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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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Sie nahm Julias Hände in die ihren. »Bitte, du mußt mir vertrauen. Das hat weder etwas mit dir noch den anderen zu tun. Ich kann es einfach nicht erklären. Es ist auch unmöglich, eine Wahnvorstellung, möglicherweise. Jedenfalls komme ich damit nicht zurecht, und deshalb will ich es auch keiner anderen Person erzählen. Kannst du das akzeptieren?«
    »Was willst du machen?«
    »Ich gehe jetzt nach draußen.«
    »Bitte? Du bist nicht umgezogen. So kurz vor der Abfahrt und vor Roccos Kontrolle…«
    Carmen schüttelte den Kopf. »Vergiß Rocco, Julia. Ich weiß nicht, was noch wird, aber ich bin schon pünktlich fertig, sollte es heute abend zum Auftritt kommen.« Nach diesen Worten erhob sich Carmen und ging auf die Tür zu.
    Julia schaute ihr nach. Sie begriff die Freundin und Kollegin nicht. Aber es war auch niemand da, der Carmen aufhielt, und so verließ sie das Wohnmobil. Sie hatte kaum den ersten Schritt nach draußen getan und die Tür hinter sich geschlossen, als sie bereits die Geräusche hörte, die mehr als ungewöhnlich waren.
    Vor ihr, genau dort, wo sich dieses komische Lokal befand, mußte etwas in Bewegung geraten sein. Dort erkannte sie, daß sich die Bäume heftig bewegten. Sie hörte auch, wie Holz zusammenbrach und wunderte sich auch nicht darüber, daß ihre Kolleginnen von dem nichts mitbekamen, denn sie befanden sich im Wagen und hörten Musik.
    Im Gegensatz zu Rocco Wilde.
    Ihn sah Carmen sehr deutlich, denn vom Boden her malte er sich wie ein Schatten ab. Scharfe Umrisse, als hätte er sich bewußt nur für sie aufgestellt oder für das andere, das dort aus dem Dunkel der Bäume auf den Campingplatz zukam.
    Carmen handelte gegen ihre Vernunft. Am liebsten wäre sie geflüchtet, aber auf der anderen Seite stand eine Faszination, die sie selten erlebt hatte.
    Sie wollte etwas wissen. Um die Erfahrung zu machen, mußte sie näher an den Ort des Geschehens heran, auch wenn es für sie dabei gefährlich werden konnte.
    Schritt für Schritt ging sie vor. Dabei glaubte sie, über dem Boden zu schweben, denn unter den dünnen Sohlen spürte sie kaum die kleinen Steine, die auf dem Erdboden lagen. Sie hatte alles vergessen und schaute nur nach vorn, wo die Baracke des Lokals tatsächlich zusammenbrach, weil sie einer unheimlichen Kraft nicht standhalten konnte. Der Bau wurde regelrecht plattgemacht.
    Carmen hätte eine Walze oder eine Abbruchkugel akzeptiert. Das war normal, aber was sie da sah, das widersprach aller Logik. Es war keine Walze, die das Gebäude systematisch zertrümmerte, das war tatsächlich ein lebender und auch wandelnder Baum, so unnatürlich sich dies auch anhörte.
    Ein Baum, der ging. Dessen Wurzeln nicht mit dem Erdreich verbunden waren.
    Und er steuerte auf direktem Weg Rocco Wilde an, der nichts tat und einfach nur dastand wie hypnotisiert. Er war das eigentliche Ziel des Baumes. Und wenn er schließlich unter dem Wurzelwerk vergraben lag, dann würde sie an der Reihe sein.
    Ihr Herz klopfte wahnsinnig schnell. Sie spürte den Schweiß wie kalte Suppe auf ihrem Nacken. Sie zitterte. Nicht nur, weil dieser verfluchte Baum immer näher kam, Carmen konnte einfach nicht begreifen, wie so etwas überhaupt möglich war.
    Und sie ging weiter. Schritt für Schritt. Es widersprach ihrem Verstand, aber sie tat es. Sie war auch keine schlechte Frau, die Rachegedanken hegte. Mochte Wilde sein, wie er wollte, aber sie hatte nicht vor, ihn durch den Baum töten zu lassen. Dagegen mußte sie etwas unternehmen und ihn aus der Gefahrenzone zerren.
    Sie rief ihn an.
    Er hörte nicht.
    Carmen fiel ein, daß ihre Stimme viel zu leise gewesen war. Deshalb sprach sie lauter. Auch jetzt versickerte der Warnruf, aber der Mann vor ihr bewegte sich, denn sie sah, wie er seine Hand und auch den Arm vor seinen Körper schob.
    Dort steckte der Revolver, und ihn holte er hervor. Für einen Moment sah Carmen das Schimmern des dunklen Metalls, dann verschwand die Waffe vor ihren Augen. Aber sie hatte gesehen, wie Wilde den Arm nach vorn gestreckt hatte.
    Er zielte, und er schoß.
    Carmen sah nicht, ob er getroffen und welches Ziel er sich ausgesucht hatte. Daß er nicht zufrieden gewesen war, bewies sein zweiter Schuß.
    Einen Erfolg erzielte er nicht. Der Killerbaum hatte das Lokal längst zerdrückt, und nichts hielt ihn auf dem Weg zu Rocco auf. Welches Hindernis hätte ihn auch stoppen sollen?
    Sie lief schneller, wobei sie den Eindruck hatte, auf der Stelle zu treten.
    Noch zwei Schritte, dann war
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