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0955 - Blutiger Dschungel

0955 - Blutiger Dschungel

Titel: 0955 - Blutiger Dschungel
Autoren: Volker Krämer
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wieder verlassen. O'Hara schien das begriffen zu haben.
    »Im vergangenen Jahr hat in der Hauptstadt Kolumbiens, also in Bogota, ein ganz neues Drogenkartell von sich reden gemacht. Sie arbeiten außerordentlich erfolgreich nach dem gleichen Prinzip wie die anderen auch, doch irgendetwas ist da anders. Unheimlich. Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll. Man munkelt, du wärest in Kontakt zu solchen Dingen gekommen…« Er ließ den Satz unbeendet, aber van Zant hatte auch so verstanden. Seine Zeit im Kampf gegen die Dunkelheit hing ihm nach. Es war so, wie Zamorra es einmal gesagt hatte: »Wir können nicht vollständig unbemerkt in diese Kämpfe gehen. Irgendetwas wird immer an die Öffentlichkeit dringen.«
    Natürlich - Gerüchte und Spekulationen hatte es immer gegeben, gegen die man angehen konnte, die man allerdings nie ganz aus der Welt schuf.
    Van Zant nickte O'Hara zu.
    »Gut, ich sehe ein, dass ich hier in Algerien momentan nichts bewirken kann. Also wie hast du dir meine Hilfe in Bogota vorgestellt?«
    Es dauerte nicht sehr lange, bis O'Hara seinem alten Freund dargelegt hatte, wie alles ablaufen sollte. Nur gute zwanzig Minuten später verließen die beiden Männer die Lokalität und trennten sich nach einem kräftigen Händedruck.
    Artimus trieb es zurück in die miese Absteige, denn er musste seine wenigen Habseligkeiten packen und diesem Land den Rücken kehren. Dennoch blieb in seinem Hinterkopf der feste Wille, den Kindern in der Kasbah ein besseres Leben zu ermöglichen.
    Irgendwann.
    Nur nicht heute.
    ***
    Von einem normalen Touristen war er nicht zu unterscheiden.
    Zumindest gab sich Artimus van Zant alle Mühe, denn Aufmerksamkeit war das Letzte, das er brauchte. Allerdings fiel es ihm von Tag zu Tag schwerer, den Trottel zu geben, der mit offenen Augen durch diese riesige Stadt lief und alles übersah, was schlicht nicht zu übersehen war: die Bettler, die aus den Armenvierteln der Stadt tagtäglich ins Zentrum pilgerten, andere in Lumpen Gekleidete, die mit Bauchläden oder kleinen Tischen ausgestattet irgendeine minderwertige Ware anboten. Und die unzähligen Kinder, von denen sich nicht wenige als Taschendiebe versuchten.
    Bogota hatte mehr als sieben Millionen Einwohner, doch nur ein verschwindend geringer Teil von ihnen schwelgte in Luxus und Überfluss. Der Rest lebte von heute auf morgen - von der Hand direkt in den Mund.
    O'Hara hatte van Zant gesagt, dass er ihn hier nicht treffen würde. Alles was Artimus über diesen angeblich unheimlichen Drogenring wissen musste, würde ihm durch eine Kontaktperson übermittelt werden. Die jedoch hatte sich bisher noch nicht gezeigt - auch noch nicht nach zwei vollen Wochen, die der Physiker sich nun schon in der riesigen Stadt aufhielt. Langsam gingen Artimus die Spaziergänge aus, die er täglich ausgiebig unternahm.
    O'Hara hatte in keiner Weise übertrieben. Der Drogenhandel lief hier nahezu öffentlich ab. Die Bewohner Bogotas hatten gelernt ihre Blicke rechtzeitig abzuwenden, wenn Stoff und Geld ihre Besitzer wechselten. Polizei und Militär machten da keine Ausnahme, denn Artimus musste den Ordnungshütern nur in die Augen schauen, um zu erkennen, dass sich viele von ihnen ihr Übersehen gewisser Dinge in Naturalien entgelten ließen. Man konnte es auch einfacher sagen - sie waren mit Drogen bis unter die Haarspitzen abgefüllt.
    Wie immer ließ sich der Physiker auch heute in einem der Straßencafés der Stadt nieder, denn mittlerweile fand er es nur noch ermüdend sinn- und tatenlos durch die Straßen Bogotas zu laufen. Lange würde seine Geduld nicht mehr anhalten. Wenn sich die besagte Kontaktperson O'Haras nicht in den nächsten Tagen bei ihm melden würde, war es das für van Zant. Nur zu gerne hätte er eingegriffen, wenn er ein Kind sah, dass offensichtlich zum Kurier für die Drogenkartelle ausgebildet worden war, doch seine Erfahrungen in Algier bremsten ihn da aus. Alleine, das hatte er nun eingesehen, konnte man diesen Kampf nur verlieren.
    Er fragte sich, was es wohl mit diesem ominösen Kartell auf sich haben mochte, das O'Hara als so ungewöhnlich eingestuft hatte. Ein Mitglied eines solchen Syndikats - freiwillig oder nicht - wusste, was ihm blühte, wenn es seine eigene Gier über die Interessen der Organisation stellte; gleiches galt für Verräter oder Abtrünnige, die zu einem der anderen Kartelle abwandern wollten. Sie alle hatten ihr Leben verwirkt. Das war schon bei der Mafia so gewesen, deren
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