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0961 - Der Fluch des Kobolds

0961 - Der Fluch des Kobolds

Titel: 0961 - Der Fluch des Kobolds
Autoren: Jason Dark
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Weile bedeckt hatten, sanken nach unten. Ich legte sie auf die Oberschenkel, hielt den Blick aber noch gesenkt und traute mich zunächst nicht, in Richtung Beragh zu schauen.
    Es war die Scheu vor der unglaublichen Wahrheit, die mich davor zurückhielt. So etwas war mir noch nie widerfahren, damit kam ich einfach nicht zurecht.
    Irgendwann stand ich doch auf. Der Wind war mir zu kalt geworden. Wie zahlreiche Eisfinger durchstreifte er meine Kleidung. Ich wußte auch, daß es nicht nur an der Kälte lag, daß ich so fror. Da gab es noch andere Dinge, die mit meine Psyche zu tun hatten.
    Wieder schaute ich hin.
    Mein Mund zuckte. Ich sagte Worte, die ich selbst nicht verstand. Nein, der Ort war verschwunden. Es gab Beragh nicht mehr. Eine unheimliche Macht hatte ihn einfach von der Erde getilgt.
    Schatten…
    Vier waren es.
    Schatten, die fraßen - oder…?
    Wo sonst Häuser gestanden hatten, die zumindest etwas Schutz vor dem Wind boten, war jetzt nichts mehr zu sehen.
    Und wenn ich genau hinschaute, dann sah ich große Flecken auf dem normalen Boden. Das waren genau die Stellen, wo einmal die Häuser gestanden hatten. Nur leere Gärten waren zurückgeblieben.
    Die kleine Kirche existierte noch, ebenso der Friedhof in ihrer unmittelbaren Nähe.
    Und ich sah noch eine Ruine, denn ein Haus war es nicht mehr. Erst beim dritten Hinschauen war mir dieser Bau aufgefallen, zudem stand er ziemlich weit von mir weg an der gegenüberliegenden Seite der ehemaligen Ortschaft. Wenn ich mich nicht irrte, dann mußte es das Haus sein, in dem Muriel Shannon wohnte oder gewohnt hatte.
    Der letzte Gedanke schockte mich.
    Hatte?
    Sie war weg, und auch von Jane Collins sah ich nichts. Beide schienen Opfer der verfluchten Schatten geworden zu sein. Ich fragte mich, wie es für mich weitergehen sollte, denn ich kam mir vor wie der letzte überlebende Soldat auf verbrannter Erde. Eine traurige Gestalt, die den Kampf gegen die Flügel einer Windmühle aufgenommen und letztendlich verloren hatte.
    Und so ging ich auch auf den ehemaligen Ort zu. Langsam und schleppend, wie jemand, der eine schwere Last zu tragen hat. Nichts war mehr da. Keine Häuser, keine Menschen, keine Tiere, keine Autos, keine Fahrräder, Ställe, Zäune oder Karren. Alles war verschwunden und weggeschafft worden.
    Wohin?
    In ein Zeitloch, um nicht mehr aufzutauchen? Vielleicht in eine andere Welt oder Dimension, wo fremde, unheimliche Mächte regierten, die Menschen nur als Opfer ansahen?
    Es war alles möglich, aber meine Gedanken blieben schon am sogenannten Paradies der Druiden, an Aibon, hängen. Und natürlich an deren Herrscher, an Guywano.
    Der Rote Ryan hatte mich gewarnt, und es war nicht grundlos geschehen, wie ich jetzt mit eigenen Augen sah. Ich bewegte mich durch eine ungewöhnliche Leere. Auch mit der Situation an sich kam ich nicht zurecht. Noch immer standen in meiner Vorstellungskraft die Häuser an den Stellen, wo sie hingehörten, aber sie waren in Wirklichkeit nicht da.
    Ich sah nur die leeren Flecken.
    Tausend und mehr Flüche hätte ich ausstoßen können, aber nicht einer drang über meine Lippen, weil es einfach keinen Sinn hatte und nichts brachte. Ich war leider nicht in der Lage, etwas zu verändern und Menschen und Häuser zurückzuholen.
    Mittlerweile hatte ich mir auch ein Ziel ausgesucht. Etwas mußte ich einfach tun, und deshalb wollte ich dem Haus der Muriel Shannon einen Besuch abstatten, obwohl es an seiner Rückseite ein großes Loch aufwies.
    Das Haus lag direkt in meinem Blickfeld. Ich näherte mich ihm von der Rückseite und behielt das Dach im Auge. Das war zum Glück von den Schatten verschont worden. Es gab weder Löcher noch Risse. Kompakt wie immer lag es auf den Mauern, wobei manche Schindeln von einem grünen Moosstreifen überzogen waren.
    Rechts von mir lag auf dem flachen Hügel der Friedhof. Ich sah die Grabsteine und erinnerte mich wieder an die grüne Masse, die anstelle der Körper in den Gräbern ihren Platz gefunden hatte.
    Auch diese Art der unnatürlichen Verwesung hatte mit Aibon und dessen Magie zu tun. Möglicherweise existierte sogar eine Verbindung zwischen den Gräbern hier und dem Paradies der Druiden.
    Das Haus rückte näher. Einzelheiten interessierten mich nicht mehr. Der Wind umwehte meine Ohren und hatte sie kalt werden lassen. Aber mein Gehör funktionierte, obwohl ich zuerst dachte, einer akustischen Täuschung erlegen zu sein. Als ich stehenblieb und mich konzentrierte, da hörte das Singen nicht
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