstich oder eine Verletzung zufügen können. Diesmal sollte und würde es dabei nicht bleiben.
    Noch taten wir nichts. Keine Übereilung, denn wir wollten auch mehr über die Existenz und das Verhalten des Försters wissen. Zwar hatten wir ihn noch nie zuvor gesehen, aber das mußte er einfach sein. Es gab keine andere Lösung.
    Er lachte nicht mehr, aber er hatte sich bewegt, ohne jedoch weit von der Stelle gekommen zu sein. Im Prinzip nahm er noch immer den gleichen Platz ein. Nur beugte er seinen Körper jetzt vor. Mit einer Hand winkte er uns zu. »Kommt her!« schrie er uns entgegen. »Kommt ruhig näher. Ihr wollt doch sicherlich den Fall lösen!«
    »Sicher, Mr. Hastings!« rief ich zurück. »Sie sind doch der Förster oder?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Und Ihnen gehört der Baum, wie?«
    Abermals hörten wir seine Lache. Sie hallte uns über den kahlen Platz entgegen. »Ja, es ist mein Baum. Ich habe ihn mir gewünscht. Ich wußte schon immer, daß er etwas Besonderes war. Ein Blutbaum, eine Geißel für diejenigen, die ihn geschaffen haben.«
    »Geschaffen?« rief Suko. »Wer soll ihn denn geschaffen haben? Doch nicht die Menschen, die er geißeln will.«
    »Doch, es sind die Menschen gewesen, das weiß ich genau. Indirekt haben sie mit seiner Veränderung zu tun gehabt. Denn sie benutzten den Wald als Müllkippe. Sie luden all ihren Dreck genau dort ab, wo er wuchs. Er war einmal prächtig. Er war ein Prunkstück, eine stämmige Eiche, aber der Abfall hat ihn verseucht. Öl wurde in den Boden gekippt. Chemikalien, deren Herkunft nicht bekannt wird, kamen hinzu. Sie fingen an, an ihm zu nagen, und sie schafften es schließlich, ihn zu zerstören. Er verlor seine Blätter, er verlor seine Kraft, und ich konnte zuschauen, wie dies alles geschah. Aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich habe versucht, ihn zu pflegen, ich habe auch herauszubekommen versucht, wer sich alles an ihm versündigt hatte. Es war nicht möglich gewesen, denn es war vor meiner Zeit geschehen. Alles ist verseucht in seiner Umgebung, aber auch das Tote kann leben, wenn die Kraft eines anderen dafür Sorge trägt. Und das ist geschehen.«
    »Heißt der andere zufällig Mandragoro?« rief ich dem Förster zu.
    Mit diesen Worten hatte ich ihn überrascht, denn er fragte zurück: »Du kennst ihn?«
    »Ja.«
    »Dann weißt du auch, daß er ihn leitet. Es ist sein Geist, der ihm das Leben zurückgegeben hat.«
    »Nein, das ist kein Leben!« widersprach ich laut. »Es ist nur ein Existieren, denn er lebt nicht mehr, wie wir es von den gesunden Bäumen her kennen. Sie ernähren sich von den Salzen im Boden, von dem Wasser, vom Licht der Sonne, aber nicht er.«
    »Ich weiß, ich weiß!« schrie Hastings keifend zurück und lachte sogar dabei. »Er ernährt sich von etwas anderem.«
    »Von Blut!«
    »Vom Blut derer, die ihn getötet haben.«
    »Und was hatten die beiden Frauen damit zu tun?« fuhr Suko ihn an.
    »Oder der Mann, der vor uns liegt?«
    »Sind es nicht Menschen?«
    »Es ist nicht zu übersehen.«
    »Eben - Menschen. Und Menschen haben ihn vernichtet. Jetzt holt er sich die Nahrung auf seine Art und Weise, denn man hat ihm das Wasser und die Nährstoffe aus dem Boden genommen. Es ist seine Rache, und ich weiß, daß er wieder erstarken wird. Dann werde ich dafür sorgen, daß er wächst und zu einem Baum wird, wie ihn dieses Jahrhundert noch nicht hervorgebracht hat. Ich weiß, daß ich auf dem richtigen Weg bin, und ich
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