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0961 - Der Fluch des Kobolds

0961 - Der Fluch des Kobolds

Titel: 0961 - Der Fluch des Kobolds
Autoren: Jason Dark
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nach vorn hatte mich Überwindung gekostet, aber ich kam voran, und ich wußte, daß ich nur noch einen kleinen Abhang überwinden mußte, um endlich Beragh zu erreichen, wo hoffentlich Jane Collins und Muriel Shannon auf mich warteten. Meinen Freund Suko hatte ich abschreiben müssen. Er war vor meinen Augen zusammen mit unserem Leihwagen in den unmittelbaren Bereich der Schatten geraten und verschwunden.
    Um mich hatten sie sich nicht gekümmert. Aus Gründen, die ich nicht kannte, aber ich vermutete dahinter schon eine gewisse Taktik, denn auch Dämonen wie Guywano beherrschten die Klaviatur der List, der Täuschung und der Grausamkeit meisterhaft.
    Der Hang lag vor mir. Er war nicht mal besonders steil, doch in meiner jetzigen Lage kam er mir vor wie die letzten hundert Meter zum Gipfel des Mount Everest, den ein besessener Bergsteiger ohne Sauerstoffmaske bezwingen wollte.
    Laß dich nicht hängen, John! Es ist nur dieser eine verdammte Hang.
    Sieh zu, daß du ihn schaffst. Mach weiter. Kämpf dich hoch. Du packst das. Du bist kein Schwächling, verflucht!
    So machte ich mir Mut. Noch einmal wischte ich durch mein schweißfeuchtes Gesicht und über die Augen hinweg, dann nahm ich den letzten Hang in Angriff.
    Ich hatte mich zuvor etwas ausgeruht, und auch mein Atem war wieder ruhiger geworden. Irgendwann gewöhnt man sich an alles, sogar an verdammt extreme Lagen.
    Der Hang war mit grauem Wintergras bewachsen. Mannshohe Steine bedeckten ihn. An manchen stützte ich mich ab. Ich konnte die Straße sehen, die auf Beragh zuführte, aber ich hatte sie nicht genommen, denn kurz vor dem Ort schlug sie einen zu großen Bogen, der einen weiten Umweg für mich bedeutet hätte.
    Meine Gedanken kreisten jetzt um Jane Collins und Muriel Shannon. Es war mir nicht recht gewesen, die beiden Frauen allein zurückzulassen, aber Suko und ich hatten uns den Ort anschauen wollen, wo alles begonnen hatte und die vier Tarling-Brüder in den Kreislauf der Aibon-Magie hineingezogen worden waren.
    Daß sich Guywano der Menschen bediente, war mir neu, aber der Rote Ryan hatte mir gesagt, daß er immer wieder nach Möglichkeiten suchte, um Aibon völlig unter seine grausame Kontrolle zu bringen.
    Die letzten Meter. Zum Glück nicht mehr so steil. Außerdem ging es mir besser. So kurz vor dem Ziel hatte ich mich irgendwie an die Anstrengungen gewöhnt, und ich spürte auch wieder den Funken Hoffnung, der mich durchtanzte.
    Die Straße führte direkt auf die Kapelle zu. Ich sah den kleinen Turm und die Schatten der wenigen Gräber davor. Beim Anblick der Kapelle fühlte ich mich erleichtert.
    Dann war ich oben im Ort angekommen, und ich schaute, schaute und schaute…
    Etwas in mir zerbrach. Ich hörte mich selbst stöhnen. Es war ein Laut, der mich erschreckte. Das Blut zog sich aus meinem Gesicht zurück. Ich kam mir vor wie eine lebende Leiche. Ich spürte hinter meinen Augen einen wahnsinnigen Druck, und meine Kehle war noch trockener geworden. Auch wenn ich es gewollt hätte, es wäre mir nicht möglich gewesen, auch nur ein Wort hervorzubringen.
    So stand ich da und staunte.
    Nein, ich sah keine Ortschaft mehr, denn die war verschwunden!
    ***
    Jetzt merkte ich auch die Erschöpfung wieder, die mich schon einmal auf dem Weg hierher erwischt hatte. Meine Beine gaben nach, der Schwindel packte mich ebenfalls, und ich war froh, in der Nähe einen weißen Stein aus dem Boden wachsen zu sehen, der so hoch war, daß ich mich setzen konnte.
    Da blieb ich hocken. Die Hände vor das Gesicht geschlagen. Um mich herum eine tiefe Stille. Über mir der graue Himmel, der wie ein schmutziges Leichentuch wirkte.
    Wie ich mich fühlte! Allein, verloren, verlassen, regelrecht ausgepreßt und ausgelaugt. Es gab keine Kräfte mehr, die ich mobilisieren konnte, zumindest nicht in den folgenden Minuten. Erst mußte ich mit diesem Schlag des Schicksals fertig werden, und daß es ein Schicksalsschlag war, davon ging ich aus.
    Gekrümmt hockte ich auf dem Stein. Muskelkrämpfe setzten mir zu, besonders schlimm in den Waden.
    Was war geschehen?
    Eine Frage, die mich immer wieder quälte. Ich hatte etwas mit den eigenen Augen gesehen, das es eigentlich nicht geben durfte, und ich redete mir jetzt ein, einer Täuschung erlegen zu sein. Aber konnte man sich so irren? War ich durch das Laufen dermaßen erschöpft, daß ich etwas sah, was es nicht gab? Hatte ich Halluzinationen?
    Nein, nein, nein, John! redete ich mir ein.
    Meine Hände, die das Gesicht für eine
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