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0955 - Blutiger Dschungel

0955 - Blutiger Dschungel

Titel: 0955 - Blutiger Dschungel
Autoren: Volker Krämer
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Waffenlauf.
    Die Frau wandte sich zu ihm.
    »Los, hol die Kleine und dann weg hier!«
    Sie sicherte nach allen Seiten, während Artimus das zitternde und bitterlich weinende Mädchen aus dem Hausflur holte. Es hatte keinen Sinn, sie jetzt zu beruhigen - das würde misslingen, denn die Angst saß bei dem Mädchen einfach zu tief. Artimus hob sie kurzerhand auf seine Arme, dann trat er wieder auf die Gasse hinaus. Er konnte die Frau noch immer nicht wirklich deutlich sehen, doch ihre Stimme stufte er schon einmal als befehlsgewohnt ein.
    »Folgt mir. Und verhaltet euch so, als würden wir einen kleinen Familienspaziergang machen.« Artimus war nicht sicher, ob er bei dieser Kampfmaschine an Familie denken konnte, doch er folgte einfach ihren Anweisungen. Irgendwann - sie waren längst in den Menschenpulk eingetaucht, der die Straßen Bogotas beherrschte - blickte er der Frau ins. Gesicht.
    Er kannte sie, hatte sie zumindest schon einmal gesehen.
    Nur wo? Diese geschwungenen Augenbrauen, die über der Nasenwurzel zusammenwuchsen, der Mund, dessen Lippen immer ein wenig verkniffen und viel zu ernst wirkten, als würden sie sich niemals zu einem Lächeln aufraffen können. Artimus kannte dieses Gesicht.
    Und ihm wurde bewusst, dass es nicht in diese Zeit gehörte.
    Nicht in dieses Jahr - nicht einmal in dieses Jahrhundert!
    Es gehörte zu einer Frau, die schon lange nicht mehr lebte…
    ***
    Lakir von Parom war eine wunderschöne Frau.
    Daran konnten auch die tiefen Sorgenfalten nichts ändern, die sie auf der Stirn trug, als sie Professor Zamorra und Nicole Duval traf. Lakir hatte ihren Mann Vinca gebeten, den Professor und seine Lebensgefährtin in das Haus einzuladen, dass die beiden Paromer nahe von El Paso bewohnten.
    Im Grunde gehörten sie nicht hierher. Und man konnte auch nicht behaupten, dass sie ihr Exil auf der Erde ganz aus freien Stücken gewählt hatten. Nach dem Ende der Bedrohung durch die weißen Städte war den beiden jedoch nichts anderes übrig geblieben, als ihre Zelte hier aufzuschlagen. Dafür gab es mehrere Gründe - zum einen kannte niemand die exakte Position der Welt Parom. Vinca war als Wächter der weißen Stadt stets im Fluss der Speere gereist, diesem unglaublichen Transportmittel, das ausschließlich den Wächtern zur Verfügung gestanden hatte. Um galaktische Positionen und Sternkarten hatte er sich nie kümmern müssen, doch der Fluss existierte nun nicht mehr.
    Zudem fürchtete Lakir, dass sie als ehemalige Wächterin der weißen Stadt von ihrem Volk, das nun sicher dabei war, sich eine neue Welt zu erschaffen, nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen werden würde. Dieses Schicksal erlitten die Wächterinnen und Krieger sicher auf ungezählten Welten, die nun endlich wieder frei waren.
    Die beiden Paromer waren hier dagegen mit offenen Armen aufgenommen worden. Es fehlte ihnen an nichts - und doch an allem, denn hier war nun einmal nicht ihre Heimat. Vinca hatte damit zu kämpfen, doch er hielt sich selbst mit Arbeit über Wasser. Lakir hingegen war einer Tablettensucht erlegen. Es hatte schlimm um sie gestanden, doch die Rettung kam von einer Seite, mit der wohl niemand gerechnet hatte.
    Maiisaro - das Licht der Wurzeln , die auf ihrer eigenen Welt dafür gesorgt hatte, dass die Wurzeln, die später einmal das Fundament zu einer neuen weißen Stadt bilden sollten, sich in aller Ruhe entwickeln konnten. Doch Maiisaros Schwester Zyrall - wie sie selbst eine der Herrscherinnen, die über die Städte geboten - hatte den Wurzelpool zerstört. Nur noch winzige Fragmente hatten diesen Angriff überstanden. Als der Plan der Herrscher schließlich in Kraft trat, da griffen Zamorra und sein Team ein. Schlussendlich war es der Sohn von Dalius Laertes, der die fehlgeleiteten Herrscher befriedete; er opferte dabei seine Freiheit - und Maiisaro folgte ihm zurück zu den ihren.
    Niemand hatte geglaubt, je wieder vom Licht der Wurzeln zu hören, doch dann war sie Lakir in einer Art Vision erschienen. Sie hatte die verzweifelte Frau zur Erbin ihrer Welt gemacht und ihr die Möglichkeit gegeben, sich zu jeder Zeit dorthin zu begeben - wie genau dieser Transit ablief, war Zamorra ein Rätsel, doch er hatte es sich abgewöhnt, jedes Geheimnis lösen zu wollen. Eine Person konnte Lakir stets bei einer dieser Reisen mit sich nehmen.
    So war Ted Ewigk auf Maiisaros Welt gekommen, war dort genesen und aufgeblüht. Ewigk, der einen kompletten Gedächtnisverlust erlebt hatte, befand sich nun auf der
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