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0955 - Blutiger Dschungel

0955 - Blutiger Dschungel

Titel: 0955 - Blutiger Dschungel
Autoren: Volker Krämer
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Grundstrukturen die Drogenkartelle nahezu eins zu eins für sich übernommen hatten.
    Niemand wunderte sich in Kolumbien also, wenn es zu Leichenfunden kam, die sich auf den ersten Blick überhaupt nicht erklären ließen. Aufgesetzte Genickschüsse, durchtrennte Kehlen, Wasserleichen mit Betonschuhen… die Ansammlung von Gangsterklischees hätte dicker nicht aufgetragen werden können, doch die Drogenbosse in diesem Land mochten es wohl eher altmodisch. Sie praktizierten die klassischen Rituale der Hinrichtung.
    Besagtes Kartell schien da andere Wege zu gehen - Wege der Angst und des blutigen Schreckens. Artimus fragte sich, ob da wirklich schwarzmagische Wesen mit im Spiel waren. Er würde es merken, wenn er nur nahe genug an diese Wesen kommen konnte.
    Die sterbende Khira Stolt hatte Artimus einen Splitter in seine linke Hand gesteckt, der seither dort inoperabel verankert war. Niemand wusste so ganz genau, wozu dieses Geschenk fähig war, doch van Zant hatte es schon oft verflucht - und ebenso als Gnade empfunden, denn es hatte ihm mehr als nur einmal das Leben gerettet. Doch es konnte zur tödlichen Bedrohung werden. In erster Linie wurde es bei Vampiren aktiv, doch darauf allein beschränkte der Splitter sich nicht immer. Van Zant trug stets die Angst in sich, damit auch einfache Menschen zu verletzen. Oder gar zu töten.
    Immerhin funktionierte Khiras Gabe wie ein Geigerzähler, wenn der Physiker einem Vampir nahe kam. Mehr noch: Der Splitter befähigte ihn, diesem Vampir zu folgen, wenn der sich durch Flucht entziehen wollte. Vampire waren in der Lage, sich praktisch in Luft aufzulösen und an einem anderen Ort wieder zu manifestieren. Das war nicht vergleichbar zum zeitlosen Sprung eines Druiden vom Silbermond oder der Form der Teleportation, die Dalius Laertes beherrschte, der vom Planet Uskugen' stammte und doch - der Effekt war derselbe.
    Wie auch immer - van Zant konnte der Spur, die ein Vampir in dem Moment seines Verschwindens hinterließ folgen. Doch ob er mit dieser Gabe hier etwas erreichen konnte, war graue Theorie. Realität war, dass er wieder einmal seine Zeit verschwendete und viel zu viele Tassen Kaffee trank. Der allerdings war in Kolumbien unvergleichbar gut.
    »Mister?«
    Eine dünne Stimme drang an Artimus Ohren. Weil sie auch noch so zart und fein war, ließ sie den Südstaatler zusammenzucken. Er hatte nicht damit gerechnet hier angesprochen zu werden.
    Als er die Besitzerin der Fistelstimme sah, die direkt neben seinem Tisch stand, breitete sich ein mächtiges Grinsen auf seinem Gesicht aus. Dort blickte ihn ein Mädchen von höchstens zehn Jahren an. Sie war recht klein geraten und spindeldürr. Die Kleidung, die ihr um mindestens zwei Nummern zu groß war, hätte man in Europa oder den Staaten nicht einmal mehr in eine Altkleiderverwertung gegeben; die Leggins und das dünne Shirt waren mit Löchern regelrecht übersät und hatten sicher seit vielen Monaten keine Wäsche mehr hinter sich bringen müssen. Die Füße des Mädchens waren nackt und schmutzig. So schmutzig wie ihr Gesicht, auf dem sich unter dem Dreck unzählige Sommersprossen tummelten. Die Haare der Kleinen gehörten in die Kategorie »Sauerkraut« und kannten anscheinend weder Kamm noch Bürste.
    Van Zant konnte einfach nicht gegen seine Natur an - er sah dieses schmuddelige Wesen und schloss es sofort in sein Herz. Als er jedoch in ihre braunen Augen blickte, da wusste er sofort was los war - das Kind war nicht bei sich, lief neben der Spur. Heiße Wut stieg in van Zant hoch. Nur mit Mühe beherrschte er sich, weil er die Kleine nicht erschrecken wollte. Sie war eindeutig eines der Kinder, von denen O'Hara ihm berichtet hatte. Sie war drogensüchtig! Gequält lächelte er ihr zu.
    »Na, Süße, womit kann ich dir denn helfen?«
    Sie antwortete mit nur einem Wort. Wahrscheinlich war es das zweite, dass man ihr nach Mister beigebracht hatte.
    »Drugs?« Sie blickte Artimus hoffnungsvoll an.
    Möglichst unauffällig blickte Artimus sich um. Schickten die Drogenbosse die Kinder tatsächlich alleine auf ihre Touren? Oder waren da Kontrolleure, weil man den Kindern doch nicht wirklich traute? Zumindest konnte van Zant niemanden entdecken, was aber überhaupt nichts heißen musste. Nur einen Augenblick lang zögerte der Physiker, dann stand sein Entschluss felsenfest - er wusste genau, was er nun zu tun hatte.
    Lächelnd deutete er auf den Stuhl direkt neben sich. Dann kratzte er aus seinem Gedächtnis die Brocken Spanisch
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