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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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einer grünen und braunen Farbe durchzogen, und sie sonderten dabei einen widerlichen Gestank ab.
    Er raubte mir den Atem. Er hüllte zuerst den unteren Teil des Baumes ein, stieg immer höher, geriet auch in meine Nähe, als wollte er mich dort ersticken. Noch hielten mich die verdammten Fesseln. So gut wie möglich bewegte ich mich, um die Dinger zu lockern.
    Das Wunder geschah!
    Oder war es kein Wunder und hing nur damit zusammen, daß das Feuer dem Baum bereits einen Teil der Kraft genommen hatte? Jedenfalls konnte ich den Druck der Zweige brechen. Sie peitschen von meinem Körper weg wie dünne Gummiarme, und selbst an den Knöcheln löste sich der Druck.
    Ich aber rutschte.
    Dann fiel ich nach unten. Hinein in den Rauch, der mir entgegenquoll.
    Ich wollte schreien, nach Suko rufen, aber der verdammte Rauch nahm mir die Stimme und nicht nur die Sicht.
    Aber ich hatte Glück, denn meine um sich schlagenden Hände fanden plötzlich einen Halt. Diesmal war es ein Ast. Viel brachte er auch nicht, denn das Feuer mußte ihn schon angegriffen haben. Als er mein Gewicht spürte, hängte er sich durch, doch ich war dem Erdboden näher gekommen, und zu hoch hatte ich auch nicht im Baum geklemmt.
    Deshalb ließ ich mich fallen.
    Ich fiel hinein in die dicken, stinkenden Rauchwolken und hoffte nur, daß ich Suko nicht auf den Kopf sprang. Nein, auf dem Erdboden schlug ich auf. Die Wucht riß mich von den Beinen. Ich kippte nach vorn und wußte, daß ich zumindest einige blaue Flecken abbekommen hatte. Das aber ließ sich ertragen.
    Dann stand plötzlich Suko neben mir. Er zerrte mich weg aus diesem dicken Rauch, dorthin, wo wir beide wieder freier atmen konnten.
    Wir schauten nach vorn.
    Der Baum brannte. Er verbrannte. Denn die Flammen schlugen jetzt hoch bis zu den Wipfeln. Sie bildeten ein großes Feuer, einen Ball, in dem die grünen und braunen Zungen diesen mordenden Baum, der einmal eine stolze Eiche gewesen war, zerstörten. Warum erst jetzt und nicht schon beim ersten Peitscheneinsatz, war mir noch nicht klar.
    Der Stamm glühte dabei wie ein Stück Holz, das unter dem Grill liegt.
    Und wir sahen auch den toten Förster. Sein Körper sah aus, als wäre er vom Licht aus der Hölle bestrahlt.
    Der Stamm brach zuerst.
    Ein häßliches Geräusch drang an unsere Ohren. Er knackte förmlich zusammen. Er ging in die Tiefe. Da riß die Rinde nicht nur, sie platzte nach allen Seiten weg, und die kleinen Stücke bildeten glühende Raketen, vor denen wir uns in Sicherheit brachten.
    Als wir die Stimmen hörten, drehten wir uns um. Es gab wohl keine Tänzerin mehr, die es noch im Wohnmobil ausgehalten hätte. Alle Mädchen standen im Freien und schauten dem Vorgang fassungslos zu.
    Vielleicht begriffen sie jetzt, welches Glück sie gehabt hatten. Ein Glück, das ihren beiden Kolleginnen Linda und May versagt geblieben war.
    Wir sprachen nicht darüber, nur wußten Suko und ich sehr genau, daß der Fall für uns noch nicht beendet war. Hier war ein Mann gestorben, der Familie gehabt hatte. Eine Frau und zwei Kinder. Es war unsere Aufgabe, der Frau die Nachricht vom Tod ihres Mannes zu überbringen.
    Davor fürchtete ich mich schon jetzt.
    Ich drehte mich um und versuchte die ersten Schritte zu gehen. Es klappte, auch wenn mir alles weh tat - aber Indianer kennen keinen Schmerz, heißt es wohl.
    Die Mädchen schauten mich an. In ihren Kostümen wirkten sie irgendwie lächerlich im Vergleich zu dem Grauen, was hier abgelaufen war. Keine traute sich zu reden, deshalb sagte ich: »Ihr habt Glück gehabt, verdammt viel Glück…«
    Dann ging ich zum Rover.
    ENDE
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