Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0961 - Der Fluch des Kobolds

0961 - Der Fluch des Kobolds

Titel: 0961 - Der Fluch des Kobolds
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dauern, dann dunkelte der Himmel ein. Sie ging mittlerweile davon aus, daß den beiden etwas zugestoßen war.
    Die Frauen rollten über den Platz vor dem Haus und passierten auch die Stelle, wo Janes Leihwagen, ein Gorsa, gestanden hatte. Von ihm war nichts mehr zu sehen. Die Schatten hatten ihn kurzerhand verschluckt, als sie sich auf dem Weg zum Haus befanden.
    Jane Collins widerstand der Versuchung, sich nach den Schatten umzusehen. Sie wollte sich einzig und allein auf die Fahrt konzentrieren.
    Das andere überließ sie Muriel. Sie hatte ihr Starre verloren und atmete schwer. An der Einmündung zur Straße hielt Jane Collins an. Das tat sie automatisch, es war ihr in Fleisch und Blut übergegangen, ebenso wie das Schauen nach rechts und links.
    Rechts war alles frei. Und links?
    Jane hörte die leisen Schreie ihrer Nachbarin. Muriel konnte nicht anders. Sie blickte bereits nach links und damit in den Ort hinein. Aber den gab es kaum noch. Haus für Haus hatten sich die Schatten geholt. Wo die Gebäude einmal gestanden hatten, gab es jetzt nur freie Flächen zu sehen, die so anders wirkten, so fremd, als hätte man eine große Haut stückweise aufgerissen.
    Auch Jane war geschockt. So etwas zu sehen, mußte erst verkraftet werden. Sie zählte lautlos nach, und es blieb bei der Zahl. Von dieser Stelle aus konnte sie gerade noch fünf Häuser sehen.
    Auch Muriel war entsetzt. »Meine Güte, Jane, nur fünf Häuser, nur fünf…«
    »Und die werden sich die Schatten auch noch holen. Darauf können wir wetten.«
    »Nein, sechs, Jane. Mein Haus wird nicht verschont bleiben, das weiß ich.«
    »Darüber mach dir jetzt keine Gedanken, Muriel.« Jane drehte das Lenkrad nach rechts. »Wir müssen weg. Ich will nicht, daß uns die Schatten kriegen, und ich hoffe, daß sie mit dem Verschwinden der restlichen Häuser genug zu tun haben.«
    Muriel Shannon sagte nichts mehr. Sie saß wie eine Puppe auf dem Sitz.
    Der Gurt umspanrite schräg ihren Körper wie ein schwarzes Trauerband.
    Und Trauer konnte man nur empfinden, wenn man dieses Grauen hier miterleben mußte.
    Trauer, Angst und Abscheu.
    »Vorbei ist es noch nicht, Jane, das weiß ich. Ich spüre es in meinem Innern. Die, die Schatten werden uns holen…«
    »Denk nicht daran, Muriel. Immerhin haben wir Beragh schon hinter uns gelassen.«
    »Ja, aber das hat nichts zu bedeuten.« Die Lehrerin drückte den Kopf nach links, um in den zweiten Außenspiegel zu schauen. Die Luft war klar, und sie erkannte noch einige Umrisse, aber sie mußte auch erleben, wie sich wieder ein Haus auflöste, ohne daß irgendein Lärm entstand. Nicht mal eine Staubwolke quoll in die Luft. Die Schatten schluckten alles.
    Muriel Shannon war ein Kind der grünen Insel. Sie war hier aufgewachsen, sie hatte vieles erlebt, sie kannte auch die Geschichten, die man sich erzählte, und sie hatte über den Aberglauben der Menschen stets gelacht.
    Jetzt dachte sie anders darüber. Es gab dieses Grauen, und es gab es noch intensiver, als in den Geschichten verpackt. Von ganzen Orten, die verschwanden, hatte sie in einer der alten Legenden noch nie gehört. Da standen andere Dinge im Vordergrund. Die Furcht der Menschen vor Geister und Dämonen. Vor Flüchen und Gespenstern, die die Menschen traktierten und in Angst hielten.
    »Was siehst du?« fragte Jane, der die Haltung ihrer Freundin aufgefallen war.
    »Ein Haus verschwindet.«
    »Es war vorauszusehen.«
    Muriel drückte ihren Körper zurück. Sie schüttelte den Kopf. »Himmel, daß du mit dieser Ruhe sprechen kannst, will mir nicht in den Kopf. Das hat sich angehört, als wäre dieses Verschwinden für dich die normalste Sache der Welt.«
    »Nein, das ist nicht richtig. Aber was sollen wir tun, Muriel? Durchdrehen? Schreien? Uns ein Loch graben und versuchen, uns darin zu verstecken? Sag es. Gib mir eine bessere Lösung auf die Hand, und alles wird sich ändern.«
    »Das geht nicht.«
    »Eben. Und deshalb müssen wir weiter. Mit jeder Sekunde, in der wir nicht angegriffen werden, steigt unsere Hoffnung, den Schatten zu entkommen. Ich bin da optimistisch geworden, denn ich glaube fest daran, daß sie noch im Ort genug zu tun haben, um die Häuser verschwinden zu lassen. Um alles andere werden sie sich später kümmern.«
    »Denkst du auch an die Menschen, Jane?«
    »Ja.«
    »Aber du sprichst nicht von ihnen. Oder sind sie für dich schon tot?«
    »Nein, das nicht. Und ich glaube auch nicht, daß die Häuser zerstört werden.«
    Jetzt mußte sogar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher