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0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo
Autoren: Volker Krämer
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den Raum. Er hatte sich kurz draußen umgesehen.
    »Wir müssen uns beeilen. Aus der Richtung des Areals kommen vier dieser merkwürdigen Kreaturen. Genau habe ich sie nicht erkennen können, doch es sieht mir so aus, als wollten sie exakt hierher. Eines von ihnen sieht einem irdischen Bär nicht unähnlich, doch es ist nahezu fünf Meter hoch. Wir sollten die Kinder nicht zusätzlich in Gefahr bringen.«
    Zamorra wandte sich an den Uskugen. »Mehr als eine Person kannst du bei deinem Sprung nicht mitnehmen.«
    Dalius nickte.
    »Es sind 38 Kinder, wenn ich mich nicht verzählt habe. Dazu kommt die junge Frau - na, und du und Artimus. So oft kann ich nicht springen. Außerdem weiß ich nicht, wie sehr die dunkle Ausstrahlung hier meine Sprünge in ihrer Präzision beeinträchtigen würde. Möglich, dass ich die Kinder so über das halbe Land verteilen würde. Also klappt auch dieser Weg nicht.«
    Zamorra zermarterte sich den Kopf. Sein Blick fiel auf Alita, die in einem mehr als üblen Zustand war. Offenbar lag Artimus eine ganze Menge an dieser jungen Mexikanerin, denn er kümmerte sich die ganze Zeit lang und sie. Sie musste dringend in ein Krankenhaus gebracht werden.
    Vielleicht war das ja die Lösung.
    »Laertes, springe mit der jungen Frau zum nächsten Krankenhaus. Artimus, wo finden wir hier eine Klinik?«
    Van Zant überlegte kurz. »Auf dem Weg von meinem Gefängnis hierher bin ich an einer Klinik vorbei gekommen. Sie liegt knapp 20 Kilometer in Richtung Westen.«
    Zamorra nickte. Das musste passen. »Liefere sie in der Notaufnahme ab, und dann schaue dich dort einmal um, ob die dort kein passendes Gefährt für uns haben. Du verstehst schon.«
    Laertes begriff natürlich. In den vielen Jahrhunderten, die er auf der Erde verbracht hatte, war ihm auch die Kunst des Lenkens eines Lastkraftwagen nicht fremd geblieben. Er war absolut kein guter Fahrer, aber zur Not würde es schon reichen.
    »Und wir, Artimus, halten die Kreaturen vom schwarzen See von den Kindern fern.« Er wandte sich noch einmal an Laertes, doch der Uskuge war bereits mit Alita Tirado verschwunden.
    Der Parapsychologe konnte jetzt nur hoffen, dass Dalius die Klinik zumindest ungefähr sicher anspringen würde.
    Davon hing nun alles Weitere ab.
    Und von der Improvisationsfähigkeit des Uskugen…
    ***
    Ines war seit nunmehr acht Jahren Krankenschwester in der Notaufnahme dieser Klinik, die im Prinzip mitten im Niemandsland von Kolumbien lag. Doch auch die Menschen in den verstreut liegenden Dörfern und Kleinstädten, die es in diesem Teil von Amazonien gab, hatten Anrecht auf eine ordentliche Versorgung. Zudem war das Clinica Humanita eine staatlich geförderte Einrichtung, mit der gewisse Politiker immer sehr gerne bei den Wählern punkten wollten. Das ging ganz nach dem Motto: Seht her, wir tun auch etwas für die arme Bevölkerung.
    Was definitiv die Unwahrheit war, denn wer sich hier wirklich ausführlich behandeln ließ, dass waren Zuckerbarone und Drogenhändler. Ines hatte sich daran gewöhnt.
    Dieser Tag war außergewöhnlich ruhig. Ein paar Stichwunden, eine Schießerei zwischen verfeindeten Nachbarn - drei Arbeitsunfälle. Alles nichts Aufregendes. Ines langweilte sich. Zudem war der hübsche Assistenzarzt Doktor José heute nicht hier, was ihr die Laune noch zusätzlich vermieste. Sie hob nicht einmal den Kopf und las ihren Liebesroman in Ruhe weiter, als die Türglocke klingelte. Ein neuer Patient. Der würde sich schon melden und hierher zu ihr kommen. Einige Minuten tat sich nichts und Ines hatte die Störung beinahe schon wieder vergessen, als ihr der Schreck durch alle Glieder fuhr. Die dunkle Stimme erklang direkt vor ihrem Tresen, hinter den sie es sich gemütlich gemacht hatte.
    »Wir brauchen Hilfe.«
    Ines fuhr hoch, als habe ihr der Teufel persönlich einen Tritt versetzt, doch dann ließ sie sich verblüfft wieder in ihren Schreibtischstuhl fallen. Sie hatte hier wirklich schon die merkwürdigsten Patienten erlebt, die verrücktesten Verletzungen - doch das hier war unheimlich.
    Dort stand ein groß gewachsener Mann mit langen schwarzen Haaren und einem asketisch anmutendem Gesicht, der von Kopf bis Fuß in tiefstem Schwarz gekleidet war. Ines gab zu, der Knabe war sehr gut aussehend, doch dieser Eindruck trat rasch in den Hintergrund, wenn man die nackte Frau in Betracht zog, die er auf den Armen trug. Instinktiv löste die Krankenschwester den stillen Alarm aus, der ihr rasch Beistand garantierte, denn die
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