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0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit
Autoren: Oliver Fröhlich
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Auseinandersetzung eingreifen konnte, packte ihn ein Schwächeanfall und riss ihn in eine kurze Ohnmacht. Als er wieder erwachte, musste er mit ansehen, wie Dunja innerhalb von Augenblicken starb und zerfiel. Und wie auch er selbst alterte.
    Mit grausamer Klarheit erkannte er, was das zu bedeuten hatte: Sie waren zu spät gekommen! Sie hatten die Quelle des Lebens nicht retten können. Sie hatte ihre Wirkung verloren.
    Und deshalb hatte jeder, der von ihr getrunken und dadurch die relative Unsterblichkeit erlangt hatte, in atemberaubender Geschwindigkeit sein tatsächliches Alter erreicht. Jeder Unsterbliche vor Zamorra, der womöglich noch gelebt hatte, war nun mit Sicherheit tot. Gestorben in einer mörderischen Aufholjagd seines Körpers.
    Zamorra konnte von Glück reden, dass er selbst erst ein Endsechziger war. Dylan McMour hingegen hatte deshalb so geringe Auswirkungen zu verkraften gehabt, weil er lediglich ein paar Monate vorangeprescht war.
    Ein anderer Gedanke schoss ihm durch den Kopf und plötzlich hatte er das Gefühl, als presse ihm jemand das Herz zusammen.
    Nicole!
    Was war mit ihr? Auch sie hatte vor Jahren das Lebenswasser trinken können, wenngleich sie auch nie die Quelle besucht hatte. Stattdessen hatte Zamorra ihr etwas davon mitbringen dürfen, nachdem er die Hüterin mit seiner Argumentationskunst überlistet hatte.
    Starrte Nicole im Spiegel gerade fassungslos das Gesicht einer Mittfünfzigerin an und wusste nicht, wie ihr geschah? Ihm wurde ganz schlecht, wenn er daran dachte.
    Doch warum war Zamorra überhaupt so extrem gealtert? Bereits vor seinem Quellengang war er als Auserwählter langlebig gewesen und hatte wesentlich jünger ausgesehen, als er tatsächlich war. Hatte er diesen Status nach so vielen Jahren der Unsterblichkeit etwa verloren? Die wichtigste Frage aber lautete: Brachte es etwas, sich im Augenblick darüber Gedanken zu machen?
    Er stemmte sich hoch und ein scharfer Schmerz schoss ihm in den Ellenbogen. Doch er drängte ihn von sich, als ihm etwas anderes einfiel.
    Rhett! Mon dieu!
    Während er sich hier in Selbstbefindlichkeiten gesuhlt hatte, kämpfte der Erbfolger noch immer gegen die zwei verbliebenen Vampire. Wie hatte er das nur aus den Augen verlieren können?
    Muss am Alter liegen, hahaha.
    Tatsächlich war ihm gar nicht nach Lachen zumute.
    Er hob den E-Blaster auf, den er hatte fallen lassen, und richtete ihn auf das Erbfolger-Blutsauger-Knäuel. Bisher hatten die Spitzzähne es nicht geschafft, ihre Hauer in Rhetts Haut zu schlagen. Dazu wehrte er sich zu heftig. Eine der Spezialitäten der Llewellyns war eine Form der Wettermagie. Was sich im ersten Augenblick unspektakulär anhörte, konnte durchaus als gefährliche Waffe eingesetzt werden.
    Doch wie es aussah, fehlte Rhett dafür die Kraft. Stattdessen hatte er einen hauchdünnen Hochdruckkokon um sich gelegt, den die Vampire nicht zu durchdringen vermochten. Stets schlugen ihre Kiefer nur wenige Millimeter von Rhett entfernt aufeinander. Seine verzerrte Miene verriet, dass er die Anstrengung nicht mehr lange durchhalten konnte.
    Zamorra zielte auf einen der Blutsauger - und fluchte leise vor sich hin. Ein Schuss ins Handgemenge wäre schon unter normalen Umständen gefährlich gewesen. Doch die Umstände waren alles andere als normal.
    Zu seiner Erschütterung musste der Parapsychologe feststellen, dass seine Hand unkontrolliert zitterte. Selbst wenn er den Blaster mit beiden Händen umklammerte, bekam er den Abstrahldorn nicht zur Ruhe. Außerdem sah er sein Ziel nur unscharf.
    Er konnte es nicht riskieren zu feuern. Nicht einmal einen Betäubungsschuss wagte er. Denn auch wenn der Blaster im Paralyse-Modus sich verästelnde Blitze ausspie, musste er trotzdem zielen. Wenn er nicht richtig traf, konnte es durchaus passieren, dass er Rhett und dadurch dessen Schutzschirm ausschaltete, die Vampire aber wohlauf blieben.
    Stattdessen gab er seinem Amulett, das noch immer offen vor der Brust hing, gedanklich den Angriffsbefehl. Merlins Stern reagierte sofort. Ein silberner Blitz löste sich aus dem Pentagramm im Zentrum der Waffe und schlug in einen der Blutsauger ein.
    Da flammte ein widerliches Stechen durch Zamorras linke Schulter und Arm. Der Schmerz schoss bis in die Fingerspitzen und ließ den Professor keuchend auf die Knie sinken.
    Herzinfarkt! , war sein erster Gedanke.
    Die rechte Hand zuckte zur Brust, krallte sich darin fest. Schweiß trat ihm auf die Stirn, Hitzewogen pulsten durch seinen Körper.
    Du
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