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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum
Autoren: Jason Dark
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strich er über sein Haar.
    Das Laub raschelte noch immer.
    Diesmal wurde es noch heftiger bewegt, und entsprechend laut waren auch die Geräusche geworden. Eishände krabbelten über seinen Rücken hinweg. Er verzog den Mund, und das Gesicht bekam einen grinsenden Ausdruck.’ Malcolm wollte eigentlich weg, aber das Phänomen in der Mulde ließ es nicht zu. Es war stärker als sein eigener Wille, und so fühlte er sich wie angenagelt.
    Wirft man einen Stein ins stille Wasser, so erzeugt der Aufprall Wellen.
    Hier war es ähnlich. Zunächst hatte sich nur das Laub in der Muldenmitte bewegt. Sehr schnell schon wurden auch die alten Blätter erfaßt, die weiter entfernt lagen und sich an den Rändern ausgebreitet hatten. Auch sie waren ins Rutschen geraten, glitten übereinander hinweg, so daß diese leisen, raschelnden Geräusche entstanden, die dem Spaziergänger überhaupt nicht mehr gefielen.
    Obwohl Malcolm Lindner noch immer unter einem gewissen Schock stand, arbeitete sein Gehirn normal. Für ihn war es einfach logisch, daß sich irgendeine Kraft in der Erde - welche auch immer - dafür verantwortlich zeigte. Möglicherweise waren es doch die Wurzeln des Baumes, die auch im Boden wuchsen und dort ebenfalls weiterwanderten.
    Jetzt fiel die Masse sogar zusammen. Sie rutschte von beiden Seiten einem schmalen Graben entgegen, der sich dort gebildet hatte.
    Wahrscheinlich deshalb, weil sich etwas aus der Erde schieben wollte.
    Vorstellen konnte Malcolm es sich nicht mehr. Es war einfach zu unheimlich, was hier ablief.
    Es gab ja Wälder, in denen es sogar spuken sollte. Aber doch nicht hier oder?
    Er stierte in die Mulde. Der Graben blieb von der Breite her, wie er war.
    Nur veränderte er sich etwas in der Tiefe. Dort drückte sich etwas hoch.
    Noch sah Lindner es nicht, aber es war da. Es gab kein Zurück mehr.
    Etwas Helles, Bleiches…
    »Mein Gott!« Lindner flüsterte die Worte wie ein schnelles Gebet. Er hatte jetzt erkannt, was da aus dem Boden in den Graben hineingeschoben war.
    Es war eine menschliche Hand und ein Teil eines Arms…
    ***
    Im Leben gibt es Dinge, die mein Freund Suko und ich einfach hassen.
    Dazu gehören Besuche in einem Schauhaus, wo wir uns Leichen ansehen müssen, die in gewissen Fällen eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen. Es gehört zum Job, aber wer hat es schon gern mit Toten zu tun? Da sind uns lebende Personen lieber.
    An diesem Tag ging es um eine junge Frau. Mehr wußten wir nicht.
    Selbst der Name war uns unbekannt. Sir James hatte sich in vornehmes Schweigen gehüllt, uns allerdings darauf aufmerksam gemacht, daß die Tote durchaus von Bedeutung werden konnte. Deshalb sollten wir sie uns sehr genau anschauen.
    Von außen sah das Haus sicherlich so traurig aus wie von innen. Es unterstand der Londoner Metropolitan Police, die in einem Seitentrakt ebenfalls eine Filiale eingerichtet hatte.
    Auch wenn die Sonne noch so herrlich schien. Nahe eines solchen Baus bekam ich immer einen leichten Schauer oder Magenkneifen. Die Vorstellung, selbst einmal dort zu landen und auf einem der Seziertische zu liegen, entsprach nicht eben meinen Vorstellungen von einem Lebensende. Obwohl Suko und ich dafür prädestiniert waren. Ein Angriff aus dem Hinterhalt, eine schnelle Kugel in den Rücken, und vorbei war es.
    Wir kannten uns hier aus und lenkten den Wagen auf einen Hinterhof, wo die Autos der Mitarbeiter parkten, zusammen mit einigen Streifenwagen und Motorrädern.
    Ich schaute mir die Umgebung erst gar nicht an. Dafür waren wir gesehen worden. Kaum hatte ich den Rover abgeschlossen, als sich eine schmale Tür öffnete und ein Mann mit beiden Armen winkend auf uns zutrat. »Hören Sie, hier können Sie nicht parken! Das ist Privatgelände. Oder haben Sie das Schild nicht gelesen?«
    »Doch, haben wir.«
    Der Knabe regte sich auf. Das hatte ihm wohl noch niemand auf diese Frage geantwortet. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um größer zu wirken. »Das ist ja eine Unverschämtheit! Ich werde Sie…«
    »Reinlassen«, sagte Suko und zeigte ihm seinen Ausweis. »Sonst noch was?«
    Der Knabe konnte lesen. Er nickte. »Das - ahm - ist natürlich etwas anderes. Sie dürfen rein, natürlich. Aber Sie müssen auch mich verstehen, denn hier hat es oft Ärger gegeben, weil immer wieder Leute versuchen, hier ohne Berechtigung zu parken. Das ist nun mal so, und das kann man nicht ändern.«
    »Seien Sie so gut und führen Sie uns!« bat ich.
    »Zu wem wollen Sie denn?«
    »In die
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